# taz.de -- Porträt Henning Mankell: Der Böses schreibt und Gutes schafft
       
       > Henning Mankell bekam gestern den erstmals verliehenen "Ripper Award" der
       > Stadt Unna. 11.111 Euro für einen Krimiautor, der mit seinen Büchern
       > Gutes bewirken will.
       
 (IMG) Bild: In seinen Büchern geht es Mankell darum, die sozialen Bedingungen freizulegen, die jemanden zum Verbrecher machen.
       
       Dieser Autor ist ein Phänomen. Von den Auflagen her sowieso. Aber auch
       sonst. Denn auch wenn Henning Mankell über das Böse schreibt - und er
       schreibt sehr viel über das Böse -, ist der schwedische Krimiautor doch der
       lebende Beweis dafür, dass das Gute in der Welt noch existiert.
       
       Mankells Erfolgsgeschichte begann in Deutschland vor gut zehn Jahren. Sie
       zeigt: Auch Bücher, die sich einem sozialen und politischen Anspruch
       verschrieben haben, lassen sich über Gebühr gut verkaufen - sofern sie gut
       gemacht sind. In seinen Krimis über den vierschrötigen Kommissar Kurt
       Wallander, der seine Fälle in der schwedischen Hafenstadt Ystad löst, geht
       es Mankell nämlich weniger um die Faszination für das Böse, sondern darum,
       die sozialen Bedingungen freizulegen, die jemanden zum Verbrecher machen.
       Gestern wurde Henning Mankell dafür mit dem erstmals vergebenen "Ripper
       Award" der Stadt Unna ausgezeichnet.
       
       Seit jeher gehört Aufklärung und soziales Engagement zu dem, was Mankell
       umtreibt. 1948 in Stockholm geboren und ohne Mutter aufgewachsen,
       engagierte Mankell sich zunächst in der 68er-Bewegung und bezog aktiv
       Stellung gegen Kolonisierung und Apartheid. Bereits seine literarischen
       Anfänge stellte der damals 20-Jährige ausdrücklich unter das Motto "die
       Gesellschaft zu demaskieren". Danach machte er eine Schauspielausbildung
       und arbeitete als Regieassistent am Stockholmer Rik-Theater. Mittlererweile
       verbringt Mankell die Hälfte des Jahres in Mosambik, wo er ein eigenes
       Theater aufgebaut hat und leitet.
       
       Afrika ist auch zu dem beherrschenden Thema in Mankells Büchern geworden,
       seit er seine Wallander-Reihe abgeschlossen hat; 2002 ist der letzte Band
       in der deutschen Übersetzung erschienen. Die Folgen der Kolonialisierung
       will er seinen Lesern nun genauso vor Augen führen wie die grausamen
       Auswüchse des Aidsvirus.
       
       Der "Ripper Award" wird nicht für soziales Engagement, sondern für die
       Weiterentwicklung des Krimigenres vergeben. Dass Mankell dafür sorgte, dass
       sich in seiner Nachfolge der nordische Krimi als eigene Marke etabliert
       hat, steht in der Tat außer Frage: Schweden-Krimis wurden mit ihm zum
       Markenzeichen. Fraglich ist schon eher, ob man seinen Büchern unter
       krimiästhetischer Perspektive tatsächlich so viel Potenzial zusprechen
       kann. Sein letztes Buch "Der Chinese" erschien im Mai 2008 und verhedderte
       sich allzu sehr in dem Gespinst politischer Botschaften. Dramaturgisch
       blieb es sehr grob und durchschaubar gestrickt.
       
       Sei es drum. Mit dem "Ripper Award" ist ein Preisgeld von 11.111 Euro
       verbunden. Mankell wird es für etwas Gutes zu nutzen wissen.
       
       3 Mar 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wiebke Porombka
       
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