# taz.de -- Naturrasen für Hallenfußballer: Es grünt so grün
       
       > Mit Kicks auf Echtrasen versuchen die Veranstalter von
       > Hallenfußballturnieren zu punkten, doch der Frost macht einen Strich
       > durch die Rechnung.
       
 (IMG) Bild: Auch dieses Jahr spielen die Hallenfußballer fast nur auf Kunstrasen.
       
       Die deutschlandweite Premiere aus dem Vorjahr erfährt am Samstag im
       Gerry-Weber-Stadion in Halle/Westfalen keine Wiederholung: Hallenfußball
       auf Naturrasen. Auf einem Untergrund wie bei der WM 2006, einer Mischung
       aus Weidelgras und Wiesenrispe, sollten sich am Samstag ab 12 Uhr die
       Zweitligisten Rot Weiss Ahlen, VfL Osnabrück und MSV Duisburg und die
       Bundesligisten Arminia Bielefeld und Eintracht Frankfurt messen.
       
       Doch der vorherrschende Bodenfrost machte eine Schälung des Belages
       undenkbar, obwohl die vorgesehenen Rasenflächen mit Spezialfolie abgedeckt
       und mit einer Zuckerlösung präpariert worden waren. Macht nichts, sagen die
       Organisatoren: Nun wird eben wieder auf Kunstrasen gekickt und an die
       10.000 Zuschauer sollen trotzdem ihren Spaß haben.
       
       Der WDR überträgt Samstag live - und Sonntag auch den Hallenfußball-Cup
       "Derby-Fieber" in der Dortmunder Westfalenhalle, wo die geplante Verlegung
       des Naturrasens im Gegensatz zu Halle geklappt hat und immerhin fünf
       Bundesligisten mitwirken: Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund, 1. FC Köln,
       VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach kicken drinnen vor stattlicher
       Kulisse und für gutes Geld, ehe sie in südliche Gefilden in die
       Trainingslager entfliehen.
       
       "Damit finanzieren wir einen Großteil unseres Aufenthalts im türkischen
       Belek", sagt Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Gleich drei
       Hallenturniere tut sich die Eintracht in diesem Winter an: Nach Halle das
       vom ehemaligen Profi Gert Trinklein ausgerichtete Turnier in der
       Frankfurter Ballsporthalle am Sonntag, dann am Montag den Kick auf modernem
       Kunstrasen in Mannheim, wo wie im Vorjahr die Ballkünstler von 1899
       Hoffenheim mitmischen.
       
       Ralf Rangnick und Friedhelm Funkel sind sich einig, dass auch der
       künstliche Untergrund kein erhöhtes Verletzungsrisiko mehr birgt, und
       Funkel bietet deshalb fast die beste Mannschaft auf. "Hallenfußball ist
       eine tolle Sache", sagt er. Ähnlich argumentiert das Deutsche
       Sportfernsehen, das wieder mehr als 40 Stunden Live-Hallenfußball im
       Programm hat und die Turniere aus Riesa (Samstag), Frankfurt, Mannheim und
       Oldenburg (Mittwoch) in voller Länge zeigt.
       
       Die Quoten schwankten im Vorjahr zwischen 220.000 und 420.000 Zuschauern.
       Klar ist das kein Vergleich zu den einst von den Öffentlich-Rechtlichen
       übertragenen Hallenturnieren mit offiziellem Wettspielcharakter. Aber der
       Trend spricht für die Renaissance des Budenzaubers: Elf Spitzenteams machen
       bei den insgesamt acht Turnieren mit Bundesligabeteiligung mit, fast
       überall sind die Hallen (mit vielen Kindern und Jugendlichen) voll, die
       Stimmung - auch unter den Profis - ist bestens. Die Veranstalter schreiben
       fast überall schwarze Zahlen, auch wenn Teams wie der FC Bayern, FC
       Schalke, Hamburger SV oder Werder Bremen sich nicht unterm Hallendach
       verlustieren.
       
       "Der Hallenfußball bleibt ein Erlebnis", beteuert Trinklein trotzig. Umso
       schwieriger wird es für Organisatoren wie ihn, den Spaß am Leben zu halten.
       Denn erst vor wenigen Wochen hat die Deutsche Fußball-Liga zusammen mit dem
       Deutschen Fußball-Bund für die Saison 2009/2010 einen Kompromiss
       ausgetüftelt, der faktisch einem frühen Verfallsdatum für den Budenzauber
       gleichkommt. Bis zum 21. Dezember 2009 rollt der Ball im Freien, die
       Rückrunde startet bereits am 15. Januar 2010.
       
       Die Winterpause ist also um drei Wochen verkürzt. Ob dann noch das kurze
       Intermezzo in der Halle möglich ist, erscheint mehr als fraglich. Immerhin:
       Die Deutsche Fußball-Liga und der Fußball-Bund haben betont, dass der neue
       Rahmenplan zunächst im Hinblick auf die Weltmeisterschaft in Südafrika ein
       Test sei und dann neu entschieden werde - auch über die Zukunft des
       Hallenfußballs.
       
       3 Jan 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frank Hellmann
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA