# taz.de -- Kostenlose Werbung für Olympia: Das IOC lässt senden
       
       > Die Öffentlich-Rechtlichen müssen laut Olympia-TV-Vertrag
       > IOC-Werbefilmchen zeigen. Gekennzeichnet sind sie aber nicht.
       
 (IMG) Bild: Alleine auf die Leistungen der Sportler will sich das IOC nicht verlassen.
       
       Der Film, so liest man im Pressematerial der Produktionsfirma, bietet eine
       beeindruckende Vorschau auf die ersten Olympischen Spiele in China,
       garniert mit "exklusiven Interviews, inklusive IOC-Präsident Jacques
       Rogge". Versprochen wird ein toller Vorgeschmack auf ein Olympia, "das
       verspricht, das spektakulärste aller Zeiten zu werden". Natürlich zeigt der
       Film auch, "welchen Einfluss Olympia auf die Gastgeber-Stadt Peking hat"
       und wie wichtig die Spiele sind, um das "internationale Verständnis" zu
       fördern.
       
       "Peking 2008 - Die Tore zum Osten werden geöffnet" heißt das knapp
       einstündige Werk und läuft ab heute zweimal im digitalen ZDF-Dokukanal. Ein
       Film des ZDF ist es aber nicht.
       
       Es ist ohnehin keine journalistisch unabhängige Reportage, sondern ein
       Werbefilmchen im Auftrag des derzeit nicht eben unumstrittenen
       Veranstalters: "Beijing 2008: Opening the Gates to the East" heißt das
       Ganze im amerikanischen Original - und ist Teil der "Official Olympic
       Series" im Auftrag des IOC. Produzent ist die IMG, nach eigenen Angaben die
       größte Sportrechte-Vermarktungsagentur der Welt, die seit langem mit dem
       IOC zusammenarbeitet. Was für ein Zufall, dass sich für so was auch der
       IOC-Chef gern interviewen lässt.
       
       Warum aber läuft so was im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und wird in den
       Programmankündigungen wie eine normale Reportage ausgewiesen? Ganz einfach,
       heißt es beim ZDF: Das sei Teil des Vertrags mit dem TV-Rechteinhaber an
       den Olympischen Spielen, also des nämlichen IOC. Und das übrigens nicht
       erst bei Peking 2008: Der entsprechende Kontrakt des IOC mit dem
       öffentlich-rechtlichen Senderdachverband European Broadcasting Union stammt
       von 1996. Darin wird auch geregelt, dass die beteiligten TV-Stationen die
       Spots der Olympia-Kampagne zu senden haben. Natürlich nicht im Sinne von
       Werbung, sondern um die olympische Idee zu fördern. Der Film, von dem es
       keine Vorab-Version gibt, sei "handwerklich sauber", so das ZDF.
       
       "Einen Propagandafilm für das IOK und China, der nichts mit Journalismus zu
       tun hat", nennt dagegen der schwedische Journalistenverband "Opening the
       Gates". Dort lief der Film schon am Mittwoch vergangener Woche im
       öffentlich-rechtlichen SVT. Heute bezeichnet ihn der Sender selbstkritisch
       als "unausgewogen". Man sei wegen des EBU-Vertrags aber zur Ausstrahlung
       verpflichtet. "Es wird durch unser anderes Programmangebot ausbalanciert",
       so SVT-Sportchef Rolf Porsborn: "Für sich genommen hätte der Film natürlich
       nicht funktioniert." Immerhin bewies SVT Anstand - und kürzte die bunten
       Bilder auf 30 Minuten zusammen.
       
       Protest gegen diese Argumentation kommt von Agneta Lindblom-Hulthén, Chefin
       des schwedischen Journalistenverbands: "Außenstehende Kräfte dürfen also
       das öffentlich-rechtliche Programm bestimmen." Dem Zuschauer werde so "eine
       Suppe aus Propaganda und Journalismus vorgesetzt", bei der im Unklaren
       bleibt, "wer eigentlich der Absender ist."
       
       Das ZDF kann ja noch mal an der Absenderfrage arbeiten. Der Film läuft, gut
       versteckt, schließlich erst um Mitternacht.
       
       ST. GRIMBERG, R. WOLFF
       
       5 Aug 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
 (DIR) Reinhard Wolff
       
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