# taz.de -- Landesparteitag: "Es gäbe Schnittmengen"
       
       > Linken-Vorstandssprecherin Cornelia Barth über das Ende des Ost-West
       > Konflikts, defensive Gewerkschaften und die ausbleibenden Avancen der
       > Bremer SPD
       
 (IMG) Bild: Abwehrkampf von Ver.di bei der BLG in Bremerhaven
       
       taz: Die Diskussion um die neue Führung der Linkspartei ist voll im Gange.
       Beschäftigt dies auch Ihren heute beginnenden Landesparteitag? 
       
       Cornelia Barth: Wir werden den Delegierten von der Sitzung am Dienstag in
       Berlin berichten. Ob es dann noch Debattenbedarf gibt, kann ich nicht
       einschätzen. Ein Antrag fordert künftig eine quotierte Doppelspitze.
       
       Quotiert heißt nicht Ost-West? 
       
       Nein, Mann und Frau. Der Ost-West-Gegensatz existiert so nicht mehr, da ist
       im Lauf der Jahre viel Bewegung reingekommen.
       
       Soviel, dass auch die West-Landesverbände jemanden wie die ehemalige
       SED-Politikerin Gesine Lötzsch in einer Doppelspitze akzeptieren? 
       
       Frau Lötzsch verfügt über eine lange parlamentarische Erfahrung und hat den
       IG-Metaller Klaus Ernst an ihrer Seite. Ich finde, dass das vorgeschlagene
       Personaltableau ausgewogen ist. Die Kandidaten werden bis zum
       Bundesparteitag im Mai in Rostock sehr genau beäugt werden. Aber natürlich
       fängt ein Duo mögliche Skepsis auf.
       
       Das Doppelspitzen-Prinzip wird bei den Grünen seit langem erfolgreich
       praktiziert. Warum führen Sie es erst jetzt ein? 
       
       Uns gibt es ja erst seit 2007. Damals waren die Findungsprozesse zwischen
       PDS und WASG vorrangig. Die Geschlechterfrage reinzubringen, das war in der
       Zeit kein Thema.
       
       Heute soll ein Leitantrag das Verhältnis zu den Gewerkschaften in Bremen
       neu bestimmen. Warum geschieht das ausgerechnet jetzt? 
       
       Ohne die Gewerkschaften wird es keine Veränderungen geben. Trotzdem gibt es
       bei uns auch Unzufriedenheit über ihre Rolle, etwa beim Thema Bremerhavener
       Gesamthafenbetriebsverein.
       
       Da haben Sie ein Beschäftigten-Komittee unterstützt, während Ver.di einen
       "Beschäftigungssicherungspakt" ausgehandelt - und dabei Entlassungen
       akzeptiert hat. 
       
       Mitglieder der Linken haben das Komittee unterstützt. Als Landesverband
       haben wir uns nicht klar positioniert, weil die Gemengelage etwas
       undurchschaubar war und ist. Aber der Fall zeigt: Die Gewerkschaften sind
       schon seit Jahren hauptsächlich mit Abwehrkämpfen beschäftigt. Die Frage
       für uns ist: Wie kommt man zu einer sinnvollen Kooperation für politische
       Offensiven?
       
       Die Frage ist aber auch: Wollen die häufig sozialdemokratisch orientierten
       Gewerkschaften mit ihnen kooperieren? 
       
       In allen Gewerkschaften gibt es auch Menschen, die uns nahe stehen. Die
       starke Fixierung auf die SPD - vor allem beim DGB - hatte in Bremen
       natürlich auch mit der Person der ehemaligen DGB-Vorsitzenden, der
       Bürgerschaftsabgeordneten Helga Ziegert zu tun.
       
       Die ist jetzt ja weg und ihre Nachfolgerin ist keine Abgeordnete. Ist das
       Ihre Chance für ein neues Bündnis? 
       
       Das wird man sehen.
       
       Auch ein anderer möglicher Bündnispartner ziert sich. Ist die SPD nach dem
       Erfolg der Linken bei der Bundestagswahl auf Sie zugekommen? 
       
       Das habe ich in Bremen nicht wahrgenommen. Bisher gibt es nur Berührungen
       auf parlamentarischer Ebene in der Bürgerschaft. Dabei gäbe es durchaus
       mehr politische Schnittmengen. Aber solange SPD und Grüne mit einer
       Schuldenbremse das Gemeinwesen handlungsunfähig machen oder ein mit 30 Euro
       viel zu teures Sozialticket auflegen, gibt es keine Koalition mit uns.
       
       29 Jan 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Jakob
       
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