# taz.de -- Pleite im Stasi-Knast: Kulturstaatsminister reagiert auf Gedenkstättendefizite
       
       > Andrang Weil die Zahl der jungen Besucher im Ex-Stasi-Knast
       > Hohenschönhausen stetig steigt, droht der Gedenkstätte ein Defizit. Denn
       > Schülergruppen haben freien Eintritt. Der Bund will helfen.
       
 (IMG) Bild: Soll Geldspritze von ganz oben kriegen. Angela Merkel bei Knabes Stasi-Knast zu Besuch
       
       Der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen droht laut Direktor Hubertus Knabe
       trotz steigender Besucherzahlen die Pleite. Für das Haushaltsdefizit von
       70.000 Euro sei vor allem die hohe Zahl an Schülergruppen verantwortlich.
       "Wir werden vom eigenen Erfolg bestraft", verkündet Knabe und startete am
       Montag eine Spendenkampagne. Unterdessen versicherte Kulturstaatsminister
       Bernd Neumann (CDU): "Die Arbeit der Gedenkstätte Hohenschönhausen wird
       gesichert".
       
       Die Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen wird je zur Hälfte vom
       Bund und vom Land Berlin finanziert. Seit der Gründung im Jahr 2000 stieg
       die Besucherzahl stetig an auf zuletzt 250.000 im Jahr 2008. Gleichzeitig
       hätten sich die jährlichen Zahlungen aber kaum erhöht und lägen bei einer
       Million Euro, sagte der Sprecher der Gedenkstätte, André Kockisch. 2008
       zahlte der Bund 570.000 und das Land Berlin 520.000 Euro an die
       Gedenkstätte, die eigenen Einnahmen bezifferten sich auf 555.000 Euro.
       
       Die Hälfte der Gedenkstättenbesucher sind Schülergruppen - und die haben
       freien Eintritt. Seit Jahresbeginn hätten laut Knabe mehr als 80.000
       Schüler - 26 Prozent mehr als im Vorjahr - an 3.800 Führungen durch das
       ehemalige Stasi-Gefängnis teilgenommen; das entspreche einem Umsatz von
       150.000 Euro. Wenn der Schülerzustrom anhalte, könne sich das
       Haushaltsdefizit laut Knabe bis zum Jahresende verdoppeln. Sollte die
       Spendenkampagne zudem nicht fruchten, müsse die Zahl der Schülerführungen
       deutlich verringert werden.
       
       Kulturstaatsminister Neumann versicherte am Montag, "dass die notwendigen
       Mittel in Höhe von 70.000 Euro zur Verfügung gestellt werden". Die rasche
       Entscheidung solle gewährleisten, dass gerade die Führungen für
       Schulgruppen stattfinden können.
       
       Nach Angaben der Berliner Kulturverwaltung soll zudem versucht werden, den
       Eintrittspreis von vier auf fünf Euro zu erhöhen sowie auch am bisher
       kostenfreien Montag ein Salär zu verlangen, sagte Sprecher Diederich
       Wulfert. Bei kurzfristigen Absagen von Besuchergruppen solle eine
       Ausfallgebühr erhoben werden.
       
       "Mit den Schülerzahlen sind auch die Kosten für die Referenten unglaublich
       gestiegen", erklärt Sprecher Kockisch. Inzwischen sind 58 Referenten in der
       Gedenkstätte angestellt, Ende 2008 waren es noch rund 30. Die Zahl der
       Schülerführungen zu verringern, sei aber die letzte Möglichkeit: "Wir
       wollen ja keinem die Tür vor der Nase zuschlagen", sagt Kockisch.
       
       Am 17. September will der Stiftungsrat der Gedenkstätte zusammenkommen und
       über das weitere Vorgehen entscheiden.
       
       11 Aug 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alexandra Gdanietz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA