# taz.de -- Österreich schiebt Schülerin ab: Der Countdown läuft
> Österreich will eine 16-jährige Kosovarin und ihre Mutter zum Ende des
> Schuljahrs in die Heimat abschieben.
(IMG) Bild: Die 16-jährige Kosovarin Arigona Zogaj soll abgeschoben werden.
WIEN taz Das Schicksal von Arigona Zogaj spaltet wieder einmal Österreich.
Die 16-jährige Kosovarin soll abgeschoben werden. Mit dem letzten Schultag
am 4. Juli endet ihre Aufenthaltsbewilligung. Die Schülerin hatte sich
vergangenen September durch Untertauchen dem Zugriff der Fremdenpolizei
entzogen und mit Selbstmord gedroht. Nach einer wochenlangen Kontroverse
gewährte Innenminister Günther Platter (ÖVP) Aufschub bis zum Ende der
Schulpflicht. Das tritt jetzt ein.
Letzte Woche wurden Arigona und ihre Mutter Nurije von der
Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck in Oberösterreich aufgefordert, das Land
zu verlassen. Das Asylgesuch der Familie wurde in allen Instanzen
abgelehnt. Trotzdem wollen die beiden Frauen nicht aufgeben. Vater Devat
Zogaj und Arigonas vier Geschwister wurden im September deportiert, konnten
aber in der alten Heimat nicht Fuß fassen. Die räumlich getrennten Eltern
haben sich auch als Ehepaar getrennt. Devat Zogaj ist derzeit nicht
auffindbar.
Angesichts der drohenden Abschiebung hat Nurije Zogaj Pfingsten einen
Selbstmordversuch unternommen. Arigona wird von Pfarrer Josef Friedl
betreut, der sich für ein humanitäres Bleiberecht für seinen Schützling und
dessen Mutter einsetzt. Er erhält Schützenhilfe von Nationalratspräsidentin
Barbara Prammer (SPÖ). Humanitäres Bleiberecht ist ein Gnadenakt des
Innenministers. Minister Platter hatte sich letztes Jahr weder von
Solidaritätsaktionen der Gemeinde Frankenburg, wo die Zogajs leben, noch
von der Intervention seines Parteigenossen Landeshauptmann Josef Pühringer
beeindrucken lassen. Er wollte ein Exempel statuieren, dass Zuwanderung
unter dem Deckmantel des Asyls nicht geduldet werde. Dafür bekam er vor
allem Applaus aus der rechten Ecke.
Inzwischen hat sich aber auch die Stimmung in der Bevölkerung gewendet.
Waren auf dem Höhepunkt der Affäre im Oktober landesweit noch über 60
Prozent für das Bleiberecht, ist es heute nur noch eine Minderheit. Auch in
Frankenburg hat die Sympathie für die Zuwanderinnen nachgelassen. In den
Medien finden sich zunehmend gehässige Kommentare. Arigona träumt von einer
Frisörlehre und hat auch schon eine Lehrstelle in Aussicht. Nurije Zogaj
könnte ihren Arbeitsplatz in einer Geflügelmast wiederhaben.
Jetzt prüft der Verfassungsgerichtshof, ob das humanitäre Bleiberecht
rechtsstaatlichen Kriterien entspricht. Er hat angedeutet, dass
nachvollziehbare Voraussetzungen einem solchen Akt zugrunde liegen sollten.
Für Arigona und ihre Mutter käme die Entscheidung zu spät. Sie hoffen, dass
der Amtsarzt Nurije einen labilen Gesundheitszustand bescheinigt. Denn
Kranke dürfen nicht abgeschoben werden. RALF LEONHARD
16 Jun 2008
## AUTOREN
(DIR) Ralf Leonhard
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