# taz.de -- Kommentar Westerwelles Reisen: Gatte in der Retroschleife
       
       > Mag sein, dass FDP-Chef Westerwelle es bei seinen Reisebegleitungen mal
       > wieder übertrieben hat. Doch die Medien stürzen sich mit Herdentrieb auf
       > ihn und seine leichte Angriffsfläche.
       
       Am Mittwoch streifte sich Michael Mronz in der Bild-Zeitung die
       Küchenschürze über. "Gerade weil wir keine eigenen Kinder haben, möchte ich
       ein Herz für Kinder zeigen", so rechtfertigte der Lebensgefährte des
       Außenministers seinen Mitflug nach Südamerika. Damit zieht er sich gleich
       doppelt auf die Rolle der traditionellen Politikergattin zurück. Die hatte
       zu Hause für die Kinder zu sorgen und die Schirmherrschaft über einen
       Wohlfahrtsverband zu übernehmen.
       
       Es ist schade, dass Mronz jetzt diese Retropirouette dreht. Vom
       eigentlichen Thema lenkt er ab: Wie gehen wir damit um, dass die
       Partnerinnen und Partner des politischen Spitzenpersonals heutzutage eigene
       Berufe haben? Dass diese Berufe oft sehr nah am politischen Betrieb
       angesiedelt sind, auf den sich die Sozialkontakte von Politikerinnen und
       Politikern von Jugend an beschränken? Dass die Interessen folglich
       kollidieren können?
       
       Es mag sein, dass Westerwelle mal wieder übertrieben hat - wie bei fast
       allem, was er tut. Dass er seinen Partner zu jedem schnöden Arbeitsbesuch
       mitschleift, rief von Anfang an Stirnrunzeln hervor. Andererseits hatte es
       auch sein Gutes, dass der Minister selbst Latino-Machos und religiöse
       Fundamentalisten mit seiner sexuellen Orientierung konfrontierte.
       
       Mit bemerkenswertem Herdentrieb stürzen sich die Medien mal wieder auf
       einen Politiker, der ihnen eine leichte Angriffsfläche bietet. Die
       Kanzlerin steht daneben und schweigt - obwohl sie die Koalition mit
       Westerwelle doch einst als Wunschbündnis bezeichnete und jene
       Steuersenkungen, die sie dem FDP-Chef jetzt nicht gönnen will, im Wahlkampf
       selbst versprach. Immerhin: Ihr Mann begleitet sie nicht auf dienstliche
       Termine. Gab es deswegen nicht auch schon mal Beschwerden?
       
       10 Mar 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralph Bollmann
       
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