# taz.de -- Kolumne: Der Chinese und die Kanzlerin
       
       > Ob mit der Magnetschwebebahn angereist oder als Computervirus getarnt:
       > Der Chinese ist überall.
       
       Wenn der Chinese will, dann ist er ruckzuck hier. Mit der
       Magnetschwebebahn. Und wir können nicht das Geringste dagegen tun. Im
       Gegenteil: Wir haben sie ihm ja verkauft, die Magnetschwebebahn. Damit er
       sie jetzt nachbaut und uns damit in kürzester Zeit überrennt. Bald wird
       alles voll von chinesischen Magnetschwebebahnen sein, in denen reiche
       chinesische Touristen über unseren Köpfen hin und her sausen und aus dem
       Fenster unsere letzten geheimen Hochtechnologien fotografieren und die
       Bilder mit ihren Handys nach China schicken.
       
       Wie wir kürzlich erfahren mussten, ist er ja praktisch schon im Kanzleramt,
       der Chinese, per Virus im Rechner der Kanzlerin. Der Chinese weiß also
       alles über den gesamten E-Mail-Verkehr der Kanzlerin mit Müntefering. Was
       nicht weiter schlimm ist. Wenn aber die Kanzlerin in China einen Anruf auf
       ihrem Mobiltelefon bekommt, von Karl Lauterbach zum Beispiel, der ihr seine
       neuesten Gesundheitsreformideen erzählen möchte, dann hängt der Chinese
       selbstverständlich mit drin in diesem Gespräch und es dauert keinen Tag,
       dann ist das keine deutsche Gesundheitsreform mehr, sondern eine
       chinesische. Es ist nicht auszuschließen, dass demnächst eine
       Eins-zu-eins-Kopie unserer Koalitionspolitik in Peking fabriziert wird.
       Möglicherweise kommt sie schon längst von dort - nur wesentlich billiger
       als sie hier hergestellt werden könnte, weil am Standort China die
       Lohnnebenkosten ja kaum ins Gewicht fallen. Es traut sich nur niemand, das
       zu sagen.
       
       Aber nicht nur unsere Innovationen sind längst in chinesische Hände
       gefallen. Es sind die kleinen Dinge, die uns Sorgen machen sollten. Hat
       nicht auch in Ihrer Nähe jüngst ein chinesischer Imbiss aufgemacht, mit
       freundlichen Chinesen, die angeblich nur Nudeln braten? Und während sie die
       Nudeln braten, fragen sie scheinheilig, wie es uns geht? Antworten Sie
       nicht auf solche Fragen. Der Chinese saugt jede Information auf wie ein
       Schwamm, und wenn Sie ihm sagen, es geht Ihnen gut, dann geht es ihm am
       nächsten Tag ebenfalls gut, wer weiß, vielleicht sogar besser als Ihnen.
       Nehmen Sie auch keine Geschenke an vom Chinesen, vor allem keine dieser
       glücksbringenden Plastikkatzen. Es wird vom BND jedenfalls stark vermutet,
       dass diese Plastikkatzen, die mit der Pfote wackeln, mit Minikameras
       ausgestattet sind, die jede ausgespähte Konversation direkt nach Peking
       melden, wo sie sofort auf dem Schreibtisch eines Chinesen landet, der damit
       unseren Mittelstand ruiniert.
       
       Wie sich jetzt immer mehr herausstellt, ist der Chinese auch an Dingen
       schuld, mit denen man ihn bisher gar nicht in Verbindung gebracht hätte.
       Dass dieser Sommer hier so verregnet war, ist nach neuesten Berechnungen
       auf den erhöhten Ausstoß von Treibhausgasen in China zurückzuführen. Allein
       fünfundsiebzig Prozent spontaner Migräneanfälle im letzten Jahr gehen auf
       Titelgeschichten des Spiegel über den Chinesen und seinen Wirtschaftsboom
       zurück. Praktisch jedes technische Versagen, egal welcher Maschine, geht
       auf ein minderwertiges Bauteil zurück, das in China hergestellt worden ist.
       Vorsicht! Versuchen Sie auf keinen Fall selbst, das Bauteil auszutauschen,
       es ist vermutlich hochgradig bleiverseucht und giftig. Sollten Sie auch nur
       einen weiteren Tag am Leben bleiben wollen, rate ich dringend davon ab,
       überhaupt noch mit Geräten zu hantieren, die irgendetwas mit China oder dem
       Chinesen zu tun haben bzw. hatten. Solche Geräte, man kann es in jedem
       Verbrauchermagazin sehen, neigen dazu, bei der geringsten Fehlbedienung zu
       explodieren. Seien Sie andererseits auch vorsichtig mit deutschen Geräten:
       es könnte sich um chinesische Raubkopien handeln (insbesondere
       Kettensägen).
       
       Leider ist es unwahrscheinlich, dass der Chinese noch aufgehalten werden
       kann, selbst wenn wir uns noch so sehr anstrengen, weil wir uns gar nicht
       so sehr anstrengen können, wie der Chinese sich anstrengt, denn der Chinese
       ist noch wesentlich fleißiger als wir. Wenn der Chinese aber nicht ahnt,
       dass wir das wissen, haben wir noch eine geringe Chance. Vernichten Sie
       also diesen Text sofort nach der Lektüre. Sorgen Sie dafür, dass er nicht
       in die Hände des Chinesen fällt. Danke.
       
       28 Aug 2007
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Kuzmany
       
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