# taz.de -- Strafe wegen unehelichem Kind: Italienerin 18 Jahre eingesperrt
       
       > Eine 47-jährige Frau ist am Freitag aus ihrem Zimmer befreit worden, in
       > dem sie 18 Jahre lang von ihrer Familie eingesperrt wurde. Der Grund: ihr
       > uneheliches Kind.
       
 (IMG) Bild: Eine Beschwerde über den Gestank brachte die Polizei auf die richtige Spur.
       
       ROM ap Als Strafe für die Geburt eines unehelichen Kindes ist eine Frau in
       Italien 18 Jahre lang von ihrer Familie eingesperrt worden. Polizisten
       befreiten die 47 Jahre alte Frau am Freitag aus einem völlig verdreckten
       Zimmer. Die italienischen Medien zogen Parallelen zum Inzest-Fall von
       Amstetten und der Entführung von Natascha Kampusch.
       
       Ein anonymer Hinweis führte die Polizei nach eigenen Angaben zu dem Haus an
       einer Landstraße in der süditalienischen Provinz Caserta. Die italienische
       Nachrichtenagentur ANSA berichtete, ein Nachbar habe sich über den Gestank
       aus dem Zimmer beschwert. Andere italienische Medien identifizierten das
       Opfer als Maria M.
       
       Die 47-Jährige aus dem 40 Kilometer nördlich von Neapel gelegenen Dorf
       Santa Maria Capua Vetere wurde nach ihrer Befreiung zunächst in
       psychiatrische Behandlung gebracht. Nach Polizeiangaben war zunächst
       unklar, ob ihre offenkundigen psychiatrischen Probleme bereits aus der Zeit
       vor ihrer Einkerkerung stammen. Ihr inzwischen 17-jähriger Sohn sei
       wohlauf, lebe bei Verwandten und wisse nichts über seine Mutter.
       
       Die Polizei nahm Bruder und Schwester der Frau unter dem Verdacht auf
       Freiheitsberaubung fest, die 80-jährige Mutter wurde unter Hausarrest
       gestellt. Nach dem Vater des unehelichen Kindes wurde gesucht.
       
       Aufnahmen des italienischen Fernsehens zeigten einen Raum mit einem Bett
       mit schmutzigen Laken, einem Stuhl, einer verdreckten Toilette und einem
       Waschbecken. Außerdem waren Plastikflaschen und Blechschalen zu sehen, in
       denen der Frau offensichtlich das Essen gebracht wurde. Die Frau aus der
       Region Kampanien war seit 1990 "wegen einer ungewollten Schwangerschaft,
       ungewollt von ihrer Familie" eingesperrt, sagte ein Polizeisprecher dem
       Fernsehsender La7. Die Zustände, in denen sie habe leben müssen, seien
       unbeschreiblich.
       
       In Italien gibt es relativ häufig Berichte von Familien, die psychisch oder
       körperlich behinderte Angehörige in ihren Häusern isolieren. Üblich ist das
       vor allem auf dem Land.
       
       "Wie in Österreich", titelte die Zeitung "La Stampa" und zog Vergleiche zum
       Fall von Josef F., der seine Tochter 24 Jahre in einem Kellerverlies
       einsperrte, sie vergewaltigte und sieben Kinder mit ihr zeugte.
       
       15 Jun 2008
       
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