# taz.de -- ARD und ZDF in der Kritik: A,F,G,H,A,N,I,S,T,A,N
       
       > Viele Korrespondenten von ARD und ZDF sind genervt: Berichte seien oft
       > einseitig - und manche Redaktionen so ahnungslos, dass man ihnen
       > "Afghanistan" buchstabieren müsse.
       
 (IMG) Bild: ZDF-Nahostspezialist Tilgner schmiss seinen Job hin, weil er sich über die Berichterstattung seines Senders ärgerte.
       
       Natürlich fragen sie ihn immer, wie er das macht: Ashwin Raman, freier
       TV-Journalist für den SWR und den ARD-"Weltspiegel", der aus Afghanistan
       wie aus dem Irak berichtet und der an Bilder und Storys kommt, die sonst
       kaum einer zeigt. "Ich hab mir eine kleine Videokamera für 500 Euro
       gekauft, lege eine Kassette ein und lass es laufen", sagt der vielfach
       ausgezeichnete Raman dann ganz bescheiden.
       
       Probleme, seine Stücke unterzubringen, hat aber auch er: Das Hauptübel
       seien "diese Leute", die in den Zentralen von ARD und ZDF "im warmen
       Glaskasten sitzen und entscheiden, was die deutschen Zuschauer vom Ausland
       zu sehen kriegen", sagte Raman auf einer Veranstaltung des Mainzer
       Mediendisputs in Berlin. "Dabei wollen die Leute nach draußen gucken" -
       seine jüngste Reportage habe für große Resonanz beim Zuschauer gesorgt,
       trotz des nächtlichen Sendetermins um 23.30 Uhr.
       
       Immerhin: Über Auslandsberichterstattung wird wieder diskutiert, spätestens
       seit dem Ausscheiden des Nahostspezialisten Uli Tilgner aus dem ZDF - der
       wollte in Krisenregionen nicht mehr dabei sein, "wenn Probleme der
       Bevölkerung unter den Tisch gekehrt und nicht im Kontext der gesamten
       Probleme des Landes gesehen werden". Stattdessen, hatte Tilgner damals dem
       epd gesagt, würden Soldaten "nur zu leicht als Heilsbringer gezeigt".
       
       Eine Sicht, die in Berlin der ehemalige Presseoffizier und Fallschirmjäger
       Dirk Schulze bestätigte: Journalisten, die "über die Bundeswehr das
       Komplettpaket gebucht hätten", bekämen eben auch eine "Showveranstaltung
       für die Presse" - intern "Monkey Show", Affenzirkus, genannt. Freie
       Journalisten, die auf eigene Faust reisten, "haben schon andere Bilder", so
       Schulze, Koautor von "Endstation Kabul" (Rezension: taz vom 14. 4.). 
       
       Und dann gibt es immer wieder das Problem "zu Hause": In den
       Heimatredaktionen, die die Korrespondenten betreuen, hat der Afrikaexperte
       Lutz Mükke "weitgehende Inkompetenz" den Kontinent betreffend ausgemacht -
       zumal die ARD-Sender beim Hörfunk ihre Auslandsredaktionen überwiegend
       abgeschafft hätten. "Wenn eine Anstalt 48 Länder in Afrika einem einzigen
       Korrespondenten zuordnet", dann sei das "strukturelle Hochstapelei", so
       Mükke.
       
       Zum Glück war damit nicht das ZDF gemeint (sondern die ARD), dessen
       Terrorismusexperte und stellvertretender Chefredakteur die Lage
       erwartungsgemäß nicht ganz so trübe fand: Zwar stimme "alles, was hier
       gesagt wurde", meinte Elmar Theveßen. Doch schließlich guckten heute schon
       die Nachrichtensendungen in früher entlegene Regionen, und auch die
       Magazinbeiträge und Dokus seien "alle noch da". Viele Auslandsstudios
       hätten sogar "einen höheren Output als früher", so Theveßen. Blöderweise
       falle das nur keinem auf - denn "die Zuschauer suchen mehr nach
       Zerstreuung".
       
       Die Macher vor Ort sind da anderer Ansicht: "Die öffentlich-rechtlichen
       Sender funktionieren wie ein Kombinat zu DDR-Zeiten", lästerte Ashwin Raman
       über die "unendliche Bürokratie: Wenn man da nicht einzelne Menschen kennt,
       die was von Ausland verstehen, kann mans gleich lassen. Dann muss man
       Afghanistan buchstabieren."
       
       STEFFEN GRIMBERG
       
       21 May 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) S. Grimberg
       
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