# taz.de -- NRW kauft, BaWü nicht: Länder bei Steuer-CD uneins
       
       > Baden-Württemberg will keine CD mit den Daten mutmaßlicher
       > Steuer-Hinterzieher kaufen, schiebt den Schwarzen Peter dem Bund zu. Der
       > hält den Kauf für Ländersache. Derweil kauft NRW eine CD.
       
 (IMG) Bild: Die Daten führen zu millionenschweren Steuer-Nachzahlungen.
       
       BERLIN/STUTTGART dpa/taz | Der Streit um den Kauf gestohlener Schweizer
       Bankdaten über deutsche Steuerbetrüger geht in eine neue Runde.
       Baden-Württemberg will die angebotenen Daten nicht kaufen und die
       Entscheidung dem Bund überlassen. Die in dieser Frage tief zerstrittene
       CDU/FDP-Landesregierung teilte am Freitag in Stuttgart mit, dass das
       Bundeszentralamt für Steuern in Bonn die Daten bewerten und bei einem
       positiven Ergebnis auch den Kauf übernehmen solle. Dies sei mit dem
       Bundesfinanzministerium klar vereinbart worden.
       
       Das Sprecher des Finanzministeriums in Berlin sagte allerdings, dass der
       Bund und das Bundeszentralamt selbst nicht als Käufer einspringen würden.
       Ein Kauf sei einzig Sache der Länder. Der Bund unterstütze die Länder,
       indem er einen Ankauf rechtlich bewerte. Auch könne er koordinierend tätig
       werden, wenn sich Bundesländer zum Daten-Kauf entscheiden sollten, sagte
       der Ministeriumssprecher. In Stuttgart stemmt sich vor allem die FDP gegen
       einen Kauf der geklauten Steuerdaten.
       
       NRW-CD gekauft 
       
       Derweil gingen die Behörden in Nordrhein-Westfalen einen anderen Weg. Wie
       Spiegel-Online berichtet, hat die Steuerfahnung Wuppertal eine der
       umstrittenen CDs gekauft. Darauf sollen die Daten von mehr als 1.400
       mutmaßlichen Steuerhinterziehern aus dem gesamten Bundesgebiet erfasst
       sein. Angeblich wurden 2,5 Millionen Euro bezahlt.
       
       Insgesamt sind mehrere CDs im Angebot. Da gibt es ein Angebot in Bayern,
       eines in Schleswig-Holstein, eines in NRW und eines in Baden-Württemberg.
       Das nordrhein-westfälische CD-Angebot gilt als das bislang
       aussichtsreichste. Stichproben dieser CD führten im Vorfelde bereits zur
       Überführung von Steuerhinterziehern.
       
       Die CD, die in Baden-Württemberg angeboten wurde, soll nach Medienberichten
       rund 2.000 mögliche Steuersünder aus dem ganzen Bundesgebiet aufführen, die
       ihr Geld über die Schweiz am deutschen Fiskus vorbeischleust haben könnten.
       Für diese CD haben die Informanten angeblich 500.000 Euro gefordert. Die
       Daten-Sammlung hat dem Vernehmen nach nichts zu tun mit der inzwischen in
       NRW gekauften.
       
       Schweiz will Informanten aufstöbern 
       
       Weiter offen ist, ob die Schweiz die im Zusammenhang mit den Steuerdaten
       erbetene Rechtshilfe von deutschen Behörden erhält. Das entsprechende
       Ersuchen der Schweiz zielt auch darauf ab, den Informanten der deutschen
       Finanzbehörden genannt zu bekommen. Der Streit über den Umgang mit der
       illegal beschafften Steuer-CD wird auch Thema sein bei einem Treffen von
       Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit seinem Berner Amtskollegen
       Hans-Rudolf Merz nächste Woche in Berlin.
       
       Der baden-württembergische Staatsminister Helmut Rau (CDU) hatte zuvor
       mitgeteilt, die vorliegenden Probedaten würden dem Bundeszentralamt für
       Steuern zur Prüfung und Bewertung übergeben. Sollte das Amt zum Schluss
       kommen, dass die Daten auf einer CD rechtssicher nutzbar sind, sollten sie
       auch verwertet werden.
       
       Schäubles Sprecher sagte, das Bundeszentralamt für Steuern verfüge im
       Zusammenhang mit den zu prüfenden Daten möglicherweise auch über
       Kenntnisse, dass andere Bundesländer davon betroffen sind. Das
       Bundeszentralamt werde dann mit diesen Ländern über einen möglichen Ankauf
       sprechen, aber nicht selbst kaufen. "Wenn gekauft werden soll, wird der
       Kauf von einem Bundesland vollzogen." Es gebe zum Umgang eine allgemeine,
       informelle Einigung zwischen Bund und Ländern.
       
       Zum Schweizer Rechtshilfeersuchen an mehrere Bundesländer sagte ein
       Sprecher des FDP-geführten Bundesjustizministeriums, die zuständigen
       Ressorts prüften noch mögliche Bedenken. Es gebe aber relativ wenig
       Spielraum, das Ersuchen abzulehnen. "Nach derzeitigem Stand sieht es danach
       aus, dass möglicherweise wenig dagegen spricht." Eine mögliche
       Strafverfolgung sei dann Sache der Länder. Daten von Steuerbetrügern wurden
       mehreren Bundesländern angeboten.
       
       Verhandlung über Doppelbesteuerungsabkommen 
       
       Schäuble und Merz verhandeln am kommenden Dienstag über ein neues
       Doppelbesteuerungsabkommen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) geht – wie auch
       Schäuble – trotz der Kontroverse um die Steuerdaten von einer raschen
       Einigung aus. Die Schweiz will mit Doppelbesteuerungsabkommen – auch mit
       anderen Ländern – vermeiden, auf einer Sünderliste der internationalem
       Wirtschaftsorganisation OECD zu erscheinen.
       
       Erst kürzlich hatte Bern angekündigt, den Zufluss von neuem unversteuertem
       Schwarzgeld aus dem Ausland in die Schweiz stoppen zu wollen. Problematisch
       ist aber eine Regelung für das seit Jahrzehnten in Schweizer Banken
       schlummernde Schwarzgeld. Die Schweizer Regierung will die Frage der
       Altlasten nach Angaben aus Bern in Verhandlungen mit über die neuen
       Doppelbesteuerungsabkommen einbringen.
       
       Im Gespräch ist nach Angaben aus Bern nach wie vor eine seit längerem in
       der Schweiz diskutierte Abgeltungssteuer wie es sie auch in Deutschland
       gibt. Hier würde die Schweiz auf ausländische Vermögen die gleichen Steuern
       erheben wie im Heimatland des Anlegers. Den Ertrag würde sie an das
       jeweilige Land weiterleiten, ohne den Namen des Konto-Besitzers zu nennen.
       Im Gespräch ist auch eine Steueramnestie mit niedrigen Strafzinsen.
       
       26 Feb 2010
       
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