# taz.de -- Natur: Die neuen Nachbarn unterm Dachstuhl
       
       > Die Großstadt bietet für viele Tiere oft bessere Lebensbedingungen als
       > das Land. Tiere, die sich in Berlin wohl fühlen.
       
 (IMG) Bild: Steht auf der Abschussliste der Brandenburger Jäger: Procyon lotor, der Waschbär.
       
       Waschbären 
       
       "Inzwischen gibt es in der Stadt deutlich mehr Waschbären als in der freien
       Wildbahn", stellt Frank-Uwe Michler fest, der die Tiere im
       Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern erforscht. Ursprünglich aus
       Amerika importiert, haben die Tiere sich inzwischen auch in Deutschland
       breitgemacht. Und schaden den Vögeln, deren Eier sie gerne essen. Auch in
       den Randbezirken Berlins werden Waschbären immer wieder gesehen. Im
       November entdeckten zum Beispiel Anwohner in Friedrichshagen ein Tier, das
       sich schwer verletzt hatte - ein Polizist befreite das Tier von seinen
       Qualen. Im vergangenen Sommer war an einem Stichkanal der Scharfen Lanke in
       Spandau eine Waschbärfamilie unterwegs. Ein Jungtier fiel in den Kanal und
       konnte die senkrechte Wand nicht hochklettern - erst ein
       DLRG-Rettungsschwimmer konnte das Tier wieder an Land holen.
       
       Auch in Dachstühlen von Häusern finden die Tiere gerne Unterkunft.
       Hausbesitzer sollten daher jede Öffnung abriegeln. Offene Fenster und
       Dachluken, Belüftungsschlitze, lose Ziegel oder unbenutzte Schornsteine
       können Einstiege sein. Sogar an Dachrinnen klettern die Tiere hoch, die mit
       ihren Artgenossen im Rudel ganze Obstbäume abernten. Der größte Fehler: den
       Waschbären mit Futter auch noch anzulocken.
       
       Turmfalken 
       
       Der Turmfalke fühlt sich als Felsbrüter auch in hohen Gebäuden wohl. Laut
       Nabu gibt es bundesweit rund 50.000 Brutpaare. Zur bevorzugten Beute
       gehören Feldmäuse. Doch davon gibt es auf dem Land immer weniger - durch
       Pestizide auf den Äckern verschwinden viele Kleintiere und sogar Hasen. In
       der Stadt findet der Turmfalke dagegen neben den überall vorhandenen Ecken,
       Nischen und Dachvorsprüngen jede Menge Nistkästen und dichte Hecken.
       
       Charakteristisch für den Turmfalken ist der Flug während der Beutesuche:
       Durch schnellen Flügelschlag schwebt er auf der Stelle und fixiert eine
       Stelle auf dem Boden, wo er Nahrung erhofft. Taucht eine Maus auf, stürzt
       er sich auf sie hinab. Dazu ist er auf Flächen mit kurzem Rasen angewiesen,
       wie es sie in Parks gibt - denn durch Dickicht sieht selbst das beste
       Adlerauge nichts.
       
       Wildschweine 
       
       Rund 6.000 Wildschweine leben in Berlin. Zum Problem wird das vor allem für
       Vorgartenbesitzer, deren Rabatten umgewühlt werden. Da Wildschweine aus dem
       Stand heraus 1 Meter hoch springen können, sollte ein Gartenzaun mindestens
       1,30 Meter hoch sein und mindestens 40 Zentimeter weit in die Erde reichen,
       damit die Tiere ihn nicht umrennen können.
       
       Aber auch Auto- und Busfahrer müssen mit unangenehmen Überraschungen
       rechnen. Erst Ende Dezember tauchte auf dem Müggelheimer Damm in Köpenick
       ein Wildschwein vor einem BVG-Nachtbus auf. Der Fahrer wich nach links aus,
       kam von der Straße ab, und sein Bus kippte auf die Seite. Glück im Unglück:
       Zwar entstand ein beträchtlicher Sachschaden, doch der Busfahrer blieb
       unverletzt - genau wie das Wildschwein. SEBASTIAN HEISER
       
       25 Feb 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Heiser
       
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