# taz.de -- Freiwillige Zensur: British Telecom blockiert Pirate Bay
       
       > Heute Pirate Bay, morgen Hackerseiten: Die British Telecom verspricht
       > weitreichende Sperrungen ihres mobilen Breitbandnetzes ganz ohne Druck
       > der Medienindustrie.
       
 (IMG) Bild: Das Angebot der British Telecom ist nicht mehr ganz so bunt wie ihr Logo.
       
       Nutzer des britischen Drahtlos-Internet-Zugangs "BT Mobile Broadband"
       staunten in den vergangenen Tagen nicht schlecht, als sie versuchten, mit
       ihrem Browser die Website der bei den Usern enorm populären und von der
       Medienbranche verhassten Tauschbörsensuchmaschine Pirate Bay anzuwählen:
       Entweder war sie gar nicht zu erreichen oder sie erhielten einen
       Fehlercode.
       
       Die Blockade begann kurz nach dem (allerdings inzwischen in Berufung
       befindlichen) Urteil eines schwedischen Gerichts, das den vier
       Hauptbetreibern eine einjährige Haftstrafe Jahr Gefängnis sowie hohe
       Geldstrafen auferlegte. Hatte "Mobile Broadband"-Betreiber British Telecom
       (BT) also im Sinne von Hollywood und Plattenfirmen gehandelt?
       
       Das örtliche Fachmagazin "PC Pro" fragte nach. Ergebnis laut BT: Ja, man
       habe Pirate Bay gesperrt; nein, das habe nichts mit dem Urteil oder Druck
       der Medienindustrie zu tun. Die freiwillige Zensur hat einen ganz anderen
       Grund: Der britische Ex-Telekom-Monopolist hat zusammen mit anderen mobilen
       Breitbandanbietern einen Vertrag mit der Überwachungseinrichtung "Internet
       Watch Foundation" (IWF) geschlossen, laut dem sichergestellt werden muss,
       dass im mobilen Netz nur solche Seiten zugänglich sind, die für unter
       18jährigen geeignet sein sollen. Die Pirate Bay verschaffe dagegen auch
       Zugang zu nur für Erwachsene gedachte Inhalte, weshalb man sie gesperrt
       habe. Neben "sexuell eindeutigen" Websites möchte die IWF auch noch
       Blockaden für Angebote sehen, die "kriminelle Fertigkeiten" sowie "Hacking"
       vermitteln.
       
       BT und IWF begründen das Vorgehen damit, dass das mobile Breitband-Angebot,
       das neben der Nutzung per Internet-Handy vor allem mit Hilfe eines
       USB-Sticks auf Laptops verwendet wird, problemlos auch an Minderjährige
       abgegeben werde. Beim Festnetz-Internet sei hingegen nur eine Bestellung
       durch Erwachsene möglich. Nutzer, die die Sperrung nicht haben möchten,
       müssen beim Kundendienst anrufen, um sie aufheben zu lassen - dabei ist
       aber offenbar die explizite Nennung geblockter Websites notwendig.
       
       Das Beispiel zeigt, wohin die Reise bei der Internet-Zensur in den nächsten
       Jahren auch hier zu Lande hingehen könnte. In Deutschland schlossen fünf
       große Festnetz-Breitband-Provider zuletzt einen Vertrag mit dem
       Bundesfamilienministerium, laut dem sie vom Bundeskriminalamt ermittelte
       Angebote mit kinderpornografischen Inhalten blockieren sollen. Schon wurden
       Forderungen seitens der Medienindustrie laut, diese Sperren auch auf
       Tauschbörsen wie die Pirate Bay auszudehnen.
       
       22 Apr 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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