# taz.de -- Iran: Erneute Schlappe für Maulhelden
       
       > Der Vorsitz des Expertenrates, der etwa den Präsidenten bestimmt, geht an
       > Ex-Staatschef Rafsandschani - einen Erzfeind von Regierungschef
       > Ahmadinedschad.
       
 (IMG) Bild: Ex-Staatspräsident Akbar Haschemi Rafsandschani
       
       BERLIN taz Der verbalradikale iranische Regierungschef Mahmud
       Ahmadinedschad büßt immer mehr an Einfluss ein: Am Dienstag wurde sein
       Erzfeind Akbar Haschemi Rafsandschani zum Vorsitzenden des Expertenrats
       gewählt. Der ehemalige Staatspräsident Rafsandschani siegte über zwei
       Kandidaten des radikalkonservativen Lagers, von denen einer, Mesbah Yasdi,
       Ahmadinedschad nahe steht. Der Expertenrat, der sich aus Islamgelehrten
       zusammensetzt, ist ein einflussreiches Gremium: Er bestimmt den
       Staatspräsidenten und kann diesen sogar absetzen.
       
       Die Wahl des - für iranische Verhältnisse - als gemäßigt geltenden
       Rafsandschani ist Ausdruck des wachsenden Unmuts auch in der politischen
       Führung des Iran über den Kurs Ahmadinedschads. Angesichts innenpolitischer
       Misserfolge - hohe Jugendarbeitslosigkeit, Reformstau, schrumpfende
       Wirtschaft - versucht dieser durch eine außenpolitische
       Konfrontationspolitik die Nation hinter sich zu vereinen. Am letzten
       Sonntag hatte Ahmadinedschad verkündet, der Iran verfüge über 3.000
       Zentrifugen zur Anreicherung von Uran.
       
       Damit hatte er einem Bericht der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA)
       widersprochen, in dem kürzlich versichert worden war, der Iran sei von
       diesem mittelfristigen Ziel noch weit entfernt. Bei gleicher Gelegenheit
       hatte Ahmadinedschad heftig seinen Amtsvorgänger, Mohammed Khatami,
       kritisiert, der in der Nuklearfrage den westlichen Forderungen zu weit
       entgegengekommen sei.
       
       Der antiwestliche Regierungskurs macht der Geistlichkeit jedoch zunehmend
       Sorgen. Zum einen, weil die US-Sanktionen gegen den Iran zu immer größerer
       Kapitalflucht aus dem Land sowie zu einem Rückzug internationaler Firmen
       und Banken führen. Zum anderen, weil drohende weitergehende Sanktionen oder
       die Angst vor einem US-Angriff ihre Schatten vorauswerfen. Aus Angst vor
       einem Erdölembargo hatte das Parlament Ahmadinedschad im Juni gezwungen,
       eine Benzinrationierung zu verfügen - eine extrem unpopuläre Maßnahme, die
       vor allem die ärmeren Teile der Bevölkerung hart trifft.
       
       Damit läuft das Regime Gefahr, nach den gebildeten, westlich ausgerichteten
       Städtern und der vom wirtschaftlichen Niedergang betroffenen Mittelschicht
       auch die Armen als Unterstützer zu verlieren. Ein deutlicher Hinweis darauf
       waren die Kommunalwahlen im Dezember 2006, als die Hardliner um
       Ahmadinedschad eine Schlappe erlitten.
       
       4 Sep 2007
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Antje Bauer
       
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