# taz.de -- Unfaire Methoden des Pentagon: Airbus zieht Tankjet-Angebot zurück
> Airbus baut das erfolgreichste Tank-Flugzeug für Kampfjets, zieht sein
> Angebot ans US-Militärs aber entnervt zurück, weil die 35 Milliarden
> Dollar schwere Ausschreibung Boeing unfair begünstigt.
(IMG) Bild: Der geplatzte Traum der Airbus-Manager: Airbus tankt einen US-Bomber auf.
PARIS/BERLIN rtr/dpa/taz | Es geht um 179 Tankflugzeuge im Wert von 35
Milliarden Dollar – und um mögliche Folgeaufträge, die noch mehr Umsatz
versprechen. Trotzdem zieht der europäische Rüstungskonzern EADS sein
gemeinsames Angebot mit US-Partner Northrop Grumman ans Pentagon zurück.
Dabei ging es um die Lieferung von Tankflugzeugen an die US-Luftwaffe. Die
EADS-Tochter Airbus baut das derzeit weltweit erfolgreichste Tankflugzeug.
Am Montagabend waren EADS und sein US-Partner Northrop Grumman als Team aus
dem Bieterrennen ausgestiegen mit der Begründung, die Modalitäten würden
den Rivalen Boeing einseitig begünstigen. Man wolle auch nicht alleine
bieten, stellte EADS-Konzernchef Louis Gallois am Dienstag am Rande der
Bilanzpressekonferenz noch einmal klar.
Der Chef der EADS-Tochter Airbus, Tom Enders, erklärte, unter den gegebenen
Bedingungen sei ein Angebot für die US-Tankflugzeuge wirtschaftlich nicht
sinnvoll. "Wenn unser Partner Northrop Grumman überzeugt ist, dass wir in
dem derzeitigen Umfeld keine Chance haben zu gewinnen – egal wie gut unser
Angebot ist", erklärte Enders, "dann kann ich mich dieser Einschätzung nur
anschließen".
Die jetzige Ausschreibung ist bereits der dritte Anlauf zur Vergabe des
Auftrags für 179 Tankflugzeuge der US-Luftwaffe. Ursprünglich sollte Boeing
die Maschinen bauen. Als mit der Auftragsvergabe jedoch einer der größten
Beschaffungsskandale der USA aufflog, wurde die Entscheidung rückgängig
gemacht. Bei der zweiten Ausschreibung kamen im Februar 2008 Northrop und
EADS mit einer umgebauten Version der A330 zum Zug. Nach erfolgreichem
Protest von Boeing schrieb das Pentagon den Auftrag aber erneut aus.
Airbus hat derzeit wenig Fortune mit seinen Militäraufträgen. Wegen des
Debakels um den Militärtransporter Airbus A400M weist die Konzernmutter
EADS bereits einen Verlust für 2009 aus. Das Unternehmen stürzte unter dem
Strich mit 763 Millionen Euro in die roten Zahlen. Die Dividende soll
ausfallen.
Auch für das laufende Jahr rechnet EADS noch nicht mit einer Entspannung
der Ertragslage. Auch die Produktion des zivilen Großraumjets A380 dürfte
nur "leicht" rentabler werden. Da wäre der Tankflugzeug-Auftrag für den
Konzern sehr hilfreich gewesen.
Das Pentagon äußerte sich "enttäuscht". Zugleich wies das
Verteidigungsministerium den Vorwurf unfairer Wettbewerbsbedingungen
zugunsten des amerikanischen Konkurrenten Boeing zurück, dem nunmehr das
Feld allein überlassen ist.
Schon vor drei Monaten hatte Northrop Grumman (NGC) gedroht, das Handtuch
zu werfen, weil mit gezinkten Karten gespielt werde. So hatte Boeing
offenabr Einsicht in das Airbus-Preisangebot erhalten und konnte sein
Angebot darauf abstimmen.
"Die jetzige Ausschreibung ist klar maßgeschneidert auf den kleineren und
weniger leistungsfähigen Flieger der Konkurrenz", sagte Enders. "Die
Schlussfolgerung liegt auf der Hand: Es geht hier nicht mehr um das beste
Tankflugzeug und auch nicht um einen fairen Wettbewerb." Auch die
US-Luftwaffe wisse, dass der Airbus-Tanker gegen Boeing "alle fünf
internationalen Ausschreibungen der letzten Jahre gewonnen" habe.
US-Verteidigungsminister Robert Gates hatte 2009 erklärt, er könne auch
leben mit nur einem Angebot. Der stellvertretende US-Verteidigungsminister
William Lynn betonte in einer schriftlichen Stellungnahme, Northrop Grumman
habe sich bei einer ersten Ausschreibung 2008 als wettbewerbsfähig
erwiesen. "Wir sind fest davon überzeugt, dass der derzeitige Wettbewerb
fair strukturiert ist und dass beide Unternehmen effektiv miteinander
konkurrieren können." Änderungen bei der Ausschreibung seien nicht erfolgt,
um den einen oder anderen Bewerber zu bevorzugen, fuhr Lynn fort.
Die US-Luftwaffe muss 534 Tanker und Frachter ersetzen. Das verspricht
langfristig ein Geschäft von 100 Milliarden Dollar. Im ersten Los geht es
um 68 Maschinen für zwölf Milliarden Dollar und undatierte Folgeaufträge
für 111 Flugzeuge.
Der EADS-Tanker KC-45 ist vom Großraumflugzeug Airbus A330 abgeleitet und
hat bisher alle internationalen Wettbewerbe gegen Boeings KC-767 gewonnen.
Die KC-767 basiert auf dem alten Verkehrsjet B767, der von Airbus völlig
vom Markt verdrängt wurde. Nach dem Verlust der ersten amerikanischen
Ausschreibung hat Boeing sein Modell überarbeitet. EADS hatte für den
Airbus-Tanker ein eigenes Werk in den USA bauen wollen, in dem auch die
A330-Frachter montiert werden sollten.
9 Mar 2010
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