# taz.de -- Aufklärungs-Comic aus NRW: Links unter Linksextremisten
       
       > Comic-Held Andi ist mal wieder im Auftrag des nordrhein-westfälischen
       > Verfassungsschutzes unterwegs. Dieses Mal widmet er sich den militanten
       > Autonomen.
       
 (IMG) Bild: Musterdemokraten unterwegs: Comic-Held Andi und seine Freunde.
       
       Immerhin bemüht sich Comic-Held Andi, Linke nicht generell zu verdammen.
       Eine demokratisch gesinnte Linke würde sich ja durchaus für positive
       Leitbilder einsetzen, etwa für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität.
       Jedoch immer auf freiheitlich demokratischem Wege, wie er betont.
       Linksextremisten hingegen strebten die Überwindung der durch das
       Grundgesetz vorgegebenen Staats- und Gesellschaftsordnung der
       Bundesrepublik Deutschland an. Und nur die findet Andi doof.
       
       Musterdemokrat Andi ist mal wieder unterwegs. Nachdem er sich im ersten
       Teil der Comic-Reihe des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes mit
       den Neonazis in seiner Klasse auseinandersetzen musste und im zweiten mit
       dem islamistischen Umfeld seiner Freundin Aysha, darf Andy im dritten Teil
       mit ansehen, wie sein Freund Ben in die militante linksautonome Szene
       abdriftet - und zeigt sich geschockt, was aus Ben mit seinen eigentlich
       doch gut gemeinten Absichten wird: ein Zündler.
       
       Spätestens als Ben sich vom Linksextremisten Klausi und dessen kleiner
       Schwester Nele überreden lässt, antikapitalistische Parolen an eine
       Häuserwand zu sprayen, um vor allem bei Nele Eindruck zu schinden, wird's
       Andy zu bunt. Er geht nach Hause. Ben hingegen wird ertappt, festgenommen
       und spricht am darauf folgenden Tag vom "Unterdrückungsstaat".
       
       Linksextremismus - alles eine Frage von Verführungskünsten? Das zumindest
       suggerieren die Verfassungsschützer, die offensichtlich sehr darum bemüht
       sind, die Strukturen des Linksextremismus nicht mit denen der Neonazis
       gleichzusetzen. Die Verfasser wollen möglichst realistisch aufzeigen, wie
       Jugendliche "aus Versehen" in die linksextremistische Szene
       hineinschliddern. Und vielleicht wird so manch ein Szenelinker seine eigene
       Sozialisation in dem Comic tatsächlich wiedererkennen: Erst ist es bloß ein
       Punkkonzert in einem besetzten Haus. Wenig später die erste Sprayeraktion
       an einer Häuserwand, dann die Teilnahme an einer Anti-Nazi-Demo. Und da man
       nicht im langweiligen Peacenik-Block mitlaufen möchte, sondern lieber bei
       den aktionsorientierten Autonomen, ist der Schritt nicht weit, auch gleich
       mal ein paar Autos abzufackeln. Doch halt. Hier wird's schräg: Als würden
       nach jeder Demo gleich die Autos brennen.
       
       Besonders konfus auch die Erläuterungen der Verfassungsschützer
       zwischendurch: Als Ben das erste Mal einem Plenum von Autonomen beiwohnt
       und er nicht die Bohne von den verschwurbelten Ausführungen einer
       Linksextremistin über "hegemoniale Ziele des Kapitals" und dem
       "Herrschaftsapparat" kapiert, wird erklärt, warum der Linksextremist an
       sich so "kompliziertes Zeug" von sich gibt: Extremisten seien eben davon
       überzeugt, dass ihre Ideologie die einzig richtige auf der Welt sei und sie
       deshalb ganz genau wissen, was zu tun sei, lautet die Erklärung. Deswegen
       also dieses uferlose Geschwall.
       
       Aha.
       
       Comic-Figur Ben zügelt seinen Elan erst, als Autonome auch den Laden eines
       befreundeten Kioskbesitzers demolieren. Angewidert wendet sich Ben von den
       Militanten ab.
       
       Und das soll denn wohl auch die Kernbotschaft von Andis drittem Band sein:
       Hab immer ein Herz für die Schwächeren. Sprich: Sei links - auch unter
       Linksextremisten.
       
       Gut gemeint, der Comic.
       
       25 Nov 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lee
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA