# taz.de -- Debatte um Lafontaine-Nachfolge: Ost-Linke gegen neue Führung
       
       > Die Ost-Landesverbände der Linken kritisieren, wie es zur Nominierung der
       > Parteiführung kam. Wenn die Verbände nicht zustimmen, droht die Wahl der
       > Führung im Mai zu scheitern.
       
 (IMG) Bild: Bis zu zwei Drittel der Delegierten könnten gegen die neue Führung stimmen.
       
       Nur zwei Tage lang hielt das Bündnis in der Linken-Führung. Da hatten sich
       die Landesvorsitzenden und der Parteivorstand in einer Marathonsitzung
       Dienstag früh um vier Uhr endlich auf Kandidaten für die Parteispitze
       geeinigt, und schon am Donnerstag drohte die Einigung zu platzen. In einem
       Interview erklärte Sachsen-Anhalts Linke-Chef Matthias Höhn, ostdeutsche
       Delegierte könnten die Wahl der Führungsriege im Mai torpedieren. Das wäre
       ein Desaster für die zerstrittene Partei.
       
       Der Landesvorsitzende aus Sachsen-Anhalt sagte laut Süddeutscher Zeitung:
       "Ich habe schon in der Nachtsitzung erklärt, dass wir als Ostdeutsche nicht
       sagen können, ob dieses Personaltableau mehrheitsfähig ist." Zu
       Wochenbeginn hatten die Landeschefs mit dem Fraktionsvorsitzenden im
       Bundestag, Gregor Gysi, die Besetzung einer neuen Führungsriege
       beschlossen.
       
       Die Berliner Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch und der Vizeparteichef
       Klaus Ernst sollen die Nachfolge Oskar Lafontaines und Lothar Biskys als
       Parteivorsitzende antreten. Dietmar Bartschs Posten als
       Bundesgeschäftsführer sollen sich ab Mai zwei Personen teilen: der
       WASG-Mitgründer und Vizefraktionschef der Linken, Werner Dreibus, sowie die
       Bundestagsabgeordnete und Mitgründerin des pragmatischen "Forums
       demokratischer Sozialismus", Caren Lay.
       
       Sachsen-Anhalts Landeschef zeigt sich unzufrieden mit diesem Ergebnis, dem
       er selbst zugestimmt hat: "Es war eine Zustimmung um des Ergebnisses
       willen, aber nicht, weil das eine gute Lösung ist." So ergebe es "keinen
       Sinn", die Geschäftsführung zwei Personen anzuvertrauen. Ähnlich äußerte
       sich der Fraktionschef in Mecklenburg-Vorpommern, Helmut Holter.
       
       Die Kritik offenbart, wie unzufrieden insbesondere die Ost-Landesverbände
       über die Personalvorschläge sind: Klaus Ernst gilt als aufbrausend und bei
       den dortigen Genossen kaum vermittelbar. Zuletzt hatte Ernst Dietmar
       Bartsch heftig kritisiert. Die Ost-Landesverbände hingegen versuchten, den
       Bundesgeschäftsführer im Amt zu halten.
       
       Gesine Lötzsch hat zwar dreimal hintereinander in Berlin ein Direktmandat
       für den Bundestag errungen. Die in der Hauptstadt seit acht Jahren
       mitregierenden Parteifreunde hat sie jedoch oft für deren pragmatischen
       Kurs kritisiert. Ohne die Ost-Landesverbände haben die Kandidaten keine
       Mehrheit. Auf Linke-Parteitagen stellen diese rund zwei Drittel der
       Delegierten.
       
       Unzufrieden ist auch Klaus Lederer. Berlins Landeschef zeigt zwar
       Verständnis dafür, dass es "schnell einen Vorschlag geben sollte". Doch
       gegenüber der taz bemängelt Lederer: "Ein solches Gesamtpaket ist sehr
       fragil, wenn es nicht auf einer gemeinsamen inhaltlich-strategischen
       Verständigung beruht. Das können aber letztlich nur die Mitglieder
       leisten." Lederer stimmte in der Marathonsitzung daher gegen das
       Gesamtergebnis. Und er fordert: "Nun müssen sich unsere Mitglieder ein
       eigenes Bild zu den Personalvorschlägen machen können."
       
       29 Jan 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Matthias Lohre
       
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