# taz.de -- Buskampagne gegen Gott: Atheisten starten Roadtrip
       
       > Mit ihrem Wunsch, atheistische Werbeslogans auf Nahverkehrsbusse zu
       > kleben, scheiterte eine Initiative in 17 deutschen Städten. Darum fahren
       > sie nun mit einem gemieteten Bus durch ganz Deutschland.
       
 (IMG) Bild: On the road gegen den Auftrag des Herrn: die Homepage der deutschen Buskampagne.
       
       Sie durften nicht nach Berlin. Nach Leipzig, Hamburg, Regensburg, Dresden,
       Hannover, München und Stuttgart auch nicht. Die religionskritische
       Initiative [1][„Buskampagne“] wollte auf Bussen in ganz Deutschland
       atheistische Slogans anbringen. Bezahlte Werbung für einen lebensbejahenden
       Atheismus und Werte ohne Religion.
       
       Doch Sprüche wie „Gottlos glücklich“ oder „Es gibt (mit an Sicherheit
       grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott“ waren den städtischen
       Verkehrsbetrieben zu heikel. Bremen lehnte die Kampagne mit Verweis auf den
       bevorstehenden Kirchentag ab, in Dortmund fand man sie „gottesverachtend“.
       Und selbst säkular geprägte Städte wie [2][Berlin] kündigten plötzlich an,
       grundsätzlich keine Werbung mit weltanschaulichem oder religiösem Inhalt
       mehr zulassen zu wollen.
       
       Einzige Ausnahme schien Essen zu sein: Hier wollten die Essener
       Verkehrsbetriebe das Risiko eingehen, ihre Busse mit der gottlosen
       Botschaft auf die Straße zu schicken – und machte dann aber doch einen
       Rückzieher. Grund laut Pressesprecher: „massive Beschwerden einzelner
       Kunden“ und befürchtete Umsatzeinbußen.
       
       Das alles werfe alles in allem ein „bedenkliches Licht auf die
       weltanschauliche Toleranz und Meinungsfreiheit in Deutschland“, finden die
       Organisatoren der Initiative buskampagne.org – eine lose organisierte
       Gruppe bekennender Atheisten, die ihrem Nichtglauben Ausdruck verleihen
       wollten. In 17 Städten haben sie angefragt und 17 Absagen kassiert. Und
       wollen dennoch keine Ruhe geben, irgendetwas anfangen mit den 34.515 Euro
       Spendengeldern, die sie gesammelt haben. Darum kündigen sie nun auf ihrer
       Homepage an, einen großen Doppeldeckerbus zu mieten, ihn mit ihren
       Werbesprüchen zu bekleben und damit auf Deutschlandtour zu gehen. Am 30.
       Mai soll der in Berlin starten und innerhalb von 6 Wochen 24 Städte
       besuchen.
       
       „Provozieren wollen wir eigentlich nicht. Wenn sich allerdings jemand
       provoziert fühlt und daraus eine fruchtbare Diskussion entsteht, habe ich
       nichts dagegen“, sagte Philipp Möller, Sprecher der Buskampagne der Zeitung
       [3][Der Westen]. Seine Initiative will einfach einmal darauf aufmerksam
       machen, dass in Deutschland über 30 Prozent der Menschen konfessionslos
       leben – und Werte sich nicht nur aus Religion ableiten lassen.
       
       Ein Sturm im Wasserglas ist das Hickhack um die Kampagne längst nicht mehr.
       Denn ihre Ablehnung zeigt nicht nur, wie unantastbar Religion im
       öffentlichen Deutschland noch immer ist – allen Kirchenaustritten und dem
       Referendum über Ethik und Religion in Berlin zum Trotz. Anhand der
       atheistischen Buskampagne lässt sich die Lage in Deutschland auch recht
       unmittelbar mit der in anderen Ländern vergleichen. Denn die deutsche
       Buskampagne geht – wie viele andere Nachahmer-Projekte in ganz Europa – auf
       die britische [4][„Atheist Bus Campaign“] zurück.
       
       Inspiriert von einem [5][Kommentar der Guardian-Autorin Ariane Sherine]
       gründete dort der Politikblogger Jon Worth gemeinsam mit der Autorin die
       Initiative, die atheistische Werbung auf Innenstadt-Busse drucken wollte –
       als Gegengewicht zu Bibelzitaten an gleicher Stelle. Die Aktion sorgte für
       eine öffentliche Debatte in Großbritannien und fand Nachahmer von den
       Niederlanden bis Finnland und sogar in Kanada und den USA.
       
       So groß wie in Deutschland waren die Probleme der Atheistenbusse in kaum
       einem anderen Land. In Dortmund etwa [6][schickte] das Katholische Forum
       einen Stadtwerke-Bus auf die Straße, an den die Botschaft plakatiert war:
       „Keine Sorge: Es gibt Gott. Also: Schönen Tag!“ Anders als die
       Atheisten-Kampagne hatten die Verkehrsbetriebe damit keine Probleme.
       
       7 May 2009
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.buskampagne.de/?page_id=30
 (DIR) [2] /regional/berlin/aktuell/artikel/1/bvg-glaubt-noch-an-gott/
 (DIR) [3] http://www.derwesten.de/nachrichten/nachrichten/im-westen/2009/5/7/news-119099011/detail.html
 (DIR) [4] http://www.atheistbus.org.uk/
 (DIR) [5] http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2008/jun/20/transport.religion
 (DIR) [6] http://www.wochenkurier.com/Artikel/1121/Keine_Sorge_Es_gibt_Gott....htm?ausgabe=2
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) M. Laaff
       
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