# taz.de -- Machtwechsel auf den Malediven: Die erste demokratische Wahl
       
       > Bei den ersten demokratischen Präsidentschaftswahlen auf den Malediven
       > gewinnt der Oppositionskandidat und Demokrat Mohamed Nasheed.
       
 (IMG) Bild: Mohammed Nasheed, der Kandidat der Demokratischen Partei ist der Wahlsieger.
       
       DELHI taz Einen Tag nach den ersten demokratischen Präsidentenwahlen auf
       den Malediven feierten tausende Anhänger der Opposition den Sieg ihres
       Kandidaten Mohamed Nasheed. Der 41-Jährige errang beim zweiten Wahlgang am
       Mittwoch 54,21 Prozent der Stimmen, auf Amtsinhaber Maumoon Abdul Gayoom
       entfielen nur 45,79 Prozent. Beim ersten Wahlgang vor drei Wochen hatte
       keiner der sechs Kandidaten die erforderliche absolute Mehrheit erreicht.
       
       Wahlsieger Nasheed, ein ehemaliger politischer Gefangener, hatte sich in
       seinem Wahlkampf für eine bessere Gesundheitsversorgung und die
       Privatisierung staatlicher Handelsunternehmen ausgesprochen. Zudem kündigte
       er an, den Präsidentenpalast in die erste Universität des Landes
       umzuwandeln. Amtsinhaber Gayoom räumte seine Niederlage ein. Er gratulierte
       Nasheed und bedankte sich bei "dem Volk der Malediver", dass es ihm
       gestattet habe, "ihm 30 Jahre lang zu dienen." Er werde zu einer geordneten
       Übergabe der Amtsgeschäfte in den kommenden zehn Tagen beitragen, sagte
       Gayoom.
       
       Tatsächlich ist seine Abwahl das Ergebnis jahrelanger Proteste gegen seinen
       diktatorischen Regierungsstil. Der 71-jährige war seit 1978 an der Macht
       und somit länger als jeder andere Staatschef in Asien. 2003 kam es zum
       ersten Mal zu einer großen Volkserhebung. Ein Jahr später verhängte der
       Präsident nach Ausschreitungen den Ausnahmezustand. Hunderte seiner Gegner
       verschwanden in Gefängnissen.
       
       Beobachter hoffen nun, dass mit der Wahl Nasheeds die lange überfällige
       Demokratisierung des Inselstaates endlich einsetzt. Denn Präsident Gayoom
       regierte das erst 1965 unabhängig gewordene Land mit nahezu
       uneingeschränkten Befugnissen. Er ist zugleich Staat- und Regierungschef.
       Ihm unterstehen die Armee, Polizei und die Justiz, außerdem hat er einen
       erheblichen Einfluss auf das Parlament.
       
       Eine tatsächliche Opposition hat Gayoom erst nach erneuten Protesten im
       Jahr 2005 zugelassen. Seitdem haben sich fünf Parteien gebildet, jedoch
       halten sich viele ihrer Anführer im Ausland auf, da ihnen wegen ihrer
       Arbeit erhebliche Haftstrafen drohen. Die Organisation Amnesty
       International wirft Gayoom massive Menschenrechtsverletzungen vor. Mehrere
       Journalisten befinden sich nach wie vor in Haft, weil sie in ihrer
       Berichterstattung den Präsidenten kritisiert hatten.
       
       Besonders problematisch ist die Frage der Religionsfreiheit. Das Bekenntnis
       zum sunnitischen Islam ist die Voraussetzung für den Erhalt der
       Staatsbürgerschaft. Die Organisation Open Doors führt die Malediven in
       ihrem "Weltverfolgungsindex", der das Ausmaß an Verfolgung gegen Christen
       messen soll, auf dem vierten Platz: gleich nach Nordkorea, Saudi-Arabien
       und Iran.
       
       29 Oct 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sascha Zastiral
       
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