# taz.de -- Schweden zieht erste Impf-Bilanz: Impfung nicht für Tote verantwortlich
       
       > Schweden gibt Entwarnung. Die angeblichen Impftoten wären nicht an den
       > Nebenwirkungen gestorben. Trotzdem seien die allergischen Reaktionen
       > gestiegen.
       
 (IMG) Bild: Schlange stehen in der Schweiz für den Stich. Nicht nur die Schweden lassen sich massenweise impfen.
       
       STOCKHOLM taz | Die schwedische Arzneimittelbehörde „Läkemedelsverket“ gibt
       Entwarnung. Die Todesfälle, die in einem zeitlichen Zusammenhang mit der
       Pandemrix-Impfung aufgetreten sind, seien nicht mir ihr zu begründen.
       
       In einem am Freitag veröffentlichten Report werden mit Stand vom 10.
       November mittlerweile acht solcher Todesfälle gemeldet. „Läkemedelsverket“
       kann aber keine Hinweise darauf finden, die auf einen ursächlichen
       Zusammenhang hindeuten würden. In vier Fällen lägen mittlerweile
       Obduktionsergebnisse vor, „und in diesen wird ein Zusammenhang mit der
       Impfung als unwahrscheinlich bezeichnet“. Angesichts des Informationsstands
       bezüglich der anderen 4 Verstorbenen „spricht bislang nichts für einen
       Ursachenzusammenhang zwischen Impfung und Todesfall“. Alle Verstorbenen
       hätten vorab an chronischen Erkrankungen gelitten.
       
       Die schwedischen Pandemrix-Erfahrungen werden im restlichen Europa mit
       besonderem Interesse verfolgt, da man hier zuerst mit Massenimpfungen
       beginnen konnte. Stockholm war vorab besonders vorsichtig gewesen, hatte
       mit dem Hersteller GlaxoSmithKline Verträge für die Lieferung von zwei
       Dosen Pandemrix pro Kopf der Bevölkerung geschlossen und sich in der
       Warteschlange so nach vorne gekauft, dass man schon vor vier Wochen mit den
       Impfungen beginnen konnte. Mittlerweile ist ein Viertel der Bevölkerung
       geimpft, bis Ende nächster Woche soll es ein Drittel sein – mit Vorrang für
       Risikogruppen und Personen unter 24 Jahren.
       
       Man geht auch offen mit Informationen über Nebenwirkungen um. Aus der
       aktuellen Zusammenstellung der Arzneimittelbehörde ergeben sich solche der
       Behörde bekanntgewordenen Nebenwirkungen im Schnitt bei einer von 1.500
       Impfungen. Überwiegend habe es sich dabei um „bekannte oder erwartete“
       Reaktionen im Zusammenhang mit einer Impfung gehandelt, wie Fieber,
       Grippesymptome, Kopf- und Gliederschmerzen. Ernstere allergische oder
       neurologische Reaktionen wurden bei rund 200 oder durchschnittlich jeder
       Zehntausendsten Pandemrix-Impfung gemeldet. In vier Fällen sei es zu einer
       Facialisparese (Gesichtslähmung) gekommen. In allen Fällen seien diese
       Symptome aber nach entsprechender Behandlung wieder abgeklungen.
       
       „Wir haben etwas mehr an ernsten allergischen Reaktionen bekommen, als
       ursprünglich erwartet“, sagt Charlotte Bergquist vom „Läkemedelsverket“.
       Man habe deshalb darüber informiert, dass nur an solchen Orten geimpft
       werden sollte, wo Ausrüstung und ausgebildetes Personal bereit stehe, um
       bei einem eventuellen Allergieschock eingreifen zu können.
       
       Obwohl die Nebenwirkungs-Rate bei Kindern unter 3 Jahren etwas höher als im
       Durchschnitt liegt, stellt die schwedische Gesundheitsbehörde bisherige
       Bedenken zurück und empfiehlt nun auch offiziell eine Impfung von Kindern
       zwischen 6 Monaten und 3 Jahren. Sie gehörten zu einer speziellen
       Risikogruppe, da sie eine engere Luftröhre hätten und so auch empfindlicher
       im Fall einer Schweinegrippeerkrankung seien. Kinder unter drei Jahren
       sollen jetzt im Abstand von drei Wochen mit je einer halben Dosis geimpft
       werden.
       
       Was den schwedischen Behörden Kopfschmerzen bereitet, ist die geringe
       Impfbereitschaft in vor allem von Migranten bewohnten Vororten. Während in
       anderen Stadteilen bereits 80 bis 90 Prozent aller Schulkinder geimpft
       worden sind, liegt diese Zahl in solchen Gebieten Stockholms, Malmös und
       Göteborgs gerade einmal bei 20 bis 30 Prozent.
       
       Medien berichteten von einer weitverbreiteten Skepsis, von Furcht vor
       Nebenwirkungen und auch von Äußerungen wie: „Ich esse kein Schweinefleisch,
       deshalb kann ich keine Schweinegrippe bekommen.“ Man will nun eine
       spezielle Impfkampagne für diese Personen starten. In Schweden wurden
       bisher sieben Todesfälle registriert, die auf das A/H1N1-Virus
       zurückgeführt werden.
       
       13 Nov 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
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