# taz.de -- Hacker und Online-Spionage: Die Zeit der Amateure ist vorbei
       
       > Wegen Netzattacken auf Menschenrechtsorganisationen will sich Google
       > wahrscheinlich aus China zurückziehen. Doch solche Hackerangriffe sind
       > nur die Spitze des Eisberges.
       
 (IMG) Bild: Bei Industriesionage sind mafiöse Online-Gangs und aggressive Firmen am Werk.
       
       Bruce Schneier, einer der bekanntesten IT-Security-Experten der Welt,
       sorgte am Freitag mit einer erstaunlichen Behauptung für Aufruhr in der
       Internet-Szene: Chinesische Hacker hätten bei ihrem Angriff auf Google
       Hintertüren verwendet, die eigentlich für die US-Regierung gedacht gewesen
       seien, um Online-Durchsuchungen zu erlauben. Die Behauptung, die der
       Amerikaner nicht näher belegte, ist nur das letzte Stückchen in einem
       zunehmend wilder werdenden Informationspuzzle zu Internet-Angriffen, das
       Google schließlich zur Drohung an China veranlasste, sich ganz aus dem
       Riesenreich zurückzuziehen.
       
       Zuvor war stets berichtet worden, die Einbrecher hätten über mehrere Monate
       lang offen stehende Sicherheitslücken in Microsofts Browser Internet
       Explorer und der PDF-Lesesoftware Adobe Reader ausgenutzt. Doch wie auch
       immer die chinesischen Angreifer, deren Verbindungen zur Regierung bislang
       von Google nicht belegt wurden, ihre Opfer auch übertölpelten - der Vorfall
       zeigt, wie massiv die Computergefahren in den letzten Jahren zugenommen
       haben. War die Verbreitung von Malware und Schadcode in den frühen Jahren
       des Netzes ein Geschäft von Amateuren, mischen inzwischen mafiöse
       Online-Gangs, Geheimdienste und aggressive Firmen mit, die
       Industriespionage betreiben.
       
       Shishir Nagaraja, Sicherheitsforscher an der University of Illinois, der
       zusammen mit dem britischen IT-Security-Experten Ross Anderson im Frühjahr
       2009 groß angelegte Computerspionageversuche aus China ("Ghostnet")
       aufgedeckt hatte, die sich unter anderem gegen die tibetische Exilregierung
       richteten, wundert sich, dass Google erst jetzt reagiert.
       
       Er habe bereits im vergangenen Jahr den Internet-Riesen informiert, dass
       Ghostnet-Nutzer Googles Infrastruktur missbrauchten - unter anderem zum
       Umleiten von Mails der Vertretung des Dalai Lama in New York. "Damals hieß
       es, sie arbeiten nur mit der Polizei zusammen und reagieren auf
       gerichtliche Anweisungen. Die Zusammenarbeit war schlecht." Entsprechend
       überrascht habe ihn nun die heftige Reaktion: "In diesem Fall wurde Google
       ja selbst angegriffen. Das scheint die Situation ein wenig verändert zu
       haben."
       
       Nagaraja betont, dass keinesfalls nur die Chinesen Rechner hacken und
       gerichtete Angriffe durchführen: "Alle Dienste tun das. Es ist ihr Job."
       Die größte Gefahr sieht er allerdings nicht in Attacken auf politische
       Organisationen und NGOs, sondern auf die Wirtschaft. Es gebe inzwischen
       Firmen, in denen die gesamte Buchhaltungs-IT mit Malware durchseucht sei.
       "Organisierte E-Crime-Gangs können in diesen Netzen schalten und walten,
       wie sie wollen." Dabei würden dann beispielsweise Fehlbuchungen
       eingeschleust und die Gelder anschließend spurlos abgezogen. Ganze
       Finanzsysteme seien so zum Einsturz zu bringen.
       
       Da sich gerichtete Angriffe mit regulären Mitteln wie Anti-Viren-Programmen
       oder Firewalls nicht verhindern lassen und die Angreifer zunehmend dazu
       über gehen, bislang unbekannte Sicherheitslücken auszunutzen, gegen die es
       schlichtweg noch keinen Schutz gibt, hilft laut Nagaraja nur eine radikale
       Trennung wichtiger Systeme vom Internet. "Den Tibetern habe ich schließlich
       vorgeschlagen, dass sie ihr Netzwerk in zwei Teile trennen sollten: Ein
       Bereich, der mit der Außenwelt kommuniziert und ein anderer, der stets
       abgeschlossen bleibt." Technisch gesehen ist das kein Problem,
       organisatorisch jedoch eine Herausforderung - jeder Nutzer muss die
       Trennung bei seiner täglichen Arbeit strikt einhalten.
       
       Auch auf einem Einzelplatz-PC ist das mittlerweile möglich. Mit Hilfe der
       so genannten Virtualisierung und Programmen von Anbietern wie Parallels,
       Vmware oder Sun (Virtualbox) lassen sich mehrere Betriebssysteminstallation
       auf einem Rechner gleichzeitig ausführen. So kann man beispielsweise seine
       Internet-Bankgeschäfte in einem garantiert virenfreien Linux tätigen, aber
       unter Windows Online-Games spielen; beide Systeme sind gegeneinander
       abgeschottet. Da die Einrichtung einer Virtualisierung mindestens Zeit und
       meistens auch Geld kostet, hat sich die Technik bislang jedoch nur in
       sicherheitssensiblen Bereichen und bei Firmen durchgesetzt, die mehrere
       Betriebssysteme gleichzeitig nutzen müssen.
       
       [1][Anleitung]: Ubuntu unter Windows XP mittels VirtualBox
       
       26 Jan 2010
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.psychocats.net/ubuntu/virtualbox
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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