# taz.de -- Todeskandidat Mumia Abu-Jamal: Selbst Obama kann nicht helfen
       
       > Das Todesurteil für den Black-Panther-Aktivisten kann jederzeit bestätigt
       > werden. Die deutschen Unterstützer rüsten zum letzten Gefecht: Proteste
       > sollen die drohende Hinrichtung abwenden.
       
 (IMG) Bild: Sitzt seit 26 Jahren in der Todeszelle: Mumia Abu-Jamal.
       
       BERLIN taz | In Oldenburg haben sie eine pechschwarze Zelle gebaut, von
       außen verschließbar, mit einer laut tickenden Uhr. Die Aktivisten wollen
       sie in der Fußgängerzone aufstellen. Passanten sollen eine Ahnung davon
       bekommen, wie es sich anfühlt, sein Leben in einem Todestrakt zu fristen -
       so wie Mumia Abu-Jamal.
       
       Seit 26 Jahren ist der Kampf gegen die Todesstrafe mit kaum jemandem
       stärker verknüpft als dem einstigen Pressesprecher der radikalen Black
       Panther Party. Jetzt wird es ernst für Abu-Jamal, und so wie in Oldenburg
       mobilisieren in diesen Tagen deutschlandweit die Unterstützer des berühmten
       Afroamerikaners für ihr wohl letztes Gefecht.
       
       Am 5. Oktober ist der US-Supreme Court nach seiner Sommerpause wieder
       zusammengetreten. Jeden Tag kann seitdem die endgültige Entscheidung über
       Abu-Jamals Hinrichtung verkündet werden. Wendet sich das Gericht gegen ihn,
       dann kann nicht einmal Präsident Obama ihn begnadigen. Das könnte nur Ed
       Rendell, der Gouverneur von Pennsylvania. Doch der ließ 1982 als
       Staatsanwalt Abu-Jamal zum Tode verurteilen.
       
       In Deutschland finden sich die Gruppen, die schon seit den 1980er-Jahren
       für die linke Symbolfigur streiten, mit neuen "Free Mumia"-Bündnissen
       zusammen. Als die Rechtshilfeorganisation Rote Hilfe im Sommer bundesweit
       auf Tour ging, um auf die aktuelle Zuspitzung hinzuweisen, gründeten sich
       viele lokale Initiativen. Sie rechnen damit, dass ihnen nach der
       Gerichtsentscheidung etwa zwei Wochen bleiben, bis das Todesurteil
       vollstreckt wird. Dafür haben sie ein Aktionskonzept namens "3 plus 12"
       entwickelt: "Am dritten Tag nach dem Urteil um zwölf Uhr mittags, soll es
       dezentrale Aktionen in ganz Deutschland geben," sagt Jürgen Heiser vom
       "Internationalen Verteidigerkomitee". Für den folgenden Samstag rufen die
       Aktivisten zur bundesweiten Demonstration in Berlin auf. Seit Wochen
       sammeln sie Unterschriften, veranstalten Lesungen, Filmvorführungen,
       Konzerte und Solipartys.
       
       Für Heiser ist der Kampf für Abu-Jamals Freiheit zur Lebensaufgabe
       geworden. Seit zwei Jahrzehnten übersetzt er dessen Bücher und Kolumnen ins
       Deutsche, hat Abu-Jamal immer wieder im Gefängnis besucht. "Jetzt kommt es
       auf die Solidaritätsbewegung an," sagt er.
       
       Dem 54-jährigen Abu-Jamal, mit bürgerlichem Namen Wesley Cook, wird
       vorgeworfen, im Dezember 1981 in Philadelphia den weißen Polizisten William
       Faulkner erschossen zu haben. Die Todesnacht und sein Prozess fallen in die
       Zeit extremer Konfrontationen zwischen dem weißen Establishment von
       Philadelphia und der radikalisierten Schwarzenbewegung - in der Jamal eine
       wichtige Rolle spielte. Viele glauben deshalb, dass Jamal unschuldig ist.
       Insbesondere wird Anstoß daran genommen, dass Abu-Jamal von einer weißen
       Jury des Polizistenmordes für schuldig befunden wurde.
       
       Die Staatsanwaltschaft hatte schwarze Geschworene wegen ihrer Hautfarbe
       abgelehnt. Seine Verteidiger sehen darin eine Verletzung der amerikanischen
       Verfassung, doch eine entsprechende Beschwerde von ihnen hatte keinen
       Erfolg, ebenso wenig wie die Anträge, mit später aufgetauchten Beweisen ein
       neues Verfahren zu eröffnen. "Er ist heute in der lebensbedrohlichsten Lage
       seit seiner Festnahme 1981," sagt sein Anwalt Robert R. Bryan. Wenn der
       Staat Pennsylvania nicht durch internationalen Druck einer Begnadigung
       zustimmt, wird Abu-Jamal durch die Injektion eines Giftcocktails
       hingerichtet, der Herz und Atemmuskeln lähmt.
       
       Weitere Infos und die Online-Petition auf [1][bewegung.taz.de]
       
       13 Oct 2009
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://bewegung.taz.de/aktionen/http-www-iacenter-org-mumiapetition
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Jakob
       
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