# taz.de -- NPD-Kommentar: Den rechten Verführern trotzen
       
       > Die NPD etabliert sich. Die Strategen in den Führungsetagen der
       > Volksparteien haben noch nicht begriffen, dass sie selbst Teil dieses
       > Problems sind.
       
 (IMG) Bild: "Aufschreien und dann nichts tun": Norbert Mielke, Bürgermeister von Postlow
       
       In Sachsen hat die NPD in Umfragen die SPD überholt: Das klingt nach einer
       Sensation, ist aber keine. Es beschreibt einen tristen Prozess, der sich
       seit mehreren Jahren im Osten der Republik beobachten lässt. Die NPD
       etabliert sich - und die demokratischen Volksparteien schaffen es nicht,
       die Erosion an ihrer Basis zu bremsen. Schon bei der Landtagswahl 2004
       rangierte die NPD in Sachsen nur 0,6 Prozentpunkte hinter der SPD. Nun hat
       sich das Verhältnis dort offenbar umgekehrt.
       
       Sachsen ist ein warnendes Exempel. Denn seit ihrem Einzug in den Dresdner
       Landtag haben die Rechtsextremen allerhand peinliche Schlagzeilen
       fabriziert. Doch den Demokraten ist es offenbar nicht einmal gelungen,
       diese Schwäche auszunutzen. Wie aber wollen die Volksparteien das Abdriften
       der Wählerschaft ins Extreme dort stoppen, wo die Neonazis weit
       professioneller agieren als im Freistaat?
       
       Die Strategen in den Führungsetagen der Volksparteien scheinen noch immer
       nicht begriffen zu haben, was ihre Verantwortung ist. Sie sind nicht nur
       die guten Streiter gegen die bösen Nazis - eine Rolle, in der sie sich
       verständlicherweise gut gefallen. Sie sind selbst Teil des Problems. Die
       Neonazis punkten bei jenen Menschen, die nicht mehr glauben, dass sich
       irgendwer von "denen da oben" für ihre Belange interessiert. Die nicht mehr
       wissen, wofür die Demokratie eigentlich gut ist.
       
       Das verlorene Vertrauen werden die Demokraten nicht mit markigen Parolen
       gegen die NPD zurückgewinnen, nicht mit Boykottstrategien in den
       Parlamenten und schon gar nicht mit dem Ruf nach einem Parteiverbot. Es
       bringt auch wenig, Geld in Programme gegen rechts zu pumpen, wenn
       gleichzeitig die demokratischen Parteiverbände in den NPD-Hochburgen als
       kümmerliche Losertruppen daherkommen.
       
       Wie kann es sein, dass sich die NPD mancherorts schon mit kleinsten Gesten
       der Bürgernähe beträchtlichen Respekt verschafft? Jemand wie SPD-Chef Kurt
       Beck, der so viel auf seine Volksnähe hält, sollte die Alarmsignale ernst
       nehmen - und die Konsequenzen daraus ziehen. Der Anfang ist eigentlich gar
       nicht schwierig. Denn in einigen Orten dürften die Menschen schon eine
       Grillwurst von der SPD als eine echte Sensation empfinden.
       
       7 Sep 2007
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Astrid Geisler
       
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