# taz.de -- Eröffnungs-Pressekonferenz der Berlinale: Die Musikfilmfestspiele
       
       > Holt die Feuerzeuge raus: Die Stones, Patti Smith und Madonna wollen zur
       > diesjährigen Berlinale kommen. Chef Dieter Kosslick stellt das Programm
       > vor.
       
 (IMG) Bild: Runzelwettberwerb auf der Berlinale: die Stones rücken an.
       
       Die Glückskekse fehlen. Auf jedem Stuhl im großen Pressesaal der
       Bundesregierung, in dem die Berlinale alljährlich ihr Programm vorstellt,
       sollte einer liegen. Drinnen ein Zettel, darauf abgedruckt ein Bonmot oder
       ein Merksatz von einem Filmemacher. Der Grund für die Kekse ist, dass der
       7. Februar, der erste Tag des Filmfestivals, auf das chinesische
       Neujahrsfests fällt. Das Jahr des Feuer-Schweins endet, das der Erd-Ratte
       beginnt.
       
       Aber auf den Stühlen liegen keine Kekse, und als verspätet ein paar ans
       Podium herangetragen werden, reagiert Dieter Kosslick, der
       Festivaldirektor, ein bisschen ungehalten. Etwas zu ungehalten vielleicht
       für einen Mann, der dafür bekannt und gefürchtet ist, auf Kritik mit
       Flapsigkeit zu reagieren. Kosslick greift nach einem der Kekse, knackt ihn,
       sieht, dass der Satz von Robert Bresson stammt - "einem echten
       Schwergewicht"- und liest vor: "The sound shall become music."
       
       Glück gehabt. Denn das passt zu einem der Schwerpunkte der Berlinale. Musik
       und Musikfilme spielen eine große Rolle. Das beginnt am Eröffnungsabend mit
       Martin Scorseses Film "Shine a Light", der die Karriere der Rolling Stones
       dokumentiert und viel Footage von "A Bigger Bang", der letzten Tournee der
       Band, beinhaltet. Wenn das Jahr der Ratte es gut mit der Berlinale meint,
       wird sich nicht nur Martin Scorsese auf dem roten Teppich einfinden,
       sondern auch Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts und Ron Wood; und
       Dieter Kosslick muss sich nicht dem Vorwurf aussetzen, die Stars meideten
       Berlin. Gleich am nächsten Abend spielt Patti Smith in der Kreuzberger
       Passionskirche, am Tag darauf feiert der assoziativ-lyrische Porträtfilm
       "Patti Smith: Dream of Life" von Steven Sebring im Panorama Premiere. Und
       noch ein Weltstar hat sich angekündigt. Madonna präsentiert, auch im
       Panorama, ihr Spielfilmdebüt als Regisseurin. "Filth and Wisdom" ist ein
       Divertissement über das Leben der Boheme in London, mit dem ukrainischen
       Musiker Eugene Hutz im Mittelpunkt. Auf die Frage, warum das Programm so
       viele Musikfilme verzeichnet, antwortet Kosslick: "In dieser rasanten
       Gesellschaft, in der niemand mehr sich festhalten kann", gebe es eine
       "Sehnsucht nach Emotion", eine Sehnsucht nach "der guten alten Zeit, die in
       manchen Dingen tatsächlich besser war". Eine Zeit, als Kosslick noch
       Rockkonzerte besuchte und Feuerzeuge in die Luft reckte.
       
       Der Musikfilm ist bei weitem nicht der einzige Schwerpunkt des Festivals;
       als Produktionsländer sind etwa Israel und die Philippinen recht stark
       vertreten; im Forum spielen japanische Filme eine große Rolle, und die
       Frage, wie Homosexualität in islamischen Ländern gelebt wird, ist Thema in
       mehreren Dokumentationen. Wieland Speck vom Panorama verspricht zudem ein
       Wiedererstarken des Genre-Films inklusive einiger Horror- und
       Fantasy-Arbeiten: "Da sind wir dann im blutigen Bereich."
       
       CRISTINA NORD
       
       30 Jan 2008
       
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 (DIR) Cristina Nord
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