# taz.de -- Begehrtes Edelmetall: Hamburg im Goldrausch
       
       > Ob Blatt-, Zahn- oder Bruchgold: In Hamburg trägt man das Edelmetall in
       > allen erdenklichen Formen zu Markte. Grund ist der höchste Goldpreis seit
       > 25 Jahren. Nur ausgezahlt bekommt ihn nicht jeder.
       
 (IMG) Bild: Gold hat derzeit Hochkonjunktur - nicht nur in Hamburg-St. Georg.
       
       "Raus mit dir, verschwinde, ich sage nichts!" sagt Altin Alinir. "Nein, ich
       sage nicht, was du für ein Gramm Feingold bekommst - und wehe du machst
       Fotos!", verabschiedet er sich, während er bestimmt auf den Ausgang seines
       Yildiz Juweliers am Hamburger Steindamm zeigt. "Altgold, Bruchgold,
       Zahngold, Schmuck oder Münzen, wir kaufen alles!", heißt es die Straße rauf
       und runter.
       
       In Zeiten von Wirtschaftskrise und schwankenden Banken erfreut sich Gold,
       was bisher jede Währung überlebt hat, einer nie da gewesenen Nachfrage. In
       Euro kletterte der Goldpreis unlängst auf die bisher unerreichte Höhe von
       700 Euro je Feinunze (31,1 Gramm).
       
       Preisnachfragen ohne Kamera in der Hand zeigen, dass viele Händler ihre
       Preisvorstellung je Gramm Feingold zwischen fünf und vierzehn Euro
       einordnen. Zum Vergleich: das Gramm Feingold wird momentan in den
       Edelmetallkursen um die 22 Euro im Ankauf gehandelt.
       
       Die aktuellen Edelmetallkurse können beispielsweise auf der Homepage der
       Allgemeinen Gold- und Silberscheideanstalt AG (AUGUSI) eingesehen werden.
       Das Unternehmen sitzt in der Goldstadt Pforzheim und ist die größte
       Scheideanstalt der Republik. Zu solchen Scheideanstalten bringen auch die
       kleineren Goldhändler ihr Gold. Wer sein Gold also direkt dort abgibt,
       umgeht eine offene Hand in der Handelskette. Denn die Händler werden den
       Ankaufspreis der Scheideanstalten kaum überbieten können, solange sie
       Gewinn machen möchten.
       
       Mathias Kruse von der Hamburger Scheideanstalt Aurum Edelmetalle kann
       deshalb nicht verstehen, warum Goldbesitzer den Umweg über den Goldsumpf
       der Straßenhändler nehmen. "Angebote unter 20 Prozent der ausgewiesenen
       Listenpreise sollten nicht akzeptiert werden", sagt Kruse in Hinsicht auf
       all die Läden, in denen neben kleinen Goldbarren auch Handys, Wasserpfeifen
       und alte Spielkonsolen im Schaufenster liegen.
       
       Der Pfandleihkredit wäre eine Alternative bei klammen Brieftaschen, ohne
       sofort Omas vererbten Schmuck unwiederbringlich einschmelzen zu lassen. Die
       Leihbeträge können bis zu 80 Prozent des Verkaufswertes betragen. Jeden
       Monat werden dann ein Prozent Zinsen fällig, bis der Pfand wieder ausgelöst
       wird. Ein beliebtes Konzept, 2008 wurden Kredite in Rekordhöhe von 500
       Millionen Euro ausgegeben.
       
       Gängige Goldbarren und münzen können auch an Banken verkauft werden.
       Umgekehrt lässt sich dort auch Gold einkaufen, etwa in der
       Edelmetallabteilung der Haspa.
       
       Doch wer sich ein goldenes Auffangbecken für wirtschaftlich labile Zeiten
       zulegen möchte, sollte abwarten und sich nicht in die Reihe der ohnehin zu
       späten Goldhamster stellen. "Wer Gold kaufen möchte, sollte das nur als
       kleine Beimischung der Spareinlagen tun, sich ausführlich zu den Preisen
       informieren und verschiedene Händler vergleichen. Doch in der jetzigen
       Preissituation kann vom Goldkauf nur abgeraten werden", sagt die Sprecherin
       der Verbraucherzentrale Hamburg, Julia Rehberg.
       
       Aber das Vertrauen in das Finanzmarktsystem ist nachhaltig erschüttert. Und
       die Nachfrage nach den etwa 2.400 Tonnen Gold, die jährlich weltweit
       gefördert werden, ist ungebrochen. Gold und Edelmetalle im Allgemeinen
       gelten als krisensicher. Es wird auch in Zukunft für Banken wie für
       Privatanleger interessant sein und so manch dubiosen Goldankäufer seinen
       Gewinn bescheren.
       
       17 Mar 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Joseph Varschen
       
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