# taz.de -- Hamburger Bahnhof: Pop Surplus: Sturtevants zeichnerisches Werk
       
 (IMG) Bild: Sturtevant: John’s Flag, 1991
       
       „Weiß ich nicht. Frag Elaine“, sagte Andy Warhol, als man ihn mal wieder
       allzu eindringlich danach fragte, wie er seine Siebdrucke machte. Da hatte
       er Elaine Sturtevant (1924–2014), die als Künstlerin nur ihren Nachnamen
       benutzte, gerade die Druckvorlage zu seinen „Flowers“ geschenkt. Auf ihre
       Bitte hin. Mit denen sie dann ihre eigene Version davon produzierte. So wie
       sie auch ihre eigene Version von Werken von u. a. Jasper Johns, Claes
       Oldenbourg, Frank Stella oder Keith Haring herstellte – „wiederholte“, wie
       sie selber es nannte. Mit dem Begriff und den Techniken der Appropriation
       Art mochte sie sich nie identifizieren. Warhol, der die Blumenbilder selber
       einer Kodak-Anzeige entlehnt hatte, hatte mit ihren „Wiederholungen“ keine
       Probleme. Auch Joseph Beuys gefiel es, was Sturtevant mit seinem Werk
       machte – indem sie seine Videos nachdrehte, seine Performances nachspielte.
       In der Ausstellung „Drawing Double Reversal“, die im Hamburger Bahnhof zu
       sehen ist, sind die Beuys-Videos zu sehen, vor allem aber Sturtevants
       zeichnerischer Output – Studien zu ikonischen Werken damals wie heute in
       der Kunstwelt hoch gehandelter Künstler, die meisten davon aus der Pop Art.
       Frappant, wie die Künstlerin sich zielsicher stets mit Werken beschäftigte,
       die den jeweiligen Zeitgeist trafen. Genauso frappant auch, dass sie oft
       mehrere Bilder zu einem neuen, eigenständigen zusammensetzte: Warhols
       „Flowers“ über Roy Lichtensteins „Pointed Finger“. „Pop Surplus“ nannte der
       MMK Frankfurt-Kurator Mario Kramer ihre Arbeiten; mehr als Pop. Wer sich
       darüber hinaus für Sturtevant interessiert: In der „Homosexualitäten“-Schau
       im Schwulen Museum wird gerade ihre schweißtreibende Version von Felix
       González-Torres’ Performance „Untitled (Go-Go Dancing Platform)“
       aufgeführt. SW
       
       Bis 23. 8., Sa.–Mi. 10–18 Uhr, Do. 10–20 Uhr, Invalidenstraße 50/51
       
       23 Jul 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stephanie Wurster
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA