# taz.de -- Kommentar Proteste im Iran: Macht und Ohnmacht
       
       > Twitter und YouTube bewirken keine politische Wende im Iran. Dazu
       > bräuchte es mobilisierende Parteistrukturen der Opposition. Doch die
       > fehlen im Iran. Was bleibt ist die Ohnmacht.
       
 (IMG) Bild: Isabel Schayani kann sich in beiden Welten einfühlen, der einen von der anderen erzählen.
       
       In Iran kommt es derzeit, wie es wohl kommen musste. Die massiven Proteste
       im Nachgang der Präsidentschaftswahlen werden zunehmend von der Regierung
       erstickt. Ermordungen, Drohungen und der kurze Atem eines im Grunde
       spontanen Protestes zeigen ihre Wirkung durch immer kleiner werdende
       Demonstrationen. Die letzten Wochen haben sicherlich die politische Kultur
       Irans verändert. Einen kurzfristigen Systemwechsel werden sie aber kaum
       bewirken.
       
       Die Proteste basierten auf öffentlichen Stimmungen, aber nicht auf einer
       gut organisierten Opposition. Mobilisierende Parteistrukturen fehlen fast
       völlig. Der Widerstand orientiert sich an einzelnen Personen, deren Ansehen
       zwar hoch sein mag, deren politische Handlungsfähigkeit aber möglicherweise
       eher gering ist. Macht und Ohnmacht der Opposition liegen in diesen Tagen
       eng beieinander. Twitter und YouTube alleine bewirken noch keine
       Demokratiewende. Die aktuelle Faszination über den freien Umgang der
       iranischen Zivilgesellschaft mit neuen und neuesten
       Kommunikationstechnologien sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass andere
       Aufstände - man denke an Burma - trotz ähnlicher Dynamiken sang- und
       klanglos niedergeschlagen werden konnten. Ein altmodischer Putsch wäre noch
       immer effektiver als das "Freiheitsgezwitscher" bei Twitter.
       
       Dazu aber wird es kaum kommen. Widerstand orientiert sich an Personen wie
       Mussawi, die selbst aus dem erweiterten Kreis der Eliten kommen und deren
       Lösungsstrategien auf Konsens und Machtausgleich ausgerichtet sind. Für die
       Zukunft besteht wohl die größte Hoffnung in einer "Reform" von oben, die
       zumindest dazu führt, dass sich die erkennbare Absatzbewegung vieler
       einflussreicher Politiker und Ajatollahs von Ahmadinedschad fortsetzt und
       liberalisierende Reformen eingeleitet werden.
       
       27 Jun 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai Hafez
       
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