# taz.de -- China und die Hacker: Schlag gegen die Schwarzen Falken
       
       > Chinas Regierung wird oft vorgeworfen, im großen Stil übers Internet
       > andere auszuspionieren. Jetzt hat sie den Spieß umgedreht und die "größte
       > Hackerschule" im Netz geschlossen.
       
 (IMG) Bild: Google will sich wegen angeblicher Hackerangriffe aus China zurückziehen.
       
       PEKING taz | Sie nannten sich „Schwarze Falken Sicherheitsnetz", ihre
       Geschäftsidee war zeitgemäß, nun droht ihnen Gefängnis: Drei professionelle
       Hacker sind nach Angaben chinesischer Medien festgenommen worden, weil sie
       in großem Stil Computerviren, Trojaner und so genannte Spyware verkauft
       haben sollen.
       
       Mit diesen Programmen können Webseiten, Emails und Festplatten von
       Geschäften, Behörden und Privatpersonen ausspioniert und attackiert werden.
       Damit sei den Behörden in der zentralchinesischen Provinz Hubei ein Schlag
       gegen die größte Hacker-Schule Chinas gelungen, heißt es. 50 Polizisten
       beteiligten sich an der Jagd auf die Computerbande, die auf ihrer Webseite
       „3800hk.com" Training anbot.
       
       Die Hacker-Webseite bestand seit fünf Jahren und gab sich als Firma aus,
       die genau das Gegenteil von dem tat, was sie vorgab: Das Internet vor
       Angriffen zu schützen. Die „Schwarzen Falken" verkauften 12.000 zahlenden
       Mitgliedern Tipps und Programme für rund 700.000 Euro. Außerdem bedienten
       sie 170.000 Gratis-Nutzer.
       
       Die Polizei beschlagnahmte jetzt neun Web-Server, fünf Computer und ein
       Auto. Die Behörden waren bereits im vorigen April auf die Machenschaften
       der Hacker aufmerksam geworden, als sie im Auftrag eines Internet-Cafés
       dessen Konkurrenz lahm legten.
       
       Der Schlag gegen die Hackerbande von Hubei fällt in eine Zeit, in der
       Chinas Ruf im Internet schwer angeschlagen ist. Das Land wird immer wieder
       beschuldigt, Brutstätte von Cyber-Kriminalität zu sein.
       
       Amerikanische, britische und deutsche Behörden klagten in letzter Zeit über
       Angriffe von Hackern, deren Heimat sie in China vermuteten. Dabei ist es
       nicht klar, ob die chinesische Regierung hinter solchen Aktivitäten steht,
       ob sie Attacken zuweilen duldet oder stets bekämpft, wie sie beteuert:
       „China ist selbst Opfer von Cyber-Kriminalität", erklärt Peking immer
       wieder.
       
       Jüngst erklärte der US-Konzern Google, er erwäge, sich aus der
       Volksrepublik zurückzuziehen. Seine Rechner seien ausspioniert und die
       E-Mail-Adressen von Regierungskritikern angegriffen worden. Beweise für die
       ursprüngliche Herkunft solch gefährlicher Programme sind allerdings oft
       schwer zu führen, sagen Experten.
       
       Computerkriminalität in China selbst ist weit verbreitet, das ist nicht
       anders als in vielen anderen Staaten. Wie im Fall des Internet-Cafes
       versuchen chinesische Unternehmen vielerorts, ihre Konkurrenz
       auszuspionieren oder zu zerstören. Erpresser bedrohen die Computernetzwerke
       öffentlicher Einrichtungen, auf Webseiten von Regierungsämtern tauchen
       plötzlich obszöne Bilder auf.
       
       Mittlerweile existiert in China mit mehr als 380 Millionen Nutzern
       inzwischen die größte Cybergemeinde der Welt. Neben den kriminellen Hackern
       hat sich auch eine Szene von Computerclubs etabliert, die es sich zum Sport
       machen, Zensur-Sperren im Internet zu überwinden.
       
       Gleichzeitig durchforsten unzählige staatliche Kontrolleure Computer und
       Emails von Bürgerrechtlern, Diplomaten und ausländischen Journalisten. Die
       Regierung hat inzwischen ein Gesetz gegen illegales Hacken und die
       Verseuchung von Computern mit Viren erlassen. Nach Angaben des Nationalen
       Zentrums für Computersicherheit haben Hacker im vergangenen Jahr Schäden in
       Höhe von umgerechnet rund 760 Millionen Euro angerichtet.
       
       8 Feb 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jutta Lietsch
       
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