# taz.de -- Stadtschloss in Potsdam: Millionen lassen Potsdam alt aussehen
       
       > Kaum hat SAP-Gründer Hasso Plattner 20 Millionen Euro für den
       > Wiederaufbau des Stadtschlosses gespendet, bedankt sich die Jury für den
       > Landtagsneubau mit klaren Gesten: Die Fassade wird aussehen wie im 17.
       > Jahrhundert.
       
 (IMG) Bild: Der Schlossspender: SAP-Gründer Hasso Plattner
       
       Potsdam hat am späten Mittwochabend seinen wohl größten Sprung in Richtung
       Preußen-Nostalgie getan. Auf der ersten Sitzung des "Bewertungsgremiums für
       den Landtagsneubau" verabredete sich die 13-köpfige Jury aus
       Landespolitikern und namhaften Architekten auf eine möglichst
       "originalgetreue Wiederherstellung der historischen Fassaden" des einstigen
       Stadtschlosses am Alten Markt. Die Entwürfe von sechs Baukonsortien für das
       Gebäude, in das ab 2011/2012 das Landesparlament einziehen will, sollten im
       Sinne der Rekonstruktion nachgebessert werden, sagte ein
       Ministeriumsmitarbeiter gestern.
       
       Durch die 20-Millionen-Euro-Spende des SAP-Gründers Hasso Plattner sei für
       den geplanten brandenburgischen Landtag "eine neue Situation entstanden",
       betonte Ingo Decker, Sprecher im Potsdamer Finanzministerium, das als
       Bauherr fungiert. Das weitere Verfahren würde nun daraufhin abgestimmt
       werden müssen.
       
       Für das Innere des Baus sollte zwar weiterhin die zeitgemäße Nutzung - etwa
       für den Plenarsaal - das Vorhaben bestimmen. "Für das Äußere gibt es jetzt
       den deutlichen Wunsch zur Wiederherstellung der Knobelsdorff-Fassade", so
       Decker. Finanzminister Rainer Speer (SPD), der auch zur Jury zählt, wertete
       "die großzügige Entscheidung Plattners zugunsten des Landes Brandenburg"
       als Durchbruch für ein Landtagsgebäude im historischen Gewand. Erst dessen
       Spende erlaube eine größtmögliche äußere Annäherung an die barocke
       Architektur.
       
       Hintergrund der Jury-Entscheidung für eine Rückkehr der barocken
       Knobelsdorff-Fassade aus dem 17. Jahrhundert ist in der Tat die wenige Tage
       zuvor vertraglich vereinbarte Schenkung von 20 Millionen Euro durch den
       Software-Milliardär Hasso Plattner an das Land Brandenburg. Plattner hatte
       die Summe unter der Bedingung bereitgestellt, dass sein Geld für "die
       Wiederannäherung des Landtagsgebäudes an Gliederung und Erscheinung der
       äußeren historischen Fassade" des 1960 von der DDR gesprengten Potsdamer
       Stadtschlosses zur Verfügung gestellt werden müssen. Die sechs vorliegenden
       Entwürfe beinhalteten bisher keine vollständig originale Rekonstruktion der
       Schlossfassade im Maßstab eins zu eins.
       
       Die neue Lage werde den Termin für die endgültige Jury-Entscheidung Anfang
       2008 wohl verzögern, sagte Decker. Dennoch rechne das Finanzministerium
       damit, dass noch im Jahr 2009 mit dem nun insgesamt 105 Millionen Euro
       teuren Bauvorhaben begonnen werden könne.
       
       Der Verein Potsdamer Stadtschloss und Bürgerinitiativen bezeichneten die
       Plattner-Schenkung als "Durchbruch für den Wiederaufbau des Potsdamer
       Stadtschlosses". Die Potsdamer Mitte erhalte damit ein "Juwel" zurück. Auch
       TV-Star Günther Jauch, der gleichfalls mit einer Millionensumme den
       Wiederaufbau des Stadtschlosses durch den Bau des Fortunaportals
       unterstützt hatte, begrüßte die Spende.
       
       Der Landtag hatte 2005 beschlossen, den Neubau in den Um- und Aufrissen des
       früheren Knobelsdorff-Baus zu errichten. Dafür wurden 85 Millionen Euro
       veranschlagt. Das Geld für die Fassade war nicht in der Kalkulation
       enthalten.
       
       29 Nov 2007
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rolf Lautenschläger
       
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