# taz.de -- Untreue-Prozess in Hamburg: Gute Geschäfte sind nicht verboten
       
       > In Hamburg endet der Untreue-Prozess gegen die Osmanis. Die Brüder, die
       > einen steilen Aufstieg in die feinere hanseatische Gesellschaft hinter
       > sich haben, sehen sich als Opfer.
       
 (IMG) Bild: Wie geht es weiter mit Bashkim (links) und Burim Osmani? Am heutigen Donnerstag entscheidet das Gericht.
       
       Es geht um Sein oder Nichtsein: Werden die Hamburger Investoren-Brüder
       Burim (44) und Bashkim Osmani (41) heute wegen "Anstiftung und Beihilfe zu
       schwerer Untreue" für Jahre im Gefängnis verschwinden? Oder wird die
       Wirtschaftsstrafkammer 8 des Hamburger Landgerichts nach sieben Monaten
       Prozessdauer entscheiden, dass die beiden dubiose Kreditpraktiken der
       Lauenburger Volksbank nur ausgenutzt haben? Wie auch immer das Urteil
       ausfällt, um Haben oder Nichthaben geht es für die Osmanis nicht. Die
       Brüder, die in den 1980er Jahren einen kometenhaften Aufstieg in die feine
       hanseatische Gesellschaft hingelegt hatten, sind schwerreich. Daran würde
       auch eine Haftstrafe nichts ändern.
       
       Der Prozess gegen die Osmanis ist einer der schillernsten
       Wirtschaftsprozesse in der Hamburger Justizgeschichte. Von Anfang an
       waberte über dem Fall ein Hauch von Rotlichtmilieu und
       Geheimdienstverschwörung. Der Legende nach soll der älteste Bruder - Ouazim
       "Felix" Osmani - Ende der 1970er Jahre lediglich mit einer Tüte voller
       Habseligkeiten aus dem Kosovo-Städtchen Djakovica in Hamburg eingetroffen
       sein. Er machte schnell auf dem St. Pauli Kiez Karriere. Es folgten Burim
       Osmani, der nach Gelegenheitsjobs als Kellner vor allem im
       Immobiliengeschäft Karriere machte. Bashkim Osmani machte sich im
       Gastronomie-Bereich einen Namen - so als Pächter der bekannten
       Abschleppdisco Pupasch an den Landungsbrücken.
       
       Zum ersten Mal in Negativ-Schlagzeilen gerieten die Osmani-Brüder, als der
       Ex-Schill-Bausenator Mario Mettbach - nach dem Platzen der
       Schwarz-Schill-Koalition - im Frühjahr 2006 höchstpersönlich bei
       CDU-Bürgermeister Ole von Beust vorstellig wurde, um als neuer
       Osmani-Berater um das Filet-Grundstück "Heiße Ecke" auf der Reeperbahn zu
       buhlen.
       
       Doch vom Vorwurf der Organisierten Kriminalität, der die Ermittlungen im
       Oktober 2006 auslöste, ist keine Rede mehr. In dem Verfahren geht es nur
       mehr darum, ob Burim und Bashkim Osmani - zum Teil auch über Strohleute -
       Kredite erhalten haben, die sie nicht hätten bekommen dürfen - und ob sie
       das gewusst haben.
       
       Dass die Osmanis Geschäfte mit der Lauenburger Volksbank machten, lag nahe.
       Alle Brüder kannten das Ex-Aufsichtsratsmitglied Hauke Hillmer, der als
       Geesthachter SPD-Ratsherr über gute Kontakte in die Politik verfügte.
       Hillmer habe auch den Kontakt zu Volksbankchef Carsten Heitmann
       hergestellt, sagten die Brüder vor Gericht.
       
       Burim und Bashkim Osmani machen im Prozess Heitmann und Hillmer für die
       Geschäftspraktiken verantwortlich, die um Haaresbreite die Volksbank in den
       Ruin getrieben hätten. Heitmann und Hillmer hätten beide nahezu bedrängt,
       Geschäfte mit der Volksbank zu machen. So habe sich die Bank laut Bashkim
       Osmani an einem Projekt in Skopje unbedingt beteiligen wollen, weil die
       Renditen erfolgversprechend waren. Er sei immer davon ausgegangen, "dass
       die Kreditpraktiken in Ordnung waren", sagte Bashkim Osmani. "Dass Kredite
       zweckentfremdet wurden, weiß ich erst jetzt aus den Akten." Heitmann und
       Hillmer hatten sich an den Rückzahlungen der Kredite bereichert - zum
       Schaden der Bank. Beide sind wegen "schwerer Untreue" verurteilt worden.
       
       Auch Burim Osmani schiebt den schwarzen Peter Heitmann zu. Dieser habe ihn
       zur Aufnahme eines Großkredites regelrecht bekniet. Da dadurch die
       Kreditrahmenbedingungen der kleinen Volksbank überschritten worden sind,
       habe ihm Heitmann geraten, Strohleute vorzuschicken. Heitmann wollte im
       großen Geschäft mitmischen, getreu dem Motto: "Zehn gute Kunden sind mehr
       wert als hundert schlechte." Burim Osmani beteuerte vor Gericht, er hätte
       "zu jeder Zeit einen Sieben-Millionen Kredit bei einer anderen großen Bank
       bekommen".
       
       Noch vorige Woche hatte Felix Osmani Hillmer im Zeugenstand vorgeworfen,
       ihn "beschissen" zu haben, da ein zugesagter Kredit nicht gezahlt worden
       sei. Nach dem Beinahe-Crash der Volksbank seien Grundstücks-Sicherheiten in
       Istrien flöten gegangen.
       
       Die Staatsanwaltschaft wirft den Osmanis dagegen vor, Hillmer und Heitmann
       zur Veruntreuung der Gelder angestiftet und dadurch die Lauenburger
       Volksbank vorsätzlich um 27 Millionen Euro geschädigt zu haben. Sie fordert
       sechs Jahre Haft für Burim und viereinhalb Jahre für Bashkim Osmani.
       
       Die Verteidiger haben auf Freispruch plädiert. "Ich sehen keinen
       Anhaltspunkt für ein strafbaren Verhalten", sagte Bashkim Osmanis Anwalt
       Thomas Bliwier. Burim Osmanis Anwalt Gerhard Strate stellte "die Frage, ob
       man Herrn Osmani verurteilt, weil er ein sehr aktiver Unternehmer ist". Die
       Probleme bei der Bank beruhten allein auf den "Machenschaften" von Heitmann
       und Hillmer, so beide unisono. Burim Osmani beteuerte im Schlusswort, er
       habe "keine kriminellen Absichten gehabt".
       
       15 Oct 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Magda Schneider
       
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