# taz.de -- Bachmann-Wettlesen in Klagenfurt: Wenn Autoren ihre Texte essen
       
       > Der erste Tag beim Bachmann-Wettlesen in Klagenfurt: Das Kräftigste war
       > bisher der Regen, die Texte blieben bisher blass.
       
 (IMG) Bild: Rede voller Wut und poetischer Kraft: Autor Josef Winkler, hier 2008 in Darmstadt.
       
       Zugegeben. Es war schwer nach der Rede, die Josef Winkler am Mittwoch Abend
       zur Eröffnung des diesjährigen Bachmannpreis-Lesens in Klagenfurt gehalten
       hatte. Die war so voller Wut und poetischer Kraft, dass nicht nur die
       geladenen Kärtner Lokalpolitiker ganz schön blass um die Nase ausgesehen
       hatten. Auch die fünf Lesungen des ersten Tages waren recht farblos gegen
       Winkler. Obwohl es doch um die großen Fragen ging: um den Sinn des Lebens
       bei Bruno Preisendörfer, um den Sinn des Schreibens bei Philipp Weiss oder
       bei Karsten Krampitz um die Schatten, die die deutsch-deutsche Teilung noch
       in unsere Gegenwart wirft.
       
       Und so zog sich durch den Morgen, was schon am ersten Text des jungen
       Schweizer Lorenz Langenegger, der zum Auftakt über einen kauzigen Mann
       erzählte, der nicht recht Fuß fassen mag im Leben, von der Jury konstatiert
       wurde: altbekanntes Thema, handwerklich gut gemacht, motivlich häufig etwas
       überdeutlich. Aber eben: eigenartig schmerzfrei.
       
       Das störte die Zuhörer erstmal nicht so sehr.
       
       Auch wenn Ijoma Mangold schulterzuckend von einem „Klagenfurt-Text der
       Neunzigerjahre“ sprach, erntete Philipp Weiss für seine absurde
       Meta-Reflexion über das Schreiben immerhin reichlich Lacher. Ein Autor wird
       darin von einem Kampf seiner linken gegen die rechte Hand gequält, die eine
       streicht durch, was die andere schreibt. Am Ende isst der Autor seinen Text
       auf – was übrigens Weiss dann auch tatsächlich tat. Das war ganz niedlich.
       Und wenn es nicht so eindeutig Esspapier gewesen wäre, hätte es auch fast
       ein bisschen so spektalulär sein können, wie die neue Moderatorin Clarissa
       Stadler es gern gehabt hätte.
       
       In der zweiten Hälfte der Lesungen nahm das Ganze dann etwas an Fahrt auf.
       Allerdings nicht wegen der Texte, sondern weil spätestens bei Bruno
       Preisendörfers Erzählung über die Altherrenfrustrationen eines
       Psychoanalytikers der Jurorin Karin Fleischanderl langsam, aber sicher der
       Kragen platzte angsichts der versammelten Klischees. Ansonsten regnet es
       viel. Der Himmel weint über Klagenfurt. Sonst weint noch keiner. Aber
       Freude sieht irgendwie auch anders aus.
       
       25 Jun 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wiebke Porombka
       
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