# taz.de -- Homo-Profis in der Serie A: Schleifers Staunen
       
       > Ein szenekundiger Callboy offenbart, dass Italiens Topfußballer gern mal
       > aus der Hetero-Bastion ausbüxen.
       
 (IMG) Bild: Stolz präsentierte Vampeta sein Inter Mailand-Trikot: Nacktfotos in einem Schwulenmagazin führten zum Karriereknick.
       
       ROM taz Sie sind alte Herren. Sie kennen sich im Fußball aus, wenn es um
       Training, Taktik und Karriereplanung geht. Aber die Welt, in der sie sich
       bewegen, nehmen sie verblüffend eingeschränkt wahr. Marcello Lippi, 60
       Jahre alt und hoch dekorierter Fußballtrainer, hält das Universum des
       runden Leders für eine absolute Hetero-Zone. Ex-Juve- Manager Luciano
       Moggi, 71 Lenze zählend und gerade wegen Nötigung zu 18 Monaten
       Gefängnisstrafe verurteilt, würde diese Bastion des gegengeschlechtlichen
       Verkehrs sogar aktiv gegen jeden homosexuellen Eindringling verteidigen.
       "Ich würde keinen Schwulen in der Mannschaft dulden", hatte Moggi im
       Frühjahr letzten Jahres in einem Interview gedroht. Nach dem Zwiegespräch
       mit dem offiziell aus dem Sport verbannten Fußball-Paten Moggi hatte der
       Fernsehmann auch dem 89-jährigen Gründer der P2-Loge, Licio Gelli,
       Gelegenheit gegeben, modernden Konservatismus zu verbreiten.
       
       Mit seinem jüngsten Interview mit Marcello Lippi hat Klaus Davi sich im
       Alter eine Generation nach vorn bewegt, kaum aber im Gedankengut. "Ehrlich
       gesagt, glaube ich nicht, das es im Fußball Schwule gibt. In 40 Jahren
       haben ich keinen kennen gelernt. Keiner, mit dem ich in dieser Zeit
       zusammengearbeitet habe, hat mir je davon erzählt", sagte Lippi, der Mister
       mit dem Silberhaar. Mit dem Anglo-Terminus "Mister" werden im
       kastengläubigen Italien alle Schleifer tituliert.
       
       Rein faktisch leidet der Mann an Gedächtnisschwäche. Bei seinem
       Kurzauftritt bei Inter Mailand um die Jahrhundertwende - eine Saison und
       ein Spiel dauerte das Engagement - hatte er den Brasilianer Vampeta im
       Kader. Der einstige Mannschaftskollege von Ronaldo beim PSV Eindhoven war
       ein spielstarker Mittelfeldakteur. Er hatte 42 A-Länderspiele bestritten
       und noch vorm Fußball das Leben und die Feste geliebt. Eine
       Nacktfoto-Session für die brasilianische Schwulenzeitschrift G-Magazine
       hatte einen Karriereknick bewirkt.
       
       Vampetas Schicksal ist typisch. Wer sich outet, muss mit Anfeindungen durch
       Kollegen und Fans rechnen. "So wie wir Fußballer gemacht sind, fiele es
       einem homosexuellen Profi schwer, seinen Beruf auf natürliche Art und Weise
       auszuüben", bemerkt Lippi denn auch. Sein Lieblingsschützling Fabio
       Cannavaro hat sich kürzlich gegen die Homo-Ehe geäußert. In Spanien, wo der
       Profi derzeit unter Vertrag ist, existiert diese Möglichkeit per Gesetz.
       "Mmmh, da bin ich doch zu italienisch", so Cannavaro. In seiner Zeit bei
       Juve hatte der wegen seines geölten Gladiatorenkörpers in der Schwulenszene
       als Idol verehrte Spieler anklingen lassen, dass er nichts gegen schwule
       Kollegen hätte. "Früher oder später wird es einen geben", hatte Fabio
       Cannavaro gemeint.
       
       Nach Schätzungen des Präsidenten der Schwulenorganisation Arcigay, Aurelio
       Mancuso, bevorzugt jeder fünfte Profi der Serie A Männer. Auf dem
       Berlusconi-Kanal La7 hatte im Dezember ein früherer Spieler der dritten
       Liga erklärt, dass er seinen Lebensunterhalt jetzt mit Escort-Diensten für
       seine prominenteren Kollegen bestreite. 30 Fußballerklienten habe er, ein
       Dutzend davon aus der Serie A. Im Schnitt 1500 Euro nehme er pro Termin.
       Die meisten seiner Kunden hätten sich eine bürgerliche Fassade mit Frau und
       Kindern zugelegt. Hilfreich sei, dass er selbst aus dem Fußball käme.
       
       Und bevor der anonym bleiben wollende Mittzwanziger die Karriere als Gigolo
       begann, hatte er in den Umkleideräumen der Lega Pro manche Orgie mit
       Mannschaftskollegen und Gegenspielern organisiert, verriet er. Sexualität
       und Fußball sind zumindest in der dritten italienischen Liga ganz natürlich
       vereint. Marcello Lippi würden die Augen herausfallen.
       
       10 Jan 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tom Mustroph
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kirche
       
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