# taz.de -- Mordfall Marwa: Haftbefehl erweitert
       
       > Neben dem Mord an Marwa El Sherbini wirft die Staatsanwaltschaft dem
       > Täter nun versuchten Mord am Ehemann vor. Zudem berichtet ein russisches
       > Magazin, er sei in psychiatrischer Behandlung gewesen.
       
 (IMG) Bild: Es wird geprüft, ob Alexander W. Kontakt zum "Arbeitskreis der Russlanddeutschen in der NPD" hatte.
       
       BERLIN taz | Dem 28-jährigen Alexander W., der die Ägypterin Marwa El
       Sherbini im Dresdner Landgericht erstochen hat, wird nun auch versuchter
       Mord an El Sherbinis Ehemann Elwy O. vorgeworfen. Der Haftbefehl sei
       entsprechend erweitert worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
       
       Der 32-jährige Genforscher hatte versucht, den Täter aufzuhalten, und wurde
       dabei lebensgefährlich verletzt. Nach Angaben der Presseabteilung der
       ägyptischen Botschaft erhielt O. mindestens drei Messerstiche, unter
       anderem in Lunge und Leber. Zudem schoss ihm ein Bundespolizist, der aus
       dem Saal nebenan herbeigerufen wurde, ins Bein.
       
       "Wir warten immer noch auf eine Antwort, warum der Polizist nicht auf den
       Täter schoss, sondern auf den Ehemann", sagte Talaat Singer, Leiter der
       Presseabteilung der ägyptischen Botschaft. Wie Freunde berichten, konnte
       Elwy O. vor wenigen Tagen die Intensivstation verlassen und wird nun in
       einer Rehaeinrichtung behandelt.
       
       Unterdessen berichtet die russische Ausgabe des Nachrichtenmagazins
       Newsweek, dass Alexander W. in der russischen Armee gedient habe. Er kam
       2003 nach Deutschland und ist deutscher Staatsbürger, zuvor lebte er in
       Perm nahe dem Ural und laut Newsweek mehrere Jahre auch im kasachischen
       Astana. Spekulationen, W. habe im Tschetschenienkrieg gekämpft, konnte das
       Magazin nicht bestätigen. Solche Vermutungen waren in der deutschen Presse
       angestellt worden, um so möglicherweise W.s Hass auf Muslime zu erklären.
       
       Die Staatsanwaltschaft Dresden erhält derzeit Informationen aus Russland.
       Gleichzeitig prüft sie, ob Alexander W. Kontakt zum "Arbeitskreis der
       Russlanddeutschen in der NPD" hatte. Er hatte sich vor seiner Tat als
       NPD-Anhänger bekannt. Bisher gebe es jedoch keine Hinweise darauf, dass W.
       in eine rechtsextreme Gruppierung eingebunden war, sagte der Sprecher der
       Dresdner Staatsanwaltschaft, Christian Avenarius. Bei der Durchsuchung
       seiner Wohnung seien auch keine Hakenkreuzflaggen oder andere offenkundige
       Nazidevotionalien gefunden worden.
       
       Die russische Newsweek berichtet weiter, dass Alexander W. wegen einer
       manischen Depression in psychiatrischer Behandlung gewesen sein und
       Medikamente eingenommen haben soll. Das Magazin beruft sich dabei auf das
       Umfeld der Generalstaatsanwaltschaft. Das Magazin berichtet außerdem von
       einem Nachbarn in Dresden, der gehört haben will, dass Alexander W. zwei
       Wochen vor dem Mord mitten in der Nacht in seiner Wohnung herumgeschrien
       und jemand mit Möbeln geworfen habe.
       
       Auf Nachfrage der taz konnte dies jedoch weder die Staatsanwaltschaft
       Dresden noch die sächsische Generalstaatsanwaltschaft noch der ehemalige
       Pflichtverteidiger von Alexander W. bestätigen. Von einer psychischen
       Erkrankung wisse man nichts. In der Wohnung seien auch keine Psychopharmaka
       gefunden worden, sagte der Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft.
       
       25 Jul 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) L. Dzhelaukhova
 (DIR) W. Schmidt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA