# taz.de -- Hirnforschung: Kein Zucker für die Affen
       
       > Der Senat lehnt die neurowissenschaftlichen Experimente mit Makaken ab,
       > weil kein "spürbarer Nutzen" für den Menschen bestehe. Universität
       > verweist auf auf Wissenschaftsfreiheit
       
 (IMG) Bild: Ein Wohlfühl-Makake: In Kreiters Käfig gibt's bedeutend weniger Wasser
       
       Der Bremer Senat bleibt bei seinem Nein zu den Experimenten mit Makaken an
       der Bremer Universität. Die Gesundheitsbehörde hat dies mit einer
       64-seitigen Begründung unterstrichen und damit den Widerspruch der
       Universität zurückgewiesen.
       
       Den Antrag auf Fortsetzung der Experimente habe man im vergangenen Jahr aus
       zwei Gründe nicht genehmigt, argumentiert das Papier: Erstens habe der
       Biologe Andreas Kreiter "die ethische Vertretbarkeit der Versuche nicht
       wissenschaftlich begründet". Zweitens gehe der Senat davon aus, "dass die
       Belastungen der Tiere im Verhältnis zu dem erwarteten Erkenntnisgewinn
       nicht vertretbar" sei.
       
       Bei dem "erwarteten Erkenntnisgewinn" reichen der Gesundheitsbehörde die
       Hinweise des Biologen auf "Fortschritte für die Wissenschaft" nicht:
       Entscheidend sei, "ob daraus ein für die Allgemeinheit spürbarer Nutzen
       entsteht". Es sei fraglich, "ob die angestrebten Ergebnisse überhaupt im
       Tierversuch erzielt werden", ob, wenn es Ergebnisse gibt, diese "auf den
       Menschen übertragbar" sind und schließlich, "wann die angestrebten
       Ergebnisse erzielt werden".
       
       Dem stehen die ethischen Bedenken gegenüber, "einem Tier ohne vernünftigen
       Grund Schmerz, Leid und Schaden zuzufügen". Die Gesundheitsbehörde geht
       davon aus, dass sie diese Abwägung vornehmen muss und verweist dabei auf
       den "Wertewandel in der Bevölkerung" zum Thema Tierschutz.
       
       Teil eines genehmigungsfähigen Antrages hätte es nach Auffassung der
       Behörde sein müssen, "dass der Forscher selbst die ethische Abwägung
       zwischen der Belastung der Makaken und der Bedeutung seines
       Forschungsvorhabens wissenschaftlich begründet" - was Kreiter nicht getan
       habe. Der habe nur auf die "Lebensbedingungen der Tiere in freier Wildbahn"
       verwiesen, was aus Sicht der Behörde rechtlich nicht zulässig sei. Drei
       Gutachter haben der Behörde bestätigt, dass entscheidend ist, "in welchem
       Ausmaß grundlegende Bedürfnisse der Tiere, die für deren Wohlergehen
       wichtig sind, eingeschränkt werden". Das geschehe durch den
       Flüssigkeitsentzug und die Fixierung auf dem Primatenstuhl.
       
       Uni-Rektor Wilfried Müller erklärte sein "völliges Unverständnis" über den
       erneuten Ablehnungsbescheid und stellte sich gestern "uneingeschränkt
       hinter Andreas Kreiter". Die Universität sieht in der Ablehnung "einen
       unzulässigen Eingriff in die Wissenschaftsfreiheit". Der Rektor kündigte
       an, er werde bis zum Verfassungsgericht gehen.
       
       Auf die Begründung des Senats geht die Universität nur indirekt ein - man
       kenne die Gutachten nicht, auf die der Senat sich beziehe, erklärte Müller.
       Er verweist auf die Tatsache, dass Kreiter Partner eines vom
       Wissenschaftsministerium geförderten Projektes sei, in dem es um
       Epilepsie-Therapie gehe.
       
       "Um Therapie geht es in diesem Projekt in Wirklichkeit nicht", sagt der
       Behördensprecher, sondern um Grundlagenforschung. Pünktlich zu der neuen
       Runde des Streites teilt die Universität mit, dass die Bremer
       Gehirnforscher mit einem Aufsatz im Journal of Neuroscience über die
       Verarbeitung von Seh-Reizen vertreten sind.
       
       12 Aug 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Wolschner
       
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