# taz.de -- Hafen wird noch größer: Lagerhallen statt Lebewesen
       
       > Die Hafenbehörde will auf einer Waldfläche mit seltenen Arten ein
       > Logistikzentrum bauen. Naturschützer sind nicht mehr kompromissbereit.
       
 (IMG) Bild: Platz für noch mehr Container: Hafenbehörde plant auf Waldgelände.
       
       Hamburg taz | Der Hafen schickt sich an, ein weiteres Stück Natur zu
       fressen. Heute endet die Auslegungsfrist für die „Hafenplanungsverordnung
       Altenwerder-West“, mit der die Hafenbehörde HPA den Hafen auf die
       Vollhöfner Weiden ausdehnen will.
       
       Das Gebiet am Ostende der Alten Süderelbe, kurz vor dem Hafenbahnhof, ist
       einzigartig in diesem Teil der Elbmarsch und bietet seltenen Arten eine
       Heimat. Umweltverbände und die Bürgerinitiative „Hamburg für die Elbe“
       protestieren deshalb gegen die Pläne.
       
       In dem Raum südlich der Elbe zwischen Cranz und der Süderelbe ist in den
       vergangenen Jahren viel neue Infrastruktur gebaut worden, angefangen beim
       Containerterminal Altenwerder über die Airbus-Werkserweiterung samt
       Pistenverlängerung bis zur Ortsumgehung Finkenwerder. Dazu kamen kleinere
       Straßen und Lagerhallen. Bald soll noch die Autobahn A 26 von Buxtehude her
       kommen.
       
       Die Vollhöfner Weiden sind gut doppelt so groß wie die Binnenalster. Sie
       waren jahrelang sich selbst überlassen, so dass sich dort ein Wald mit
       einem Stück sandiger Brache entwickelt hat, in dem sich seltene Arten
       ansiedeln konnten.
       
       In dem Gebiet jagen fünf in Hamburg gefährdete Fledermausarten. Hier brüten
       seltene Vögel wie der Gelbspötter und der Kleinspecht. Hier gedeihen das
       rare Fluss-Greiskraut und der Bauernsenf.
       
       „Das ist eine der wenigen Waldstrukturen im Biotopverbund des
       Süderelberaums“, sagt Paul Schmid, Sprecher des Umweltverbandes BUND. Der
       Umweltbericht der HPA räumt ein, die isolierte Lage verleihe dem Wald für
       die hier hausenden Arten „den Stellenwert eines Trittsteins, der ersatzlos
       verloren geht“.
       
       Ausgleichsmaßnahmen im funktionalen und räumlichen Zusammenhang seien
       „schlichtweg nicht möglich“, resümiert der Bericht. Wie eine Kompensation
       irgendwo anders aussehen könnte, wird erst geklärt, wenn gebaut wird.
       
       Das Gelände gehört heute schon zum „Hafenerweiterungsgebiet“. Die jetzige
       Planung macht daraus ein „Hafennutzungsgebiet“, folglich könnte gebaut
       werden. Alternativen dazu gebe es nicht, argumentiert die HPA, weil es
       keine ähnlich großen zusammenhängenden Flächen mehr im Hafen mit guter
       Verkehrsanbindung gebe.
       
       „Wir haben Anfragen von Mietern, für die wir momentan keine Flächen
       bereitstellen können“, sagt HPA-Sprecher Martin Boneß.
       
       Die Bürgerinitiative „Hamburg für die Elbe“ hält dagegen, der Süderelberaum
       sei ohnehin schon stark belastet, zumal viele der übrigen
       Infrastrukturprojekte nicht ausgeglichen worden seien.
       
       Die HPA verpachte ihre Grundstücke zu billig, so dass es für die
       Unternehmen keinen Anreiz gebe, sparsam mit den Flächen zu wirtschaften.
       Die Initiative verlangt, „dass der Bedarf an Hafenflächen konkret und
       verbindlich offengelegt wird“.
       
       Die Naturschutzverbände schließlich sind enttäuscht, weil die Vollhöfner
       Weiden einmal Gegenstand von Verhandlungen zwischen ihnen und dem Senat
       über die A 26 waren.
       
       Würde die Waldfläche als Teil des Biotopverbundes südlich der Elbe
       erhalten, würden sie sich mit der Autobahn durch den Moorgürtel abfinden.
       „Wenn es keine substanziellen Angebote gibt, wie man den Biotopverbund
       erhalten kann, werden die Verbände gegen die A 26 klagen“, kündigt
       BUND-Sprecher Schmid an.
       
       26 May 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
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