# taz.de -- Kommentar Irakkrieg: Browns falsches Kalkül
       
       > Brown lag mit seiner Berechnung, dass vor allem Blair Schaden durch den
       > Untersuchungsausschuss zum Entscheidungsprozess des Irakkriegs erleiden
       > würde, gründlich schief.
       
 (IMG) Bild: Viele "juristische Fallstricke": Britische Soldaten 2007 im Irak.
       
       Als Gordon Brown vor zweieinhalb Jahren das Amt des britischen
       Premierministers von Tony Blair übernahm, war er bemüht, sich so weit wie
       möglich von seinem Vorgänger abzusetzen. So versprach er einen
       Untersuchungsausschuss, in dem der Entscheidungsprozess beleuchtet werden
       sollte, der zur britischen Beteiligung am Irakkrieg führte. Dieser Krieg
       war schließlich Blairs Geschichte, nicht die der jetzigen Regierung,
       kalkulierte Brown.
       
       Welch Irrtum. Die von John Chilcot geleitete Untersuchung wächst sich zu
       einer neuerlichen Katastrophe für Labour aus. Dabei hatte niemand diese
       Untersuchung ernsthaft verlangt. Die meisten Fakten waren ohnehin längst
       bekannt, zum Beispiel das unsägliche, manipulierte Irak-Dossier, das die
       Begründung für die Invasion lieferte. Nun werden alle wieder daran
       erinnert, wie die Regierung damals das Parlament und die Bevölkerung
       hinters Licht geführt hat.
       
       Brown lag mit seiner Berechnung, dass vor allem Blair Schaden erleiden
       würde, gründlich schief. Dem Expremier konnte es auch egal sein: sein Ruf
       ist ohnehin ruiniert, was seinen Einnahmen auf dem lukrativen
       Vortragsparcours keineswegs abträglich ist. Zudem waren Brown und eine
       Reihe seiner Minister an allen Entscheidungen eng beteiligt. Sie kann man
       dafür bestrafen, und zwar schon bald. Browns Bereitwilligkeit, vor dem
       Untersuchungsausschuss noch vor den Parlamentswahlen, die bis 3. Juni
       stattfinden müssen, auszusagen, ist leichtfertig. Der Irakkrieg ist wieder
       Wahlkampfthema.
       
       Das kann nur den Tories nützen. Sicher, auch sie wären in den Krieg
       gezogen, wenn sie an der Macht gewesen wären. Schließlich waren mehr
       Labour-Abgeordnete als Tories gegen den Krieg, und Tory-Chef David Cameron
       hat dafür gestimmt. Aber es war eben nicht sein Krieg.
       
       22 Jan 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Großbritanniens Rolle im Irakkrieg: Die leisen Zweifel des Mister Straw
       
       Der Untersuchungsausschuss zur britischen Beteiligung an der Irak-Invasion
       tritt in die entscheidende Phase. Jetzt wurde Tony Blairs damaliger
       Außenminister vernommen.