# taz.de -- Kanada liefert Waffenlobbyisten aus: Schreiber in München gelandet
> Waffenlobbyist Karlheinz Schreiber ist in München gelandet. Nach zehn
> Jahren Streit hat Kanada den 75-Jährigen, der als Schlüsselfigur der
> CDU-Spendenaffäre gilt, an Deutschland ausgeliefert.
(IMG) Bild: Fürchtet, keinen fairen Prozess in Deutschland zu bekommen: Waffenlobbyist Schreiber.
TORONTO/MÜNCHEN ap | Der ehemalige Waffenlobbyist Karlheinz Schreiber, eine
Schlüsselfigur der CDU-Spendenaffäre, ist nach jahrelangem Ringen um seine
Auslieferung wieder in Deutschland. Schreiber landete mit einer Maschine
aus Toronto um etwa 9.30 Uhr in München.
Kanada hatte ihn am Vorabend an deutsche Behörden übergeben - nach einem
zehn Jahre langen juristischen Tauziehen. Nun soll Schreiber "relativ
zeitnah" in die Justizvollzugsanstalt Augsburg gebracht werden, so ein
Sprecher des bayerischen Justizministeriums. Schreiber gilt als eine
Schlüsselfigur in der CDU-Parteispendenaffäre und soll in Deutschland wegen
Bestechung und Steuerhinterziehung vor Gericht gestellt werden.
Ein Berufungsgericht hatte zuvor am Sonntag eine einstweilige Verfügung zum
Aufschub der Auslieferung abgelehnt. Der kanadische Justizminister Rob
Nicheloson erklärte, Schreiber sei noch am gleichen Tag auf Grundlage einer
2004 ausgestellten Auslieferungsanordnung den deutschen Behörden überstellt
worden. Schreiber habe in den vergangenen zehn Jahre alle rechtlichen
Möglichkeiten gehabt, dagegen vorzugehen.
Die Richterin am Berufungsgericht, Barbara Ann Conway, sagte, Schreiber
habe seit Jahren gegen seine Auslieferung gekämpft. "Er ist nun am Ende
dieses Weges." Schreiber, der die kanadische und die deutsche
Staatsangehörigkeit besitzt, war 1999 aufgrund eines deutschen
Auslieferungsersuchens in Kanada festgenommen worden.
Laut Augsburger Staatsanwaltschaft hatte er von der Firma Thyssen für
mehrere Rüstungsprojekte rund 15 Millionen Euro kassiert. Seit Mitte der
80er Jahre bis 1995 soll er mit Hilfe ausländischer Tarnfirmen Geld über
Schweizer Nummernkonten an Industrielle und Politiker verteilt haben. Eine
Millionenspende überreichte er laut Staatsanwaltschaft in einem Koffer dem
früheren CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep. Der ehemalige
Verteidigungsstaatssekretär Holger Pfahls hatte von Schreiber 3,8 Millionen
Mark Schmiergeld für Hilfe beim Verkauf von Fuchs-Panzern nach
Saudi-Arabien angenommen.
Der 75-jährige Schreiber hatte seine Abschiebung am Sonntag nochmals in
letzter Minute verhindern wollen. Auf seinen Antrag hin kam es zu einer
außerplanmäßigen Anhörung vor dem Berufungsgericht in Toronto, nachdem am
Freitagnachmittag Vertreter des Justizministeriums zu ihm gekommen waren.
Diese gaben ihm bis Sonntag Zeit, sich in Auslieferungshaft zu begeben, wie
Schreiber in einem bei Gericht verlesenen Brief an den kanadischen
Ministerpräsidenten Stephen Harper geschrieben hatte.
Nach der Entscheidung des Berufungsgerichts kam Schreiber in
Auslieferungshaft. Bei der Ankunft am Gefängnis in Toronto bezeichnete er
die Vorwürfe gegen ihn und seine Auslieferung als politisch motiviert. "In
Deutschland sind im September Wahlen", sagte er. Die Sozialdemokraten
hätten mit seinem Fall bereits drei Wahlen gewonnen. Seine Rückkehr nach
Deutschland "würde Riesenzirkus sowie eine Untersuchung auslösen und
Kanzler Kohl und alle wären dabei", sagte Schreiber. Die Absicht hinter all
dem sei es, die nächste Wahl zu gewinnen.
Eine Kopie des Briefs an Harper hat Schreiber laut dem Berliner
Tagesspiegel auch an Bundeskanzlerin Angela Merkel geschickt. Darin äußert
er demnach die Befürchtung, dass ihm in Deutschland kein fairer Prozess
bevorsteht, sondern ein politisches Verfahren.
Eine kanadische Untersuchungskommission will bis Ende dieses Jahres ihren
Bericht über die Korruptionsvorwürfe gegen den früheren Ministerpräsidenten
Brian Mulroney vorlegen. Bis dahin wollte die Regierung Schreiber
eigentlich nicht ausliefern. Die öffentlichen Anhörungen zu dem Fall waren
am Dienstag jedoch zu Ende gegangen.
Mulroney, Regierungschef von 1983 bis 1993, hat zugegeben, 225.000
kanadische Dollar von Schreiber angenommen zu haben; seiner Darstellung
zufolge allerdings erst nach dem Ausscheiden aus dem Amt.
3 Aug 2009
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