# taz.de -- Mitte: Spekulation auf einen friedensstiftenden Deal
> Seit Jahren streitet der Eigentümer des Hausprojekts Brunnenstraße 183
> mit den Bewohnern. Jetzt hoffen sie zusammen auf ein Ausweichquartier.
Noch im August standen fünf Hundertschaften der Polizei vor der
Brunnenstraße 183. Sie wollten die Personalien der Hausbewohner
feststellen, damit der Eigentümer sie rausklagen kann. Gut acht Monate
später überraschen die bisher Unversöhnlichen die Öffentlichkeit mit einer
gemeinsamen Erklärung. Nach monatelangen Vermittlungsbemühungen haben sich
Mieter und Vermieter auf einen Kompromiss geeinigt: Die Bewohner kaufen ihr
Haus - und der bisherige Eigentümer baut zwei Straßen weiter ein anderes.
Selbst Mittes Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) begrüßt die
Lösung. Jetzt müsste nur noch der Senat mitspielen. Denn für seine
Neubaupläne hat sich der Hauseigentümer ein ehemaliges Schulgelände in der
Ackerstraße ausgeguckt. Das aber hat die Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung reserviert - für innovative Baugruppen.
Bekannt ist die Brunnenstraße 183 vor allem durch den Umsonstladen im
Erdgeschoss. Dort kann abgegeben werden, was man selbst nicht mehr braucht,
für andere durchaus aber von Nutzen sein könnte. "Achtung, Sie verlassen
den kapitalistischen Sektor", steht an der Ladentür. Das bekamen auch
potenzielle Investoren zu spüren. Sie scheiterten mit ihren
Renovierungsplänen. Das Haus wurde zur Versteigerung angeboten.
Vor zwei Jahren kaufte es schließlich der Nürnberger Arzt Manfred
Kronawitter. Es folgten Polizeieinsätze und Klagen gegen angeblich illegale
Hausbewohner. Dabei will Kronawitter nur Gutes. "Ich plane ein Wohnprojekt.
Barrierefrei, generationenübergreifend, energiesparend", sagt er taz. "Das
ist kein Spekulant", betont Hausbewohnerin Manuela Pieper, ganz dem neuen
Frieden verbunden. Kronawitter sei nur ein Privatmann, "der hier eine ganz
andere Geschichte vorhat als wir". Nach diversen Treffen am runden Tisch
schlug der Bezirk vor, dass Kronawitter sein Projekt an anderer Stelle
verwirklichen könne. Der Arzt akzeptierte. Doch die vom Bezirk
vorgeschlagenen Areale lehnte er ab. "Ich will nicht in der Pampa bauen,
sondern zentral, im Leben", erklärt Kronawitter. Die Ackerstraße sei dafür
ideal.
Über die Zukunft des Geländes soll in Kürze der Liegenschaftsfonds
entscheiden, der landeseigene Grundstücke vermarktet. Arzt, Hausbewohner
und Bezirksbürgermeister fürchten nun um ihren friedensstiftenden Deal.
"Wenn die wollen, dass ich das Haus mit der Polizei räumen soll, dann
müssen die das sagen", erklärt Kronawitter. Eine Absage von Senatsseite
würde er als klare Ansage dafür verstehen. Die Hausbewohner sehen das
ähnlich. "Wenn das nicht klappt, werden wir den Protest gegen Kronawitter
wieder aufleben lassen", sagt Pieper. Dann würden sich wieder die Gerichte
mit der Brunnenstraße 183 beschäftigen. Oder die Polizei.
7 Apr 2008
## AUTOREN
(DIR) Gereon Asmuth
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