# taz.de -- Syrer fliehen wegen IS-Kämpfen in Türkei: Mit Wasserwerfern gegen Flüchtlinge
       
       > Weil die Stadt Tal Abjad vom IS erobert zu werden droht, fliehen tausende
       > Syrer in die Türkei. Dort wurden sie zunächst gewaltsam zurückgedrängt.
       
 (IMG) Bild: Syrische Flüchtlinge an der türkischen Grenze in Akçakale
       
       Akçakale afp | Tausende Syrer sind am Sonntagabend vor den heftigen Kämpfen
       um die Stadt Tal Abjad über die Grenze in die Türkei geflüchtet. Türkische
       Sicherheitskräfte hatten zunächst versucht, die Flüchtlinge nicht ins Land
       zu lassen: Mit Wasserwerfern und Warnschüssen trieben sie die Menge am
       Samstag und Sonntag am Grenzübergang Akçakale auseinander, wie ein Fotograf
       der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Am Abend durften sie schließlich
       doch die Grenze passieren.
       
       Die Menschenmenge wurde stundenlang an der Grenze hinter einem Zaun mit
       Stacheldraht zurückgehalten. Die türkischen Sicherheitskräfte ließen lange
       Zeit niemanden passieren. Sie setzten immer wieder Wasserwerfer und auch
       Warnschüsse ein, um die Flüchtlinge nicht zu nah an den Zaun kommen zu
       lassen. In ihrer Verzweiflung versuchten Dutzende, über die Absperrungen zu
       klettern oder unter dem Stacheldraht durchzukriechen. Immer wieder kam es
       zu chaotischen Szenen.
       
       Am Sonntagabend dann durften erste Flüchtlinge die Grenze überqueren. Es
       bildeten sich lange Schlangen, türkische Helfer warfen Wasserflaschen in
       die bei glühender Hitze wartende Menge. Nach Angaben des türkischen
       Fernsehens wurde mit der Ankunft von rund 3.000 Syrern gerechnet, nach
       Schätzung eines AFP-Korrespondenten vor Ort dürfte die Zahl in Wahrheit
       aber wesentlich größer sein.
       
       Die Türkei hatte am Donnerstag Maßnahmen angekündigt, um den Zustrom
       syrischer Flüchtlingen zu begrenzen. Seit dem Beginn des Bürgerkriegs in
       Syrien vor mehr als vier Jahren nahm die Türkei bereits etwa 1,8 Millionen
       Flüchtlinge auf.
       
       ## Kämpfe mit IS um Tal Abjad
       
       Kurdische Einheiten liefern sich derzeit erbitterte Gefechte mit der
       Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) um Tal Abjad. Nach
       Behördenangaben flohen in den Tagen vor der Grenzschließung mehr als 13.000
       Syrer vor den Kämpfen in die Türkei.
       
       Ein Kommandeur der Kurden sagte AFP am Sonntag, die Einheiten seien bis auf
       50 Meter an die Stadt herangerückt und lieferten sich heftige Gefechte mit
       den IS-Kämpfern. In die Stadt hinein schafften es die Kurden demnach aber
       noch nicht.
       
       Tal Abjad dient dem IS als Einfallstor für Kämpfer, die aus der Türkei in
       die syrische Provinz Raka kommen. Am Sonntag wehte über der Stadt weiter
       die schwarze IS-Flagge. Um Tal Abjad war Gefechtslärm zu hören, östlich der
       Stadt ereignete sich eine heftige Explosion. Immer wieder kamen auch
       Bewaffnete zum Grenzzaun, bei denen es sich offensichtlich um
       IS-Dschihadisten handelte. Nach Angaben des türkischen Fernsehens
       versuchten sie, die Flüchtlinge am Passieren der Grenze zu hindern.
       
       Der Sondergesandte der Vereinten Nationen für Syrien, Staffan de Mistura,
       ließ am Sonntag erklären, er habe eine Einladung von Syriens Staatschef
       Baschar al-Assad zu Gesprächen angenommen. Er werde bald nach Damaskus
       reisen, um unter anderem über die humanitäre Lage zu beraten, hieß es.
       
       15 Jun 2015
       
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