# taz.de -- Krach bei den Saar-Grünen: Bündnis Sonnenblume gegen Ulrich
> Innerhalb der Saar-Grünen formiert sich Widerstand gegen den
> "autokratischen" Stil ihres Chefs Hubert Ulrich. Die interne Opposition
> fordert Mitgliederentscheide bei Grundsatzfragen.
(IMG) Bild: Wie bei Studenten hier im November regt sich innerhalb der Grünen Saar Widerstand gegen Ulrich.
SAARBRÜCKEN taz | Bei den Grünen an der Saar formiert sich intern eine
Oppositionsgruppe gegen den Kurs von Landespartei- und Fraktionschef Hubert
Ulrich. Das vom Vorsitzenden der Grünen im Landkreis Merzig-Wadern, Stefan
Müller, mitgegründete Aktionsbündnis Sonnenblume wendet sich vor allem
gegen die "autokratischen Strukturen" an der Spitze der Landespartei, wie
Müller am Freitag der taz sagte.
Man wolle "mehr Transparenz und innerparteiliche Demokratie", sagte Müller.
Deshalb stehe das Aktionsbündnis Sonnenblume zunächst einmal "in Opposition
zu den herrschenden Verhältnissen in der Partei", so Müller. So fordere man
etwa die Trennung von Amt und Mandat und die Einführung von
Mitgliederentscheiden bei Grundsatzfragen. Müller beklagt zudem, dass alle,
die sich kritisch zur Politik des Landesvorstandes um Ulrich äußerten,
"permanent parteiintern angegangen" würden.
Müller hat selbst entsprechende Erfahrungen gemacht. Der als Kritiker einer
Jamaika-Koalition bekannte Politiker war kurz vor dem entscheidenden
Koalitionsparteitag der Grünen im Saarland in einer rasch - und seiner
Auffassung nach satzungswidrig - einberufenen Sitzung seines Ortsvereins
als Delegierter abgewählt worden. Seine Ablösung initiiert habe der
Ortsvereinschef der Grünen in Merzig und "Parteigänger von Ulrich", Klaus
Borger, wusste Müller seinerzeit zu berichten. Borger ist inzwischen
Staatssekretär im Umweltministerium.
Parteichef Ulrich wurde damals zudem vorgeworfen, weitere mutmaßlich
"abweichlerische" Delegierte telefonisch zu einem Votum für die Koalition
mit CDU und FDP gedrängt zu haben. Trotz unter anderem der Kritik an den
verdächtig hohen Mitgliedszahlen in Ulrichs Ortsverein Saarlouis, der etwa
ein Drittel der Delegierten auf den Landesparteitagen stellt, kam es auf
der Delegiertenversammlung in Spießen zu einem überwältigenden Votum von
fast 90 Prozent für ein Jamaika-Bündnis.
Das Verhältnis zwischen Müller und seinem Kontrahenten Borger hat sich
inzwischen anscheinend normalisiert. Ein Schiedsgericht der Grünen Saar
stiftete nämlich vor ein paar Tagen Frieden. Müller zeigte sich nach der
Sitzung des Schiedsgerichts "zufrieden". Die Sache mit seiner Abwahl als
Delegierter vor dem Koalitionsparteitag sei damit "aus der Welt geschafft".
Das allerdings habe keinen Einfluss auf seine "kritische Grundhaltung"
gegenüber der Landesparteiführung, betonte Müller.
Ulrich nannte das innerparteiliche Oppositionsbündnis auf Nachfrage der taz
eine "Schmunzelnummer". Die Gruppe sei offenbar "nicht in der Lage, sich im
Rahmen der demokratischen Strukturen der Partei zu bewegen und zu
artikulieren". Weiter groß interessieren aber würde ihn das alles ohnehin
nicht, denn "das sind doch nur drei bis fünf Leute". Müller dagegen spricht
von "rund zehn Aktivisten", und davon, "dass wir täglich mehr werden".
Das inzwischen mit einer Satzung ausgestattete Aktionsbündnis Sonnenblume
nehme ab sofort das Recht für sich in Anspruch, sich mit Kritik nicht nur
an der Parteiführung, sondern auch an Jamaika immer dann zu Wort melden,
"wenn grüne Grundsätze auf dem Koalitionsaltar geopfert werden", so Müller
abschließend. Die Grüne Jugend Saar legte unterdessen Wert auf die
Feststellung, dass sie nicht Teil der "Sonnenblume" sei. In der
Oppositionsgruppe würden sich nur einzelne Mitglieder auf eigene Rechnung
engagieren.
1 Feb 2010
## AUTOREN
(DIR) Klaus-Peter Klingelschmitt
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