# taz.de -- Urteil gegen Dominique Strauss-Kahn: Ex-IWF-Chef ist doch kein Zuhälter
       
       > Strauss-Kahn kommt damit durch, nicht gewusst zu haben, dass Frauen bei
       > Hotel-Sexpartys von Geschäftsfreunden bezahlt wurden.
       
 (IMG) Bild: Dominique Strauss-Kahn: freigesprochen, aber auch öffentlich rehabilitiert?
       
       PARIS taz | Der frühere Minister und IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn
       (DSK) hat eine weitere Runde gegen die Justiz gewonnen. Am Freitag sprach
       ihn das Strafgericht von Lille vom Vorwurf der schweren Zuhälterei im
       Zusammenhang mit den von Freunden für ihn organisierten Sexpartys in Hotels
       frei.
       
       Bereits früher war ein Verfahren wegen Vergewaltigung in New York gegen ihn
       nach einem Vergleich mit einer Hotelangestellten eingestellt worden. Danach
       wurde auch eine Klage einer Pariser Journalistin, Tristane B., wegen
       angeblicher sexueller Aggression wegen Verjährung und mangelnder Hinweise
       auf eine Vergewaltigung abgewiesen.
       
       Im jetzigen Verfahren wurden neben Strauss-Kahn auch die meisten
       Mitangeklagten freigesprochen. Nur René K., der frühere PR-Chef des Hotels
       „Carlton“ in Lille, das der ganzen Affäre und dem Prozess seinen Namen
       gegeben hat, wurde der Zuhälterei für schuldig befunden und zu einem Jahr
       Haft auf Bewährung verurteilt.
       
       Das erweckt den Eindruck, dass am Ende ein Mitläufer oder „kleiner Fisch“
       für alle anderen büßen musste. DSK dagegen hat laut dem
       Gerichtspräsidenten, der am Freitagmorgen eine 147 Seiten lange
       Urteilsbegründung vorlas, „lediglich von den Diensten der Gruppe
       profitiert.“
       
       ## Staatsanwaltschaft hatte Freispruch beantragt
       
       Der Freispruch für DSK ist keine Überraschung. Im Verlauf der
       Gerichtsverhandlungen, bei denen auch ehemalige Prostituierte aussagten,
       wurde klar, dass es im streng juristischen Sinne schwer sein würde zu
       beweisen, dass DSK wissen musste, dass die ihm zur Verfügung gestellten
       Sexgespielinnen bezahlte Callgirls waren. DSK selber stritt stets
       kategorisch ab, gewusst zu haben, dass seine Partnerinnen von befreundeten
       Geschäftsleuten bezahlt wurden.
       
       Am Prozessende beantragte deshalb auch der Staatsanwalt einen Freispruch
       für den prominenten Angeklagten, der während der Verhandlungen unentwegt
       zuversichtlich auf diesen Ausgang gewartet hatte. Etwas eher überraschte
       dagegen der Freispruch für Dominique A., der unter dem Namen „Dodo la
       Saumure“ in Belgien Bordelle betreibt. Für ihn hatte die Anklage immerhin
       zwei Jahre Gefängnis gefordert.
       
       Das Gericht hielt sich an die Buchstaben des Strafrechts. Schon am ersten
       Prozesstag hatte der Gerichtspräsident erklärt, dass es vor dem Tribunal
       nicht um die Moral, sondern nur um das Recht gehe. Der Verteidigung von DSK
       gelang es im Verlauf der Verhandlungen und Zeugenbefragung auch, zahlreiche
       Mängel der Voruntersuchung zugunsten des Angeklagten DSK auszunutzen.
       
       In ein paar Jahren allerdings hätte der Prozess möglicherweise anders
       geendet, denn gegenwärtig debattieren die Abgeordneten der
       Nationalversammlung in zweiter Lesung darüber, die Kunden von
       Prostituierten in Frankreich künftig zu bestrafen. Natürlich könnte ein
       solches Gesetz nicht rückwirkend auf DSK und seine Sexparty-Freunde
       angewandt werden.
       
       ## Rückkehr in die Politik unwahrscheinlich
       
       Juristisch steht Strauss-Kahn, der bis zum Skandal im New Yorker Sofitel
       als klarer Favorit für die Präsidentschaftswahlen von 2012 gegolten hatte,
       also wieder mit einer weißen Weste da. Ob er damit auch in den Augen seiner
       Landsleute rehabilitiert ist, die ihn lange als den besten
       Wirtschaftsexperten seiner Generation betrachtet haben, ist eine andere
       Frage.
       
       Denn durch die Gerichtsverfahren waren zahlreiche Details aus seinem
       Intimleben und seiner sexuellen Praktiken publik geworden - genug, um ein
       baldiges Comeback in die Politik auszuschließen. Das hinderte aber viele
       seiner Anhänger nicht daran, gleich nach der Bekanntgabe des Freispruchs
       auf Netzwerken wie Twitter seine sofortige Rückkehr in die politische Arena
       zu wünschen.
       
       12 Jun 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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