# taz.de -- Neapolitanischer Müll in Köln angekommen: Jetzt wird's schmutzig
       
       > Köln ist ja ein schönes Reiseziel. Auch für Hausmüll. Der kommt jetzt aus
       > Italien nach Nordrhein-Westfalen - die Müllindustrie freut's.
       
 (IMG) Bild: Ein Müllzug aus Italien wird in Köln auf Radioaktivität untersucht.
       
       Die Nordrhein-Westfalen können jetzt italienische Luft schnuppern: Ein
       Güterzug brachte heute 600 Tonnen Hausmüll aus Neapel nach Köln. Für NRW
       ist das die erste Abfallfuhren aus dem Müll-Abkommen, das Deutschland mit
       Italien nach der großen Müllkrise Anfang des Jahres ausgehandelt hatte.
       
       "Es gab schon vorher immer mal wieder Müllladungen von Italien nach NRW",
       sagte eine Sprecherin des Landesumweltministeriums. Im letzten Jahr waren
       es nach über 56.000 Tonnen. Das ist nicht viel weniger als die Menge, die
       das Land NRW jetzt zusätzlich importieren will: Rund 70 000 Tonnen sollen
       insgesamt in den nächsten Monaten entsorgt werden.
       
       Auch sonst hat das Bundesland ein Herz für Abfall aus dem Ausland: Noch
       mehr Müll als aus Italien importiert NRW aus den Nachbarstaaten wie
       Niederlanden, Belgien und Frankreich. Das freut die Müllindustrie und
       ärgert die Umweltschützer.
       
       "Mit dem jährlichen Import von 1,8 Millionen Tonnen ausländischen Abfalls
       ist Nordrhein-Westfalen das Müllklo Europas", kritisierte Dirk Jansen vom
       BUND für Umwelt und Naturschutz in NRW. Weil es für die Italiener am
       bequemsten sei, ihren Müll nach Deutschland zu bringen, könne der
       Mülltourismus zum Normalfall werden, fürchtet Jansen: "Das ist weder im
       Sinne einer auf Entsorgungsautarkie und Abfallvermeidung orientierten
       Abfallwirtschaft."
       
       Auch wenn das Umweltministerium von einem "Nothilfe" spricht, ist der
       Müllvertrag mit Italien weniger karikativ denn lukrativ für die hiesigen
       Verbrennungsanlagenbetreiber. Die können durch höhere Auslastung der
       Anlagen ihre Bilanz aufbessern. Wieviel sie genau am Italienmüll verdienen,
       darüber schweigen sich die deutschen Entsorger aus. Schätzungen gehen davon
       aus, dass die deutschen Müllentsorger bei jeder Tonne italienischen Mülls
       bis zu 200 Euro einnehmen.
       
       Direkt angewiesen sind die deutschen Müllanlagen jedoch nicht auf den
       Abfall aus Italien, sagt der Vorsitzender des Hessischen
       Forschungsverbundes Abfall, Umwelt und Ressourcenschutz, Klaus Wiemer.
       Deutsche Anlagen hätten momentan keine deutlichen Überkapazitäten,
       bundesweit seien sie gut ausgelastet. "Ich sehe eher den Klima-Aspekt", so
       Wiemer: Müll zu verbrennen ist vom Klimaschutz her immer schlecht".
       
       Ob sich Deutschland mit dem Müll-Deal irgendwie auch an mafiösen Geschäften
       beteiligt, verneint der Abfallexperte: "Auf keinen Fall. Die Mafia hat ja
       nix davon, wenn der Müll weggefahren wird."
       
       1 Aug 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lana Stille
       
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