# taz.de -- Bioprodukte-Kommentar: Wer vom Bio-Boom profitiert
       
       > Ob in Discountern oder Bioläden - die Nachfrage nach Bioprodukten steigt
       > immer weiter. Doch weil die Politik versäumt hat, deutsche Biobauern zu
       > fördern, muss immer mehr Bioessen importiert werden.
       
       Der Lidl-Konzern will die Biosupermarktkette Basic übernehmen, doch das
       läuft nicht so glatt wie geplant. Das ist gut, denn es wäre ein
       Präzedenzfall. Zwar führen alle großen Supermarktketten inzwischen
       Biolebensmittel im Sortiment, doch der Biohandel blieb bislang unter sich -
       das gilt für den kleinen Tante-Emma-Bioladen wie für eine
       Biosupermarktkette wie Basic. Mit dem Lidl-Deal aber würde die Gren- ze
       zwischen Einzelhandelskonzernen und Biomarkt aufgebrochen.
       
       Seit die Sache publik ist, sieht sich Basic einer doppelten Drohung
       ausgesetzt: An eine Lidl-Tochter wollten die Lieferanten nicht mehr
       liefern. Und auch viele Kunden wollten lieber bei einem unabhängigen
       Biohändler kaufen, statt Kundschaft eines großen Konzerns zu werden. Das
       ist ein seltenes Beispiel von gemeinsamem Handeln in der
       Lebensmittelbranche, die ansonsten nicht gerade von Konsumentenwitz
       bestimmt wird.
       
       Das Problem aber wird bleiben - die Frage nämlich, wie die deutsche
       Bevölkerung künftig auf breiter Basis mit Bioessen versorgt werden soll.
       Denn die hiesigen Biobauern können beim Bio-Boom nicht mithalten. Ein Bauer
       braucht Jahre und viel Wagemut, um seine Produktion umzustellen. Zudem ist
       die Mehrheit der hiesigen Landwirte von den dauerhaften Niedrigpreisen der
       vergangenen Jahrzehnte völlig ausgepowert. Trotzdem wäre es nicht nötig
       gewesen, dass vor allem ausländische Erzeuger jetzt auf dem Biomarkt
       dermaßen abräumen.
       
       Hier liegt ein klares Versagen der Politik vor. Außer Lippenbekenntnissen
       haben die Landwirtschaftsminister der Bundesländer für Biobauern und deren
       regionale Vermarktung kaum etwas zuwege gebracht. Auch auf EU-Ebene konnten
       oder wollten die Unterhändler der Bundesregierung wenig bewirken: Da wurden
       lasche Biorichtlinien abgesegnet, die Agrarsubventionen wirken weiter in
       die falsche Richtung, und die hilfreichen EU-Fonds für regionale
       Vermarktung oder die Umstellung von Biohöfen werden immer mehr
       eingeschmolzen.
       
       Deshalb nehmen die Importe von Bioessen zu - und das kommt eher den
       Konzernen entgegen. Die Aufregung um Basic wird also nicht die letzte auf
       dem Biomarkt gewesen sein.
       
       5 Sep 2007
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reiner Metzger
       
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