# taz.de -- Thailands Süden: Gerüchte und Dementi nach Attentat
       
       > Beim Abendgebet stürmen sechs Attentäter eine Moschee und töten zwölf
       > Menschen.
       
 (IMG) Bild: Beten für die Opfer: Nach dem Attentat in einer Moschee in Thailand.
       
       BANGKOK taz | Es war halb neun abends. In der Moschee im Distrikt Cho Ai
       Rong der südthailändischen Provinz Narathiwat hatten sich hundert Gläubige
       versammelt. Plötzlich, berichteten Augenzeugen, seien sechs vermummte und
       mit Sturmgewehren bewaffnete Männer aufgetaucht. Sie hätten sofort in die
       Menge geschossen. Zehn Menschen waren sofort tot, darunter der Imam. Zwei
       weitere starben kurze Zeit später. Mindestens dreizehn Menschen wurden
       verwundet. Das Attentat ist das schwerste seit Monaten. Bekannt hat sich
       dazu bisher niemand.
       
       Thailands Militärs behauptete schnell, muslimische Separatisten seien
       verantwortlich. Damit versuchten sie, Gerüchte zu zerstreuen, dass
       staatliche Sicherheitskräfte dahinterstecken könnten. Auch Armeechef
       Anupong Paochinda wies eine Beteiligung des Militärs entschieden zurück.
       Ein Armeesprecher erklärte, durch den Angriff auf eine Moschee habe der
       Eindruck entstehen sollen, die Attacke sei von der Armee verübt worden, da
       "Muslime wohl kaum in einer Moschee um sich schießen würden". Doch sei
       ausgeschlossen, dass das Militär dahinterstecke.
       
       Doch so leicht dürften die Gerüchte nicht verstummen. Seit Januar 2004
       dreht sich in Thailands Süden eine Spirale von Gewalt und Gegengewalt -
       angefacht zuerst durch das vom damaligen Premier Thaksin Shinawatra
       verhängte Kriegsrecht. Mindestens 3.500 Menschen sind seitdem ermordet
       worden. Militante Islamisten kämpfen mit immer brutaleren Methoden für die
       Abspaltung der drei muslimischen Provinzen Yala, Pattani und Narathiwat vom
       buddhistischen Thailand. Das hingegen veranlasst Militärs, Paramilitärs und
       Polizei, geltende Notstandsgesetze als Legitimation zu nutzen, mutmaßliche
       Separatisten und ihre Symphatisanten zu verhaften, verschleppen oder zu
       töten. Angst, Hass und Misstrauen sitzen tief. Denn kein Angehöriger von
       Armee oder Polizei ist bislang für Gewalttaten juristisch belangt worden.
       Erst im Mai sprach ein Gericht die am Massaker von Tak Bai beteiligten
       Sicherheitskräfte frei. Am 25. Oktober 2004 waren in dem Grenzstädtchen Tak
       Bai nach Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und muslimischen
       Demonstranten mindestens 85 Menschen getötet worden. Demonstranten hatten
       die Freilassung Inhaftierter gefordert, denen vorgeworfen wurde, Rebellen
       Waffen verkauft zu haben. 78 Festgenommene erstickten, als sie gefesselt in
       völlig überfüllte Lkws gesperrt wurden. Weitere 7 Demonstranten waren
       erschossen worden.
       
       Die seit Dezember 2008 amtierende Regierung unter Führung der
       "Demokratischen Partei" (DP) ist machtlos. Dabei hatte Premier Abhisit
       Vejjajivva versprochen, die Region zu befrieden und das Militär abzuziehen.
       Doch die Armee sah Pfründen und Macht bedroht und widersetzte sich. Dass
       ausgerechnet die DP bei der Lösung des Konflikts versagt, ist Ironie des
       Schicksals. Denn der Süden ist ihre traditionelle Hochburg.
       
       9 Jun 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nicola Glass
       
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