# taz.de -- Euzebiusz Smolarek stürmt für Polen: Unterwegs nach Europa
> Euzebiusz Smolarek ist einer der Protagonisten des neuen polnischen
> Fußballs. Seine Generation erweitert in den Ligen des Kontinents ihre
> Fertigkeiten.
(IMG) Bild: Ebi spricht zur Zeit nicht gern deutsch.
BAD WALTERSDORF taz Vermutlich wollte Euzebiusz Smolarek, genannt Ebi, ein
Zeichen setzen. Er hatte keine Lust, nach dem Training auch ein paar Fragen
auf Deutsch zu beantworten. Was wollte er damit sagen? Seht her, ich denke
nur an Polen, an mein Heimatland? Oder hatte er keine Lust auf eine
Erinnerungsreise in jenes Land, in dem er zwar eine gute Rolle gespielt
hatte, aber doch den Durchbruch nie schaffen sollte. Zweieinhalb Jahre
hatte er für Borussia Dortmund gespielt, bis August 2007, er hat ein paar
Tore geschossen, schöne Dribblings gezeigt, schnelle Sprints, aber ins
Langzeitgedächtnis der Fans hatte er sich nicht gespielt. In Bad
Waltersdorf, einer kleinen Gemeinde in der Steiermark, wo die polnische
Auswahl logiert, ist das anders. Ebi Smolarek, 27, ist ein gefragter Mann,
ein Botschafter, wenn man so will, der die neue Spielergeneration Polens
verkörpert, vielleicht sogar die Wandlung eines ganzen Landes, das modern
sein will, weltoffen, aufstrebend. Smolarek ist in Lodz geboren, wuchs aber
in Deutschland und in den Niederlanden auf, wo sein Vater spielte, zunächst
für Eintracht Frankfurt, später für Feyenoord Rotterdam und den FC Utrecht.
So durfte Ebi Smolarek bei Feyenoord in die Fußballlehre gehen, er genoss
eine gute Bildung, perfektionierte Deutsch und Englisch. Seinen Vornamen
verdankt Euzebiusz auch der Fußballleidenschaft seines Vaters, der seinen
Sohn nach der portugiesischen Legende Eusebio benannte. In Polen waren sie
früh stolz auf Smolarek. Mit Feyenoord feierte er 2002 den Gewinn des
Uefa-Pokals, im gleichen Jahr debütierte er in der Nationalmannschaft. Zu
einer Leitfigur sollte er erst später werden. Der polnische Fußball, der
sich seit Jahren von seinen Altlasten zu befreien versucht, von Korruption,
Gewalt, Provinzialität, hat motivierte, unbelastete Kräfte dringend nötig.
Artur Boruc, der Torwart, bietet ein Beispiel für diesen Trend, er ist bei
Celtic Glasgow unter Vertrag, Jacek Krzynowek liefert ein anderes, er ist
beim VfL Wolfsburg tätig, oder Maciej Zurawski, der bei AE Larisa spielt.
14 der 23 Spieler im polnischen Kader sind beruflich inzwischen im Ausland
unterwegs. Sie haben andere Systeme und Kulturen kennen gelernt, wovon das
einst konservativ geführt Nationalteam profitiert. Ebi Smolarek hat
inzwischen bei Racing Santander in Spanien Zuflucht gefunden, nachdem er
das Kapitel Stagnation in Dortmund nicht zum Ende bringen konnte. In der
Primera Division scheint er viel gelernt zu haben. Smolarek hat sich zum
erfolgreichsten Spieler der polnischen EM-Qualifikation emporgeschwungen.
Neun Tore schoss er, zwei davon im November vergangenen Jahres in Chorzow.
Smolarek führte Polen zum 2:0 gegen Belgien und sicherte so vorzeitig die
erste Teilnahme Polens bei einer Europameisterschaft überhaupt. "Ein
historischer Erfolg", sagt Somolerak daher. Seine Landsleute feierten ihn
hymnisch. Und Nationaltrainer Leo Beenhakker, der Weltreisende aus den
Niederlanden, stimmte ein in den Chor und bescheinigte Smolarek eine
wichtige Rolle. Der Stürmer, der in den vergangenen drei Jahren zu Polens
Fußballer des Jahres gekürt wurde, ist sich dessen bewusst, überzeugen
konnte er im Auftaktspiel gegen Deutschland (0:2) kaum. Gegen Österreich an
diesem Donnerstagabend dürfte seine Chance auf Erfolg größer sein.
Vielleicht spricht er dann auch wieder Deutsch.
12 Jun 2008
## AUTOREN
(DIR) Ronny Blaschke
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