# taz.de -- Gewaltige Fans: Die emotionale Nähe beim Hallenkick
       
       > Das Hallenfußballturnier der Berliner Regional- und Oberligaclubs bleibt
       > vergleichsweise ruhig - dank starker Polizeipräsenz und der Absage des
       > berüchtigten BFC Dynamo.
       
 (IMG) Bild: Zweite Karriere: Lennart Hartmann (r.) im Finale um die Deutsche Meisterschaft für den FC Liria gegen die Hamburg Panthers
       
       Im dritten Spiel des Tages war es dann doch so weit. Einige Fans des
       Regionalligisten Union Berlin drangen in den Zuschauerblock von Tennis
       Borussia ein. Es kam zu wüsten Rangeleien. Die Polizei trennte rasend
       schnell die Gruppen und nahm einen Union-Fan fest. Die meisten der gut
       1.100 Besucher des Hallenfußballturniers der Regional- und Oberligavereine
       in der Sporthalle Charlottenburg haben den Zwischenfall am Samstag wohl gar
       nicht mitbekommen.
       
       Doch auch der Hallenfußball ist nicht mehr vor Fanauseinandersetzungen
       gefeit. "Hallenfußball hat andere Gesetze", sagt Hubert Müller, einer der
       drei Mitarbeiter der Berliner Landesinformationsstelle für Sporteinsätze
       (LiS). Müller meint damit nicht die Ansprüche an die Kicker, die auf dem
       schnellen Parkett vor allem technische Fertigkeiten abrufen müssen. Der
       Polizeihauptkommissar will vielmehr sagen, dass sich Hallenturniere
       hervorragend als Austragungsorte für Fanauseinandersetzungen eignen. "Es
       gibt ja so gut wie keine Abstände zwischen den Fanblocks. Diese räumliche
       Enge schafft Emotionen, die sich hier leicht und ohne Hindernisse entladen
       können", erklärt Müller.
       
       Wie viele Polizisten beim "Cup 2008" zum Einsatz gerufen wurden, durfte
       Müller nicht sagen. Doch die Ordnungshüter waren überaus präsent.
       Zusätzlich schützten die "Ermittlungsgruppe Hooligans" des
       Landeskriminalamtes und ein privater Sicherheitsdienst die Veranstaltung.
       Das zeigt die Brisanz des Berliner Turniers. Zwar schätzte die Polizei die
       Lage in der Halle an der Sömmeringstraße vor Ort schließlich als
       "grundsätzlich störungsfrei" ein, "aber das heißt ja nicht, das hier alles
       ruhig bleibt", erklärte Ulf Wendorff, ein Mitarbeiter der LiS, kurz vor dem
       Anpfiff.
       
       Dennoch ist es wohl eher einer Absage als dem starken Polizeiaufkommen zu
       verdanken, dass das Turnier fast reibungslos über das Parkett ging. Der BFC
       Dynamo Berlin ließ diesmal das Traditionsturnier sausen. "Wir und unsere
       Fans sind mit dem Gesamtpaket Charlottenburger Halle nicht zufrieden. Wir
       fühlen uns dort überhaupt nicht wohl", erklärte der Präsident des BFC
       Dynamo, Frank Berton. Er möchte das Turnier nach Hohenschönhausen verlegen.
       Das hatte Berton bereits im März dem Ausrichter, der Arbeitsgemeinschaft
       der Berliner Regional- und Oberligavereine, angeboten.
       
       "Diesen Umzug lehnten wir jedoch einstimmig ab. Das Turnier gehört in die
       Halle nach Charlottenburg. Das hat Tradition", sagt Toni Petrina,
       Vorsitzender der AG. Einen Grund zum Ortswechsel sieht außer Dynamo keiner
       der Berliner Vereine. Und auch nicht der Berliner Fußballverband (BLV), wie
       Sprecher Frank Schlüter bestätigt.
       
       Offensichtlich haben die Verantwortlichen noch die unschönen Bilder des
       letztjährigen Turniers im Kopf. Da randalierten die Dynamo-Anhänger mal
       wieder recht ordentlich, als auf Weisung des Veranstalters ihr Banner
       entfernt werden musste. Darauf war zu lesen: "Euer Hass macht uns stärker."
       Als sich schließlich einige ausgewiesene Dynamo-Fans mit roher Gewalt
       Einlass in die Halle verschaffen wollten, kam es zu handfesten
       Auseinandersetzungen.
       
       So richtig traurig war daher kaum jemand, als der BFC seine Teilnahme am
       "Cup 2008" zurückzog. BLV-Präsident Bernd Schultz weist im Grußwort zum
       Turnier gar auf die "wenig deutlich nachvollziehbaren Gründe" der Absage
       hin. BFC-Präsident Berton wirbt dennoch weiter für eine Turnierverlegung
       nach Hohenschönhausen. "Wenn das Angebot wieder abgelehnt wird, dann machen
       wir eben unser eigenes Turnier", erklärt der Funktionär fast trotzig. Beim
       diesjährigen Turnier hielten sich die Teilnehmer an Altbewährtes. Am Ende
       gewann durch Tennis Borussia durch ein 3:2 gegen die Reinickendorfer
       Füchse. Es war bereits der achte Turniersieg des Oberligisten.
       
       13 Jan 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Torsten Haselbauer
       
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