# taz.de -- Bezahlte Inhalte: Google kommt Verlagen entgegen
       
       > Bei Google News können Verlage künftig fein abgestuft entscheiden, ob und
       > wie ihre Inhalte erfasst werden. Der Netzriese will damit offenbar die
       > angespannte Lage deeskalieren.
       
 (IMG) Bild: Der Kiosk im Internet: Google News.
       
       BERLIN taz | Bislang hieß es in Sachen Verlage gegen Google nur "Friss oder
       stirb": Während die angeschlagenen Medienkonzerne Druck auf den
       Internet-Riesen ausübten, sie doch bitteschön künftig an seinen
       Werbeeinnahmen zu beteiligen, weil die Suchmaschine doch auch
       Medienangebote erfasse, hieß es von Google stets, Verlage könnten sich ja
       einfach aus dem Index verabschieden, wenn ihnen das nicht gefalle.
       
       Tatsächlich ist das technisch äußerst einfach möglich: Ein Sperreintrag in
       der Datei "robots.txt" auf dem Webserver reicht, was den zuständigen
       Administrator vielleicht 30 Sekunden seiner Arbeitszeit kostet.
       
       Aber natürlich ist diese Wahlmöglichkeit großer Quatsch: Entscheidet sich
       ein Medienkonzern wirklich komplett gegen Google, wie es bislang nur der
       als in Internet-Dingen eher aufbrausende Altverleger Rupert Murdoch (News
       Corporation) androhte, würden viel weniger Nutzer Verlagsangebote besuchen,
       ja, Zeitungen und Zeitschriften praktisch aus dem digitalen Gedächtnis des
       Netzes verschwinden, da sich die allermeisten Nutzer das Internet eben über
       Google erschließen.
       
       Nun streckt der Internet-Gigant den Verlegern jedoch einen Friedenszweig
       entgegen: Wie Google am Mittwoch in seinem offiziellen Blog bekannt gab,
       wird es künftig möglich sein, Inhalte teilweise zu verbergen, ohne ganz aus
       dem Index zu fallen. Dabei geht es explizit um das den Verlagen äußerst
       verhasste Angebot Google News, das automatisch aufbereitete Schlagzeilen
       und kurze Anreißer ("Snippets") nutzt, um Usern einen Überblick über das
       aktuelle Nachrichtengeschehen zu geben.
       
       In den USA verdient Google damit sogar Werbegelder, was die dortigen
       Medienkonzerne zur Weißglut treibt; allerdings sind die Snippets und
       Schlagzeilen derart kurz, dass kein Richter der Welt in ihrer Nutzung eine
       Urheberrechtsverletzung sehen will, was die deutschen Verleger gerne durch
       eine Gesetzesänderung ("Leistungsschutzrecht") verändert sehen würden.
       
       Josh Cohen, seines Zeichens als zuständiger Produktmanager Googles
       Chefdiplomat in Sachen Medienkonzerne, schreibt nun im Google-Blog, man
       habe das so genannte Robots Exclusion Protocol (REP), über das die
       Herausnahme von Inhalten bei Suchmaschinen abgewickelt wird, für Google
       News extra erweitert. Dazu bekommt der Suchroboter des Nachrichtenangebots,
       der Crawler, einen eigenen Namen.
       
       Somit können Administratoren von Verlagsangeboten künftig beispielsweise
       den regulären Google-Suchroboter ("Googlebot") hineinlassen, während der
       Google News-Algorithmus ("Googlebot-News") draußen bleiben muss. Cohen kann
       sich in seinem Blog-Posting allerdings einen Seitenhieb nicht verkneifen:
       Es sei nämlich schon immer möglich gewesen, sich aus Google News zu
       verabschieden. "Dazu musste man einfach ein simples Kontaktformular in
       unserem Hilfezentrum ausfüllen."
       
       Die Veränderungen beim REP folgen auf ein weiteres Friedensangebot, das
       Cohen im gleichen Blog einen Tag zuvor unterbreitet hatte. Darin erläuterte
       er eine verbesserte Methode, Bezahlinhalte bei Google News und in der
       Hauptsuchmaschine unterzubringen. Dabei wird das so genannte "First Click
       Free"-Programm (FCF) optimiert: Es erlaubte Verlagen mit Paid
       Content-Angeboten, dass zumindest der erste Klick aus Google heraus für die
       Leser kostenlos war.
       
       Damit sollte es erleichtert werden, für die Angebote zu werben. Allerdings
       hatte FCF einen Pferdefuß: Man konnte sich darüber quasi ein komplettes
       Paid Content-Angebot kostenlos ergoogeln, wenn man nur mit den richtigen
       Suchbegriffen (sprich: den Überschriften) arbeitete. Nun registriert FCF
       Abfragen deutlich genauer und erlaubt es Verlagen, die Kostenlos-Klicks auf
       maximal fünf pro Tag zu beschränken. Außerdem sollen Abodienste in Google
       News künftig besser erkennbar sein und auch Vorschauseiten auf Paid
       Content-Angebote im Index landen.
       
       Googles Vorgehen passt in den aktuellen Kontext der gerade in den USA heiß
       geführten Debatte. Dort trafen erst in dieser Woche die Blog-Unternehmerin
       Arianna Huffington und Medienkönig Rupert Murdoch vor einem Panel der
       Handelsaufsicht FTC zur Zukunft des Journalismus auf. Während Murdoch das
       altbekannte "Kostenlos ist zu teuer" abspulte, wehrte sich Huffington gegen
       die Versuche der Medienkonzerne, alte Geschäftsmodelle künstlich am Leben
       zu erhalten. "Wenn man schon den Journalismus nicht retten kann, will man
       sich wenigstens selbst retten, indem man mit dem Finger auf andere zeigt."
       
       3 Dec 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA