# taz.de -- Kommentar: Der RBB hat Berlin nicht verstanden
       
       > Multikulti in Gefahr.
       
 (IMG) Bild: Kann man hören.
       
       Berlin ist eine arme Stadt. Aber sie hat etwas, was sie reich macht. Sie
       hat Vielfalt. Sie hat menschliche und kulturelle Vielfalt. Damit aber hat
       sie eine Grenzen sprengende Fülle an Perspektiven auf das Leben, auf den
       Alltag, auf das Dasein, Dortsein, Sosein, Anderssein. Was für den einen
       schwarz ist, ist für den anderen weiß. Was für den einen bekannt ist, ist
       für den anderen neu. Was für den einen lustig ist, ist für den anderen
       traurig.
       
       Damit es möglich ist, solche unterschiedlichen Sichtweisen in Einklang zu
       bringen, braucht es Instanzen, die zwischen den Unterschieden moderieren.
       Der Integrationsbeauftragte soll so ein Moderator sein. Politisch gewollt
       und von der Politik eingesetzt ist er, und sei es nur als Alibi.
       
       Viel stärker konsenstiftend wirkt da schon der Karneval der Kulturen. Er
       bringt die Vielfalt zum Tanzen. Wenngleich nur an zwei Tagen im Jahr. Ganz
       sicher aber ist Radio Multikulti eine Instititution, die es schafft, die
       unterschiedlichen kulturbedingten Wahrnehmungen in Austausch zu bringen.
       Das Fremde wird den HörerInnen dort zu Ohren gebracht. Das Unverstandene
       wird erklärt. Toleranz wird eingefordert. Radio Multikulti wirkt direkt in
       die Gesellschaft hinein.
       
       Die Sendungen von Multikulti sind beileibe nicht nur für Minderheiten
       konzipiert, obwohl es fünf Stunden am Tag Programme in nichtdeutschen
       Sprachen gibt. Die anderen 19 Stunden werden Brücken geschlagen. Eine der
       schönsten Brücken dabei ist die Musik.
       
       Wenn der RBB Radio Multikulti in seiner konsensbildenden Rolle als Mediator
       im Berliner Hauptstadtdschungel nicht unterstützt und ihn - im Gegenteil -
       gar abstellen will, nimmt er seinen Auftrag als öffentlich-rechtlicher
       Sender nicht ernst. Und noch etwas kommt hinzu: Die, die nun in Erwägung
       ziehen, genau diesen Sender wegzurationalisieren, weil gespart werden muss,
       haben - ganz klar - nichts von Berlin verstanden.
       
       21 May 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Waltraud Schwab
       
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