# taz.de -- Kinderporno-Vorwürfe gegen Politiker: Widersprüche bei Tauss
       
       > Im Fall des unter Kinderporno-Verdacht stehenden Abgeordneten Tauss
       > widersprechen die Ermittlungsergebnisse seinen Aussagen mehrfach - dies
       > berichtet die ARD unter Berufung auf die Anklageschrift.
       
 (IMG) Bild: Verteidigung via iPhone: Jörg Tauss.
       
       KARLSRUHE dpa | Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen den unter
       Kinderporno-Verdacht stehenden Bundestagsabgeordneten Jörg Tauss sind
       offenbar schwerer als bislang bekannt. Laut Anklageschrift hat der
       fraktionslose Politiker gezielt nach Kinderpornos mit Jungen gesucht und
       das entsprechende Material bestellt, berichtet das ARD-Magazin "Report
       Mainz".
       
       Außerdem sprächen die Fundorte der sichergestellten DVDs und des Handys mit
       den kinderpornografischen Dateien in der Berliner Wohnung von Tauss für
       eine private Nutzung, berichtete das Magazin unter Berufung auf die
       Anklageschrift. Tauss räumt in dem Bericht ein, die Indizien seien
       "durchaus ambivalent". Die Staatsanwaltschaft äußerte sich am Dienstag auf
       Anfrage nicht dazu.
       
       Laut Anklageschrift widersprechen die Untersuchungsergebnisse den Aussagen
       von Tauss in sieben Punkten. Die Karlsruher Staatsanwaltschaft sehe es
       daher als erwiesen an, dass sich der Bundestagsabgeordnete das illegale
       Material beschaffte, um sich damit sexuell anzuregen.
       
       Der als Internet-Experte bekannte Bundestagsabgeordnete beteuert dagegen
       nach wie vor seine Unschuld. Er habe das Porno-Material im Zusammenhang mit
       seinen Recherchen als Parlamentarier genutzt. Mit seinen Ergebnissen habe
       er einen Kinderporno-Ring sprengen wollen.
       
       Laut Anklageschrift wurden zwei der sichergestellten DVDs hinter Büchern
       versteckt gefunden, eine weitere DVD soll in einem Jackett gesteckt haben.
       In einem Koffer seien auch Videos, Zeitschriften und Romane mit legaler
       Erwachsenen-Pornografie entdeckt worden. Tauss habe sich nach Ansicht der
       Staatsanwaltschaft auch durch Widersprüche in seinen Aussagen gegenüber den
       Ermittlern belastet, berichtet "Report Mainz".
       
       So habe er zunächst jede Verbindung zu Kinderpornos abgestritten und erst
       später angegeben, als Abgeordneter verdeckt recherchiert zu haben. Außerdem
       habe er seine angebliche Kinderporno-Recherche mehrere Monate länger
       betrieben als zunächst angegeben.
       
       Tauss war nach Bekanntwerden der Vorwürfe als Generalsekretär der
       Südwest-SPD und als medienpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion
       zurückgetreten. Aus Protest über das vom Bundestag verabschiedete Gesetz
       zur Sperrung von Kinderpornografie im Internet trat er Ende Juni zur
       Piratenpartei über. Diese lehnt eine Sperrung von Internetseiten mit
       Kinderpornografie ab und fordert ein Löschen der illegalen Angebote.
       
       Der Bundestag hatte vor zwei Wochen die Immunität von Tauss aufgehoben und
       damit den Weg frei gemacht für eine Anklageerhebung gegen den früheren
       SPD-Politiker. Einen Termin für den Prozess gibt es noch nicht.
       
       23 Sep 2009
       
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