# taz.de -- Streit um Holocaust-Leugner: Papst Benedikt leistet Abbitte
> Der Vatikan bezeichnet die Äußerungen des umstrittenen Bischofs als
> "inakzeptabel".
(IMG) Bild: Lehnt die Äußerungen von Holocaust-Leugner Richard Williamson auf einmal ab: Der Papst.
BERLIN taz Besser spät als nie: Der Vatikan hat am frühen
Mittwochnachmittag offiziell den Holocaust-Leugner Richard Williamson
aufgefordert, seine Positionen zum Völkermord an den Juden zu widerufen. Um
als katholischer Bischof vollständig rehabilitiert zu werden, "muss
Williamson in unmissverständlicher Weise öffentlich Abstand nehmen von
seinen Äußerungen zur Schoah", erklärte der Vatikan in einer
Pressemitteilung. "Die Äußerungen von Monsignore Williamson sind absolut
inakzeptabel und werden vom Papst abgelehnt", heißt es weiter.
Damit gibt Papst Benedikt XVI. der internationalen und überkonfessionellen
Forderung nach, sich unmissverständlich gegen eine Relativierung des
Holocaust zu positionieren. Er hatte am 24. Januar die Rücknahme der
Exkommunizierung von vier Bischöfen der erzkonservativen Bruderschaft Pius
X. bekannt gegeben. Zu ihnen gehört auch der britische Bischof Richard
Williamson, der die Ermordung von sechs Millionen Juden in den Gaskammer
der Nazis bestritten hatte. Die Entscheidung des Papstes hatte weltweit
Proteststürme ausgelöst. Unter anderem meldete sich Bundeskanzlerin Angela
Merkel (CDU) zu Wort und verlangte eine Klarstellung. Im Zusammenhang mit
dem Holocaust dürfe es "keine Leugnung geben", sagte die Kanzlerin. Eine
solche Klarstellung sei aus ihrer Sicht jedoch "noch nicht ausreichend
erfolgt".
In der Stellungnahme des Vatikans wird nun betont, dass Papst Benedikt von
der Holocaust-Leugnung Williamsons nichts gewusst habe. Mit der Rücknahme
der Exkommunikation der Traditionalisten-Bischöfe habe der deutsche
Pontifex lediglich wohlwollend auf wiederholte Nachfragen der
Priesterbruderschaft St. Pius reagiert. Diese Teilrehabilitierung habe die
vier von einer "schweren Strafe nach kanonischem Recht befreit". Der Papst
habe im Sinne der Einheit der Kirche reagiert. Zugleich wurde in der
Erklärung betont, dass die Bischöfe damit noch nicht wieder im Vollbesitz
ihrer Funktionen innerhalb der Kirche seien und kein Recht hätten, ihr
Bischofsamt auszuführen.
Vor allem auch bei deutschen Katholiken hatte die zögerliche Haltung des
Papstes für viel Unmut gesorgt. Sowohl Berlins Erzbischof Georg Kardinal
Sterzinsky hatte ihn zur Korrektur seiner Entscheidung aufgefordert als
auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken,
Hans-Joachim Meyer. Meyer äußerte seine Befürchtung, dass die
jahrzehntelangen Bemühungen um eine Annäherung an die Juden durch die
Rehabilitierung Schaden genommen hätten. Er hoffe nun, dass
Entscheidungsvorgänge im Vatikan künftig "nach einer gründlichen Prüfung
und in kollegialer Abstimmung getroffen werden".
Dem Tübinger Theologen Hans Küng geht die Aufforderung des Vatikans an
Williamson nicht weit genug. Der Bischof der Pius-Brüderschaft würde nicht
nur den Holocaust leugnen, so Küng, sondern auch grundsätzliche
Konzilsbeschlüsse zum Dialog mit anderen Religionen nicht anerkennen.
5 Feb 2009
## AUTOREN
(DIR) Felix Lee
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Kommentar: Papst wäscht Hände in Unschuld
Es wird wohl nicht allein an Angela Merkel gelegen haben, dass sich der
Vatikan am Ende zu einer deutlichen Kurskorrektur genötigt sah. Mit seiner
Kehrtwende rettet Benedikt XVI. seine Autorität.
(DIR) Holocaust-Debatte: Vatikan verärgert über Papst-Kritik
Der Vatikan ist über die offene Debatte aus Deutschland am Papst entsetzt.
Bundestagspräsident Lammert nimmt Papst Benedikt vor der Kritik in Schutz:
Viele Vorwürfe seien "beinahe bösartig".
(DIR) Streit um geistlichen Holocaust-Leugner: Bischof bricht Stab über Merkel
Der Ton zwischen katholischen Würdenträgern und Politikern wird immer
schärfer. Der Eichstätter Bischof Hanke ist empört über Merkels Kritik an
Benedikt XVI. SPD-Chef Müntefering: Papst ist nicht unfehlbar.